Analysten zum Börsenabsturz
«Das war der eine Tropfen zu viel»

Die Schweizer Börse ist am Donnerstag mit einem Minus von 2,9 Prozent so stark getaucht wie schon lange nicht mehr. Ein Grund zur Beunruhigung? Eher nicht, meinen Ökonomen.
Publiziert: 12.10.2018 um 11:23 Uhr
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Aktualisiert: 31.10.2018 um 13:54 Uhr
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Mal hoch, mal runter. Der SMI fährt dieses Jahr Achterbahn.
Foto: Screenshot Blick.ch
Konrad Staehelin und Claudia Gnehm

Der Schweizer Leitindex SMI: minus 2,9 Prozent. Der deutsche DAX: minus 1,5 Prozent. Und der amerikanische Dow Jones vom Vortag: minus 3,1 Prozent. Die Börsen waren am Donnerstag rund um den Erdball tiefrot eingefärbt.

Warum? Vor allem der Handelskrieg zwischen China und US-Präsident Donald Trump (72) und die Aussicht auf eine abermalige Zinserhöhung durch die US-Notenbank Fed beunruhige die Anleger im Moment generell, schreibt UBS-Chefökonom Daniel Kalt (48). Thomas Stucki (55), Chief Investment Officer bei der St. Galler Kantonalbank (SGKB), ergänzt: «Die Aktienkurse sind in den letzten Monaten deutlich gestiegen, vor allem in den USA. Im Bereich nahe bei oder gar auf dem historischen Höchst wird die Luft dünner.» Die Anleger seien in den letzten Wochen deshalb nervöser geworden.

Wackler? Keine Panik!

Und warum sind die Kurse gerade gestern abgesackt? «Die Warnung des Internationalen Währungsfonds vor einem schwächeren Wachstum der Weltwirtschaft war dann der eine Tropfen zu viel», sagt Stucki.

Dies sei allerdings kein Grund zur Beunruhigung, sagen die Befragten. «Allen Marktteilnehmern ist bewusst, dass sich dermassen hohe Preise für Aktien auch mal nach unten, nicht nur nach oben bewegen können», sagt Adriel Jost (33), Chefökonom beim Zürcher Beratungsunternehmen Wellershoff & Partners. In anderen Worten: Der Wirtschaftszyklus sei schon weit fortgeschritten, da kann es schon auch mal zu einem Wackler kommen.

«Insgesamt ist die Weltwirtschaft immer noch in einer sehr robusten Verfassung, die Unternehmensgewinne steigen weiterhin solide an», sagt Kalt von der UBS. «Darum gehen wir nicht davon aus, dass es demnächst schon zu einer grossen Korrektur kommt.»

Warum ist die Schweiz so schwach?

Vergleicht man jedoch die Schweizer Börse mit dem Ausland, fällt auf: Der SMI hat seit Jahresbeginn 7,9 Prozent verloren, der Dow Jones über 3 Prozent zugelegt. UBS-Kalt dazu: «Die US-Wirtschaft weist ein deutlich höheres Wachstum auf als Europa. Zudem hat der boomende Technologiesektor im US-Aktienmarkt ein deutlich höheres Gewicht als in den europäischen oder im Schweizer Aktienmarkt.» 

Stucki von der SGKB sieht die Gründe anderswo: «Die amerikanischen Unternehmen profitieren von den Steuersenkungen in den USA. Das hat ihre Kurse beflügelt.» Dieser Zusatzschub fehle den Schweizer Aktien. «Die Kurse vieler Schweizer Aktien haben in den letzten Jahren auch stark zugelegt. Es sind aber vor allem Aktien von mittleren und kleineren Firmen, die im SMI, der nur die 20 grössten Firmen umfasst, nicht enthalten sind.»

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