Dies sagten drei mit der Situation vertraute Personen zur Nachrichtenagentur Reuters. Um solchen Vorstössen den Wind aus den Segeln zu nehmen, prüfe die Bank etwa einen Verkauf des Asset Managements oder weitere Einschnitte im Investmentbanking, sagten zwei der Insider.
Einer dritten Person zufolge sei auch ein Verkauf des US-Investmentbankings eine Option. In einer späteren Phase könnte sogar ein Zusammenschluss mit der UBS wieder zum Thema werden.
Die Credit Suisse ist dabei, den fünf Milliarden Franken teuren Kollaps des US-Hedgefonds Archegos zu verdauen. Dazu kommt die laufende Liquidation von zusammen mit Greensill Capital betriebenen Lieferkettenfinanzierungs-Fonds, die zu teuren Rechtsfällen führen könnte. Kunden, Aktionäre und die Schweizer Regulatoren sind verärgert über die mangelnde Risikokontrolle bei dem Institut.
Vor diesem Hintergrund hatte der neue Verwaltungsratspräsident Antonio Horta-Osorio bei seinem Amtsantritt Ende April «schwierige Zeiten und harte Entscheidungen» angekündigt. Erste Weichen bezüglich möglicher weiterer Kürzungen im Investmentbanking könnten einem Insider zufolge in der kommenden Woche gestellt werden, wenn die Unternehmensspitze zu Beratungen zusammenkommt.
Das Ergebnis der gesamten Strategieüberprüfung dürfte gegen Ende des laufenden Jahres vorliegen. Dies werde die Bank aber nicht davon abhalten, einzelne Sanierungsschritte bereits früher in Angriff zu nehmen. Einem der Insider zufolge wollten Top-Manager im Juli die Optionen für einen weiteren Teilbereich unter die Lupe nehmen. Die Diskussionen seien zwar in vollem Gange, bisher seien aber noch keine Entscheidungen gefallen.
Doch die Zeit drängt. «In Zürich wächst die Sorge, dass aktivistische Investoren hinter ihnen her sein werden, wenn sie nichts machen», sagte einer der Insider. So könnte ein solcher Investor etwa Abspaltungen von Teilbereichen fordern.
Seit dem Beginn der Greensill-Affäre Anfang März hat die Aktie des Konzerns mehr als ein Viertel eingebüsst. Mit rund 25 Milliarden Franken kommt Credit Suisse nur noch auf einen Bruchteil des Börsenwerts der US-Bankriesen, die als mögliche Bieter gelten.
Der Erzrivale UBS wäre nach Einschätzung mehrerer Personen indes der beste Fusionspartner für die Credit Suisse. Eine Hürde für einen solchen Deal wäre allerdings der grosse Marktanteil einer fusionierten Bank im Schweizer Heimmarkt.
Mit einer Abspaltung des Schweizer Geschäfts der Credit Suisse könnte die Firmen Bedenken der Wettbewerbsbehörden Rechnung tragen, so zwei Insider. «In der Schweiz ist man sich bewusst, dass die Credit Suisse ohne eine inländische Fusion in ausländische Hände wandern würde», glaubt eine der Personen.
Einen Zusammenschluss der Credit Suisse mit der Deutschen Bank erachteten mehrere Experten vorerst als unwahrscheinlich, obwohl Konzernchef Christian Sewing kürzlich klar machte, sein Institut wolle sich an der Konsolidierung der europäischen Bankbranche beteiligen. Das Thema steht schon seit Jahren im Raum.
So hatte die UBS 2019 Fusionsgespräche mit der Deutschen Bank geführt, die jedoch am Widerstand aus der Schweiz scheiterten, wie ein weiterer Insider sagte.
Die Credit Suisse, die UBS und die Deutsche Bank wollten sich nicht äussern.
(SDA)