Die Corona-Fallzahlen steigen, die Vergnügungsmeilen fahren runter. In einigen Kantonen heisst es in Bars oder Clubs bereits wieder Lichterlöschen. Der Bund dürfte dies am kommenden Mittwoch auch national verfügen. Einzig die Restaurants können hoffen, dass ihnen die komplette Schliessung erspart bleibt.
Doch auch so ist die Situation schon schwierig genug, wie Casimir Platzer (58), Präsident von Gastrosuisse weiss: «Der Schaden ist immens. Die Leute gehen schon jetzt viel weniger ins Restaurant», klagt der oberste Beizer der Schweiz. In einigen Kantonen müssen die Beizen inzwischen so früh schliessen, dass kein zweiter Service möglich ist, also ein Tisch nicht mehr zweimal besetzt werden kann. «Jeder Kanton hat eine andere Regelung. Das ist ein riesiger Flickenteppich, dafür habe ich wenig Verständnis», kritisiert Platzer.
Lob für die Schutzkonzepte
Über 30'000 Jobs hat Corona die Branche bereits gekostet, deshalb mahnt Platzer: «Corona darf nicht auf dem Buckel der Beizer bekämpft werden.» Zumal die Branche ein gut funktionierendes Schutzkonzept habe, das den Gästen die nötige Sicherheit biete, die es bei privaten Anlässen in der Regel so nicht gebe.
Etwas entspannter blickt Hans-Ulrich Bigler (62), Direktor des Schweizerischen Gewerbeverbandes dem kommenden Mittwoch entgegen. Für ihn ist klar: Es dürfe unter keinen Umständen einen zweiten Lockdown geben. «Das Gewerbe hat seine Hausaufgaben gemacht: Viele Branchen und Betriebe haben Schutzkonzepte ausgearbeitet, die funktionieren. Das bestätigen uns sowohl Gewerkschaften wie auch der Bundesrat», sagt Bigler zu BLICK.
Platzer dagegen befürchtet weitere Einschränkungen für die Beizen, fordert deshalb einen Ausbau bereits bestehender Massnahmen, die teilweise nicht oder zu wenig greifen.
Es droht eine Pleitewelle
Etwa bei der Kurzarbeit: Mit der Corona-Krise wurde die Möglichkeit für Kurzarbeitsentschädigungen ausgeweitet. Der Bezug ist während maximal 18 statt 12 Monaten möglich. Zudem gilt bis Ende Jahr ein vereinfachtes Verfahren. Allerdings warnt Platzer: «Ein Mitarbeiter in Kurzarbeit kostet den Unternehmer trotz der Entschädigung immer noch viel Geld.» Denn Ferien oder Arbeitgeberbeiträge müssen auch ohne Einnahmen bezahlt werden. Es brauche einen Ausbau der Kurzarbeitsentschädigung, so Platzer.
Und ergänzt: «Betriebe, die unverschuldet in Existenznot sind, brauchen jetzt Unterstützung. Damit kann man nicht bis zum nächsten Frühling warten.» Das Problem: Mit dem neuen Covid-19-Gesetz wird zwar eine Härtefallregelung für Unternehmen geschaffen. Allerdings dauere die Umsetzung viel zu lange. Zudem bezahlt der Bund nur, wenn es auch die Kantone tun.
Klar ist für Platzer: Kommen für die Beizen weitere Einschränkungen, und gibt es keine weitere Unterstützung, dann werden noch mehr Jobs und Beizen verschwinden. Dann droht in der Gastrobranche eine grosse Pleitewelle.