Am 20. Dezember 2019 um 12.30 Uhr wird das AKW vor den Toren Berns abgeschaltet. Doch damit beginnt eigentlich erst die grosse Arbeit. Erstmals in der Schweiz wird ein Kernkraftwerk zurückgebaut. Der Rückbau dauert rund 15 Jahre.
Die BKW will die Stilllegung des 47-jährigen Atomkraftwerks hauptsächlich mit eigenen Mitarbeitenden durchführen, wie der Konzern am Freitag in einer Medienmitteilung schreibt. Sie verfügten über umfassende Anlage- und Fachkenntnisse. So sei man vor Überraschungen geschützt, sagte BKW-CEO Suzanne Thoma in einem firmeneigenen Video.
Zusätzlich hat die BKW laut Mitteilung auch «frühzeitig Rückbauexperten eingestellt, die über internationale Erfahrung im Rückbau von Kernkraftwerken verfügen". Für hochspezialisierte, einmalige Aufträge arbeitet der Berner Energiekonzern mit externen Dienstleistern zusammen.
Um sich die nötigen Leistungen zu sichern hat der Konzern die wichtigsten Aufträge bereits vergeben. Hebetec Engineering aus Hindelbank BE und die Deutsche Uniper Anlagenservice GmbH aus Gelsenkirchen werden mit der Demontage grösserer Einzelkomponenten betraut, wie die BKW am Freitag mitteilte.
Die beiden Firmen sollen schon kurz nach der Abschaltung an die Arbeit: sie demontieren insbesondere die beiden Turbinen, die beiden Generatoren und weitere Anlageteile. Die Komponenten sind bis zu 210 Tonnen schwer, weshalb die BKW Spezialkenntnisse und -werkzeug braucht.
Sind die grossen Anlageteile aus dem Maschinenhaus entfernt, können die freien Flächen für den Aufbau einer Materialbehandlung verwendet werden. Die frühzeitige Einrichtung der Materialbehandlung ist gemäss BKW aus logistischen Gründen für den weiteren Verlauf des Rückbaus wichtig.
Der erste Rückbau eines AKWs in der Schweiz ist für die BKW nicht nur «das grösste Projekt, sondern auch ein Symbol für die Transformation des Unternehmens», wie Thoma im firmeneigenen Videobeitrag sagt.
Vom Stromproduzenten hat sich die BKW in den vergangenen Jahren zu einer Energie- und Infrastrukturdienstleisterin gewandelt. So setzt der Konzern verstärkt auf Dienstleistungen in den Bereichen Gebäudetechnik, Infrastruktur und Energieeffizienz.
Dafür hat die BKW in den vergangenen Jahren zahlreiche Gebäudetechnik-, Ingenieur- und Planungsunternehmen zugekauft – nicht nur zur Freude der einheimischen Gewerbler.
Sie sehen in dem mehrheitlich dem Kanton Bern gehörenden Energiekonzern einen unstatthaften Konkurrenten im privatwirtschaftlichen Umfeld.
(SDA)