Nach 30 Minuten war Schluss. Die beiden wichtigsten chinesischen Aktienmärkte in Shanghai und Shenzhen verloren mehr als sieben Prozent an Wert. Der Handel setzte automatisch aus. Das Gleiche war schon am Montag passiert.
In China regiert die Furcht. Schon die kleinste Negativmeldung über die kurzfristige Entwicklung der Wirtschaft führt zu Panikverkäufen an der Börse. Das Reich der Mitte weist zwar weiterhin Wachstumszahlen vor, von denen westliche Industrieländer nur träumen können. Das Problem ist nur: Die Welt erwartet viel mehr von China.
«Langfristig das grössere Problem als die Börsenentwicklung ist eine Verlangsamung der chinesischen Wirtschaft», weiss ZKB-Chefanalyst Patrik Schwendimann. Die Schlüsselfrage sei, wie es 2016 mit der Wirtschaft weitergehe: «Man sieht jetzt offensichtlich, dass die Regierung in gewissen Bereichen machtlos ist.»
Banken und Uhrenhersteller leiden
Dass man der Börse den Stecker zieht, wird in der Anlegerwelt nicht goutiert: «Die starken Interventionen werden negativ aufgenommen. Die Börse sollte eigentlich frei sein», sagt Schwendimann.
Die Schweizer Wirtschaft ist immer stärker von China abhängig. Sie exportiert Uhren oder Elektrotechnik in den Osten: «Unternehmen, die zyklisch aufgestellt sind wie ABB, Clariant oder Swatch Group leiden mehr als die Defensiven wie Roche, Novartis oder Swisscom», erklärt Schwendimann.
Neuerdings bekommen auch global tätige Schweizer Banken die Börsenbeben in Fernost stark zu spüren. Dazu zählen Julius Bär, UBS und CS. Deren Aktien wurden heute im grossen Stil abgestossen.
Julius Bär verlor bis 14.30 Uhr 3,9 Prozent an Wert, die UBS 4,7 Prozent und die CS 4,6 Prozent. Der ganze Swiss Market Index (SMI) mit den 20 grössten Schweizer Firmen verlor derweil 2,7 Prozent. (alp)