Nach 29 Bietrunden sind sie endlich vergeben: die Mobilfunkfrequenzen für 5G in der Schweiz. Alle drei bisherigen Betreiberinnen Salt, Sunrise und Swisscom konnten im Rahmen einer Auktion eine Palette an neuen Frequenzen erwerben, wie die Eidgenössische Kommunikationskommission Comcom heute Morgen mitteilte.
Swisscom, Sunrise und Salt haben sich neue Mobilfunkfrequenzen für insgesamt 380 Millionen Franken ersteigert. Damit können sie die Einführung der zukunftsträchtigen 5G-Technologie in Angriff nehmen, die zentral ist für die Digitalisierung. Nun wurde auch klar, wer der ominöse vierte Bieter war: der britische Anbieter Dense Air. Er geht leer aus.
Gelder fliessen in die Bundeskassen
Die Gelder für die Frequenzen fliessen in die Bundeskasse, wie die ComCom und das Bundesamt für Kommunikation (Bakom) mitteilten. Das Bieterrennen um die Frequenzen hatte bei 220 Millionen Franken für alle Frequenzen begonnen. Dann haben die Interessenten den Preis in die Höhe geschraubt.
Die Swisscom bezahlt 195,6 Millionen Franken für die von ihr ergatterten Frequenzen. Sunrise wendet 89,2 Millionen Franken auf, Salt macht 94,5 Millionen locker.
Bei den begehrten Frequenzen von 700 Megahertz und 3,5 bis 3,8 Gigahertz konnte sich die Swisscom die grössten Frequenzbänder sichern: Bei 700 Megahertz erhält sie 30 Megahertz, während Salt und Sunrise 20 beziehungsweise 10 Megahertz ersteigerten. Bei 3,5 Gigahertz ergatterte die Swisscom 120 Megahertz, Sunrise erhielt 100, Salt 80 Megahertz.
Frequenzen für 15 Jahre vergeben
Die 700-MHz-Frequenzen sind deshalb so begehrt, weil sie eine grosse Reichweite haben. Das heisst: Mit relativ wenigen Antennen lässt sich eine grosse Fläche abdecken. Die 3,5- bis 3,8 GHz-Frequenzen bieten dagegen viel höhere Geschwindigkeiten. Zudem können wesentlich mehr Handys eine Antenne gleichzeitig nutzen.
Swisscom, Sunrise und Salt können die Frequenzen nun für 15 Jahre nutzen. Im Vorfeld hatte es bereits ein Gerangel um die Frequenzverteilung gegeben. Die Telekomanbieter kritisierten die Bietbeschränkungen, welche die Comcom festgelegt hatte.
Kein Betreiber solle leer ausgehen, erklärte die Comcom bei der Vorstellung der Auktionsregeln im Sommer. Bei den 700 MHz-Frequenzen durfte ein Anbieter maximal die Hälfte ersteigern, bei den 3,5- bis 3,8 GHz-Frequenzen waren es höchstens 40 Prozent.
Salt ist zufrieden mit der Vergabe
Sunrise und Salt störten sich vor allem an der zu grosszügigen Maximalgrenze von Frequenzblöcken. Die Swisscom könnte damit auch Frequenzblöcke ersteigern und diese ungenutzt lassen, nur damit sie der Konkurrenz nicht zur Verfügung stünden.
Genau das Gegenteil bemängelte die Swisscom: Die Bietbeschränkungen seien viel zu eng gesteckt. Die Swisscom habe heute mit Abstand am wenigsten Frequenzen pro Kunde. Dieser Zustand werde nun zementiert: Die Swisscom-Konkurrenten hätten nach der Versteigerung mindestens um die Hälfte mehr Frequenzen pro Kunde zur Verfügung als die Marktführerin.
Salt zeigte sich nun in einer Mitteilung sehr zufrieden mit dem Ergebnis der Auktion. Die Reaktionen von Swisscom und Sunrise stehen noch aus.
Von zentraler Bedeutung für die Digitalisierung
Für die Einführung von 5G benötigen die Netzbetreiberinnen die nun vergebenen zusätzlichen Frequenzen. Die Frequenzvergabe ist damit von zentraler Bedeutung für die Digitalisierung der Schweiz und erfolgt im Einklang mit der bundesrätlichen Strategie «Digitale Schweiz».
Neben leistungsfähiger Mobilkommunikation wird 5G in Zukunft viele neue Anwendungen ermöglichen, etwa im Internet der Dinge, für medizinische Anwendungen (eHealth), bei bildverarbeitenden Anwendungen (Virtual Reality, Augmented Reality) oder für selbstfahrende Fahrzeuge.
Die Schweiz gehört in Europa zu den ersten Ländern, welche die 5G Frequenzen den Netzbetreiberinnen bereits zur Verfügung stellen konnte.