Bei der Arbeitslosenquote würden kaum Werte erreicht, wie sie für andere Länder völlig normal seien, so Dell'Anna. «Und somit werden wir wahrscheinlich auch nicht in einen Bereich kommen, in dem man von einer gesellschaftlichen Krise sprechen kann.»
Im Gegenteil habe es zuletzt Anzeichen für eine gewisse Erholung gegeben. Das zeigten zum Beispiel die neusten Daten vom Temporärmarkt, der als «Frühindikator» für den gesamten Arbeitsmarkt gilt. «Alles hängt aber natürlich davon ab, wie gut wir die Pandemie unter Kontrolle halten können», so die Managerin.
Sie warnt ausserdem davor, den Arbeitsmarkt in der Krise stärker abzuschotten. Der vergleichsweise flexible Arbeitsmarkt sei eine der Stärken der Schweiz. Zudem sei der Fachkräftemangel trotz Corona nicht verschwunden. «Zum Beispiel gibt es Engpässe im medizinischen Bereich, und dies nicht wegen Corona. Daneben sind technische und digitale Fähigkeiten nach wie vor rar.»
Dell'Anna ist so oder so davon überzeugt, dass Covid längerfristig Spuren hinterlassen wird - und zwar auch positive. So sei nun klar, dass Homeoffice funktioniere. «Und wir haben gesehen, dass Homeoffice nicht nur für die Mitarbeitenden ein Vorteil ist. Viele Angestellte arbeiten im Homeoffice effizienter.»
Fakt sei ohnehin, dass die Nachfrage nach Homeoffice vorhanden sei. Dies hätten Studien gezeigt. «Eine Firma, die gute Mitarbeitende haben will, kann diesen Trend nicht ignorieren», so die Arbeitsmarktexpertin.
Allerdings müssten beim Homeoffice Arbeitgeber und Arbeitnehmer ihre Erwartungen klären, zum Beispiel, was die Erreichbarkeit betrifft. Man müsse messen, ob die Ziele erreicht wurden und nicht, wie viele Stunden jemand vor dem Computer gesessen ist, findet Dell'Anna. «Aber zugegeben, solche Modelle sind Neuland.»
Für den Personaldienstleister Adecco Group selber sieht die Managerin ebenfalls Chancen durch Corona. «Denn der Anteil der Flexiblen und Temporären wird zunehmen. Weil die Firmen es wollen, und weil es auch die Leute wollen.»
Früher sei es ein Tabu gewesen, wenn jemand nicht fest angestellt war, heute nicht mehr. Dem modernen Arbeitnehmer sei Flexibilität und Freiheit wichtiger. «Und das ist gut für uns.»
(SDA)