Geschmeidig bewegt es sich autonom fort. Mit seinen vier Beinen kann das 30 Kilogramm leichte Robotier kriechen, laufen, tanzen, springen und sogar Türen öffnen. Das ist nicht alles: Je nach Aufgabe kann «ANYmal» hören, sehen oder spüren – Lasersensoren und -kameras sei Dank. Dem Robotier werden «übermenschliche Fähigkeiten» zugesprochen, weil es präziser als menschliche Sinnesorgane Gase und Temperaturen wahrnehmen und etwa auch die Beschaffenheit des Bodens analysieren kann.
Kein Wunder haute der gelenkige Roboter gestern Donnerstag an der Startup-Weltmesse VivaTech (16.5.-18.8.) in Paris die über 100'000 Teilnehmer aus den Socken. Sogar der französische Präsident Emmanuel Macron (41) soll aus dem Staunen nicht mehr herausgekommen sein, heisst es unter Beteiligten. Macron hat die Messe eröffnet. Und kam auch am Schweizer Pavillon vorbei.
ANYmal, eine der Hauptattraktionen an der Viva, ist eine Innovation «Made in Switzerland». Er stammt aus der Laufroboterforschung der ETH Zürich. Deren Präsident Joël Mesot (55) weilt derzeit ebenfalls in Paris. An einem Anlass in der Schweizer Botschaft ist er Donnerstagabend auf ANYmal getroffen. «Ich bin beeindruckt vom Auftritt der Schweiz an der VivaTech. Unser Land wird hier jenseits von Schokolade und Bergen als dynamisches High-Tech-Land präsentiert, zu dem die beiden ETHs wesentlich beitragen», sagt Mesot zu BLICK.
Seit 2009 wird an der ETH an vierbeinigen Robotern geforscht. Der Prototyp des ANYmal entstand 2015, ein Jahr später wurde der Spin-off Anybotics gegründet. Nach fast zehn Jahren Forschungsarbeit war das Robotier zuletzt unter Extrembedingungen autonom in Zürcher Abwasserkanälen auf Inspektionstour. Er könnte einst in Kanälen operieren, die mit heutiger Technologie gar nicht zugänglich sind. Denkbar sind auch Einsätze in Kriegsgebieten, etwa um Tret-Minen aufzuspüren und untersuchen.
Zurück nach Paris: Bereits den ganzen Donnerstag schon war das Robotier an der Technologie-Messe im Einsatz und hat ganz offensichtlich viele beeindruckte Besucher hinterlassen. Auf dem Kurznachrichtendienst Twitter finden sich zahlreiche Einträge über Schweizer Highlights auf der Techmesse.
Nicht nur ANYmal stahl vielen die Schau, auch eine weitere Nachricht über ein Schweizer Jungunternehmen zog viele in ihren Bann: Das Schweizer Touristik-Start-up «GetyourGuide» – ein ETH-Spin-off – hat von einem Konsortium rund eine halbe Milliarde Dollar Risikokapital für die Weiterentwicklung erhalten.
Eine Summe, die in der Geschichte von Schweizer Spin-offs wohl einmalig ist. Mesot auf Twitter: «Ich gratuliere den Firmengründern und unseren ehemaligen Studenten für diesen eindrucksvollen Erfolg.»