Ansturm auf das rote Büchlein
Pass statt Pandemie

Mit der wieder erwachten Reiselust sind Identitätskarten und Pässe gefragter denn je. In Genf liegt die Wartezeit für neue Papiere bei sechs Wochen.
Publiziert: 20.03.2022 um 12:01 Uhr
1/4
Anträge auf Pass-Erneuerungen haben in einigen Kantonen massiv zugenommen.
Foto: Keystone
Camille Kündig

Malediven statt Matterhorn: In der Pandemie haben viele Schweizer und Schweizerinnen ihre Heimat neu für sich entdeckt, aber nun scheint Wellness in den Bergen vielen nicht mehr zu genügen. Das macht sich in den Passbüros bemerkbar.

Anträge auf Erneuerungen haben in einigen Kantonen massiv zugenommen. In Solothurn bestellten letzten Monat mehr als doppelt so viele Menschen einen neuen Ausweis als im Februar 2021. Auch in Neuenburg boomt die Nachfrage seit Mitte Februar. Wer einen Termin im Passbüro buchen will, muss derzeit mehr als einen Monat warten.

Genfer warten so lange wie noch nie

«Wir stellen derzeit deutlich mehr Pässe aus», lässt die Zürcher Sicherheitsdirektion verlauten. Im Kanton Aargau habe die Nachfrage ebenfalls klar zugenommen, sagt Annette Kielholz vom Departement Volkswirtschaft und Inneres. In Genf ist der Ansturm auf das rote Büchlein so stark, dass die Wartezeit sechs Wochen beträgt.

So lange mussten die Genfer noch nie auf einen Termin warten, sagt Laurent Paoliello, Sprecher des Departements für Sicherheit. «Wir gehen davon aus, dass die Lockerung der Einreisebedingungen anderer Länder Auswirkungen auf die Nachfrage hat.» Ausserdem dürften Nachholeffekte eine Rolle spielen. Mitten in der Covid-Krise abgelaufene Reisedokumente zu erneuern, ergab für viele Schweizer keinen Sinn.

Pässe wieder mehr bestellt

Hierzulande gibt es keine Ausweistragepflicht. Um die Grenze zu überqueren, ist ein gültiger Ausweis aber zwingend. Ebenfalls eine Rolle dürfte die zeitweilige Schliessung der Schalter spielen. Im Kanton Bern gab es 2020 einen groben Einbruch bei den Anträgen. Statt der erwarteten 100'000 haben nur 70'000 Berner eine neue ID oder einen neuen Pass beantragt. Nun sind die Ausweisdokumente genauso gefragt wie vor der Pandemie. Etienne Gugolz, Abteilungsleiter Pass- und Identitätskartendienst: «Es ist eine Zuversicht spürbar, weil man davon ausgeht, dass Reisen in den kommenden Monaten stetig einfacher wird.» Gugolz rechnet damit, dass dieses Jahr noch bei rund 12'000 Bernern Nachholbedarf besteht. Zudem beantragten in der wärmeren Jahreszeit von März bis Oktober generell deutlich mehr Leute einen Ausweis.

In den Kantonen Luzern und Freiburg hingegen stellt man keine erhöhte Nachfrage fest. In Freiburg habe es die zwischen Juni und Oktober 2021 gegeben.

Fest steht: Man sollte die Gültigkeit von Pass- und ID frühzeitig prüfen. «Wir empfehlen, mindestens einen – besser zwei Monate – vor Ferienbeginn einen Termin zu vereinbaren», so Annette Kielholz. Sonst könnten Ihre Ferien am Meer statt Sie selbst ins Wasser fallen.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.