Wie viel ein Medikament kosten darf, ist umstritten. In der Schweiz werden Medikamentenpreise vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) festgelegt. Dabei orientiert sich das BAG einerseits am Ausland. Es vergleicht, welche Kosten Krankenkassen für die jeweilige Medikamente in anderen Ländern übernehmen müssen.
Andererseits wird berechnet, was eine Behandlung mit anderen Arzneimitteln kostet und welchen Zusatznutzen das neue Produkt bringt. Diese Praxis steht in der Kritik, allen voran der Auslandspreisvergleich. Tatsächlich weiss das BAG gar nicht, wie viel ein Krankenkassenversicherter für ein Medikament in einem anderen Land zu bezahlen hat.
Kosten steigen ungebremst
Kritiker monieren, dass überhöhte Medikamentenpreise dazu führen, dass viele Patienten nicht die Behandlung erhalten, die am besten geeignet für sie wäre – und erst noch zu viel dafür bezahlen müssen!
Neue Kosten verursachen vor allem neue, sehr teure Medikamente. Die Folge: Seit Jahren steigen die Medikamentenkosten hierzulande nahezu ungebremst. Laut des aktuellen Arzneimittel-Report der Krankenkasse Helsana stiegen die Medikamentenkosten zwischen 2010 und 2018 um 46 Prozent auf 7,6 Milliarden Franken.
Grosses Sparpotenzial
Zwar gehören die Medikamentenkosten gemessen an den gesamten Gesundheitskosten von 82,8 Milliarden Franken (2017) immer noch zu den kleineren Kostentreibern. Doch sie wachsen im Vergleich in rasantem Tempo.
Medikamente sind ein grosser Preistreiber in der Grundversicherung, bestimmen also massgeblich, wie stark die Krankenkassenprämien steigen. Denn in der Grundversicherung machen Medikamente rund 25 Prozent der Kosten aus. In diesem Bereich das Sparpotenzial auszuloten lohnt sich!
Teure Originalmedikamente
Zu den grössten Kostentreibern gehören laut Helsana-Report die Immunsuppressiva, mit einem Umsatz von 1,1 Milliarden Franken. Das sind Medikamente, die bei Rheuma und Multipler Sklerose eingesetzt werden.
Dicht gefolgt von den Krebsmedikamenten mit 729 Millionen Franken und den Antiviralia mit 445 Millionen Franken. Damit verursachten die drei umsatzstärksten Medikamentengruppen im Jahr 2017 31 Prozent der Gesamtkosten.
Verbindliche Regeln gefordert
Grosses Einsparpotenzial besteht laut Helsana bei den Nachahmerpräparaten von biotechnisch hergestellten Arzneimitteln, den sogenannten Biosimilars. «Allerdings verschreiben Schweizer Ärzte nach wie vor überwiegend Originale», erklärt die Kasse.
Helsana fordert: «Es braucht verbindlichere Vorgaben für die Ärzteschaft, damit sie die günstigeren Alternativen verschreiben.» Sonst bleibe ein enormes Einsparpotenzial im Schweizer Gesundheitssystem umgenutzt. Dieses belaufe sich gemäss Helsana auf mehrere Hundert Millionen Franken im Jahr.