Die Planungsarbeiten und Vorbereitungen seien nahezu abgeschlossen, hiess es an einem Mediengespräch am Freitag auf dem AKW-Gelände. Die beiden Deckel der Reaktordruckbehälter seien eingetroffen.
In der kommenden Woche wird der Reaktor 1 für die Jahresrevision abgeschaltet. Dabei soll der Deckel ausgetauscht werden. Der Reaktor bleibt für mehr als 100 Tage vom Netz. Der Reaktor 2 soll im August für die Revision abgeschaltet werden.
Die Kosten für die neuen Deckel betragen 100 Millionen Franken. Die bestehenden Deckel seien «vollständig intakt», sagte Stephan Döhler, Leiter Division Kernenergie bei der Axpo. Sie würden jedoch aufgrund von Erfahrungen bei baugleichen Deckeln im Ausland trotzdem ersetzt. Döhler sprach von einer «vorsorglichen Massnahme».
Die neuen Deckel - in Japan geschmiedet und in Spanien gefertigt - sind je 52 Tonnen schwer. Der Durchmesser beträgt vier Meter und die Höhe zwei Meter. Die Deckel haben mehrere Durchlässe für Einschübe wie die Steuereinrichtungen des Reaktors.
Um die Deckel der Reaktordruckbehälters austauschen zu können, muss am jeweiligen Containment (Schutzhülle) eine temporäre Transportöffnung von fünf mal fünf Meter gemacht werden. Im Reaktorkern werden sich dann keine Brennelemente befinden, wie Urs Weidmann, Leiter Kernkraftwerk Beznau (KKB) erläuterte. Auch bestehe ein Unterdruck im Gebäude. Weltweit seien bereits hundert Mal solche Deckel ausgetauscht worden.
Die alten, radioaktiv strahlenden Deckel werden in einem Sicherheitsbehälter ins betriebseigene Zwischenlager gebracht. Bereits Ende der 1990er Jahre war das Containment gemäss Weidmann einmal geöffnet worden.
Insgesamt investiert die AKW-Betreiberin Axpo rund 700 Millionen Franken in die sicherheitstechnische Nachrüstung der beiden Reaktoren auf der Aareinsel im unteren Aaretal. Damit betragen die Aufwendungen für Nachrüstung und Erneuerung seit Betriebsaufnahme 2,5 Milliarden Franken.
Mit den Grossprojekten sei sicherheitstechnisch die Basis für einen Betrieb «deutlich über 50 Jahre» gegeben, sagte Döhler. Die Reaktoren würden ein Sicherheitsniveau haben, das «modernsten Standards» entspreche. Dies ermögliche, die beiden Reaktoren «ohne jegliche Kompromisse bei der Sicherheit deutlich über 2020 zu betreiben».
Der Entscheid für die Investitionen wurden gemäss Döhler 2008 gefällt - also drei Jahre vor der AKW-Katastrophe im japanischen Fukushima.
Zu dieser Nachrüstung gehört auch ein weiteres Notstromversorgungssystem für 500 Millionen Franken. Es soll eine autarke, erdbebensichere Stromversorgung für die Kühlung der Reaktoren im Notfall garantieren. Das System besteht aus zwei neuen Gebäuden mit je zwei Dieselaggregaten. Zudem wird derzeit das Anlage-Informationssystem nach 20 Jahren komplett erneuert.
Der Reaktor Beznau 1 ist seit 1. September 1969 offiziell in Betrieb. Der weitgehend baugleiche Reaktor Beznau II nahm den kommerziellen Betrieb im Dezember 1971 auf. Die Reaktoren weisen eine Nettoleistung von je 365 Megawatt (MW) auf.
AKW-Gegner forderten wiederholt die sofortige Ausserbetriebnahme der Beznauer Reaktoren. Die Anlage könne «nicht auf den aktuellen Stand der Sicherheitstechnik nachgerüstet werden».
Die Atomaufsichtsbehörde ENSI hält nach eigenen Angaben einen Betrieb der Schweizer AKW von bis zu 60 Jahren «rein technisch» für möglich. Der Betrieb einer Anlage über 40 Jahre hinaus sei an strenge Vorgaben gebunden, hielt das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat (ENSI) im Oktober 2014 fest. Man erteile jedoch «keinen Blankocheck für Laufzeitverlängerungen».