«Arena»-Erfinder Helmy Heim sagt, wie die SRG Millionen sparen kann
Hier können Sie den Rotstift ansetzen, Herr de Weck!

Einem Altmeister lupft es den Hut! «Ich mache mir wirklich grosse Sorgen um das Fernsehen», sagt Helmy Heim (72). «Wenn mein ehemaliger Arbeitgeber so weitermacht, sehe ich schwarz für dieses doch so schöne Medium.»
Publiziert: 11.10.2015 um 11:43 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2018 um 12:27 Uhr
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Sorgt sich um die SRG: TV-Mann Helmy Heim am Freitag in seinem Büro in Stäfa ZH.
Foto: Joseph Khakshouri
Von Cinzia Venafro

In dieser Woche hat die SRG die Streichung von 250 Stellen kommuniziert. Der durch Empfangsgebühren finanzierte Sender muss sparen. Das Budget der Generaldirektion und der Unternehmenseinheiten in den vier Landesteilen wird noch in diesem Jahr um 20 Millionen Franken gekürzt. Am Leutschenbach muss man den Gürtel enger schnallen – die schlechten Wirtschaftsprognosen zwingen dazu. Helmy Heim war mehr als 30 Jahre lang für das Schweizer Fernsehen als Tonmeister, Regisseur, Redaktor und Konzepter tätig. Hier sagt er, wo SRG-Direktor Roger de Weck (61) den Rotstift ansetzen kann: «Ich spreche aus, was viele alteingesessene SRF-Mitarbeiter denken, sich aber nicht getrauen auszuformulieren.»

Unterhaltung eindampfen
«Aufwendig gemachte Quiz- und People-Sendungen sind kein Service public. Es wäre ja schön, sie auch zu haben. Aber wir können es uns schlicht nicht leisten.»

Vermehrt privates Sponsoring
«Wenn eine Sendung wirklich Potenzial hat, sollte man versuchen, sie durch private Sponsoren zu finanzieren.» Die redak­tionelle Unabhängigkeit müsse davon nicht tangiert sein.

Infrastruktur besser nutzen
«Das Schweizer Fernsehen betreibt ein luxuriöses Studio in Bern, hat zudem das grosse Studio 1 in Zürich. Trotzdem produziert es Sendungen wie ‹Potz Musik› oder ‹DGST› in der Bodensee-Arena in Kreuzlingen. Allein schon die Wege dorthin generieren wahnsinnige Kosten.»

Bürokraten-Irrsinn bekämpfen (2)
«Wir haben damals viele Sendungen ausprobieren können, es entstanden Klassiker wie ‹Karambuli› mit Heidi Abel oder ‹Grell-pastell› mit Kurt Aesch­bacher. Der Laden war effizient klein. Ich hatte ein  Konzept, mein Abteilungsleiter ist damit zum damaligen Direktor Schelli (Peter Schellenberg) gegangen. Wenn die Idee Hand und Fuss hatte, sprach er Geld dafür. Punkt. Bei Schelli war die Hierarchie noch angenehm flach. Heute überlegen teure Kommissionen, halten Sitzungen ab – und schon ist wieder ein Jahr vorüber. Die SRG ist bei der Sendungsentwicklung so bürokratisch lahm aufgeblasen wie die Bundesverwaltung.»

Auf eigene Ideen setzen (3)
«Es ist unhaltbar, dass die öffentlich-rechtliche Anstalt Formate wie beispielsweise ‹The Voice› von ausländischen Privaten einkauft. Weil sie sich an deren Produktionsvorgaben halten müssen (Licht, Technik), wird es sauteuer. Die Schweiz kopiert, weil man keinen Mut hat. Für meine 451 Franken Billag-Gebühren im Jahr erwarte ich Formate, die ich nicht auf deutschen Sendern und von Privaten geboten bekomme.»

Stellen an den richtigen Orten streichen
«Wenn eine Baufirma finanziell in Schieflage ist, kann man nicht einfach die Maurer entlassen! Mehr als 100 Stellen bei der SRF-internen Produktionsfirma TPC sind gefährdet. Dabei wird das Geld nicht dort verschwendet, sondern beispielsweise mit dem teuer produzierten Erscheinungsbild – der Verpackung, mit der sich SRF Prestige erhofft.»

Hollywood-Allüren vergessen (1)
«Das neue Dekor der ‹Arena› ist auf europäischem Niveau – da hat man mit viel zu grosser Kelle angerührt. Auch bei ‹Swiss Award› versucht man verkrampft eine Hollywood-Stimmung hervorzuzaubern. Da muss man bescheidener sein.»

Aufhören, am Zuschauer vorbeizusenden
«Hauptsächlich die Generation 60 plus schaut Schweizer Fern­sehen. Diese Zuschauer werden von den Programmentwicklern aber mit Konserven und Folklore unterhalten und informiert. Das SRF verhält sich da wie ein Schweizer Traditionsrestaurant, das plötzlich nur noch Sushi und Thailändisch auf der Karte hat. Dabei müssten Formate wie ‹Dok› und ‹Reporter›, die bei Jung und Alt beliebt sind, auch online gestärkt werden. Und die urbane und jüngere Zuschauerschaft schaut eh nur noch zeitversetzt online.»

Sender und Vollprogramm streichen
«Zwei Sender pro Landessprache reichen. SRF Info ist schlicht zu teuer: Wiederholungen kann man im Internet schauen. Zudem braucht die Schweiz kein 24-Stunden-Vollprogramm.»

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