An Ostern gibts eine neue Software
Postfinance will nicht mehr Pannenbank sein

Pleiten, Pech und Pannen: Postfinance hatte 2017 kein Glück. Softwareprobleme und Ausfälle führten zu grossem Unmut bei den Kunden. Das soll sich jetzt ändern.
Publiziert: 29.01.2018 um 23:48 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 05:15 Uhr
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Während fünf Tagen würden verschiedene Dienste der Postfinance nur teilweise oder gar nicht verfügbar sein.
Foto: GAETAN BALLY
Sven Zaugg

Der Zeithorizont ist sportlich, das Ziel hochgesteckt: «Bis Ende 2020  will Postfinance die führende digitale Bank der Schweiz werden», sagte Postfinance-Chef Hansruedi Köng (51) gestern. Er lud ausgewählte Medien wie den BLICK an den Sitz nach Bern, um für die neue Bankensoftware zu werben.

Der Startschuss für den digitalen Umbau der Banktochter der Post fällt an Ostern. Dann wird die gesamte Software der Postfinance erneuert. An rund vier Tagen werden das Online-Banking und Geldautomaten nicht oder nur beschränkt verfügbar sein. Drei Millionen Kunden sind davon betroffen.

Foto: Infografik

«Unerfreuliche Ausfälle»

2017 kämpfte das Unternehmen mit massiven Serverproblemen. Immer wieder gaben Bankomaten kein Geld aus oder das E-Banking war während Tagen nicht erreichbar.

«Die Ausfälle waren unerfreulich», sagt Köng rückblickend. Die 1993 eingeführte Software sei in Einzelfällen mitverantwortlich gewesen. Nun will die Bank eine solide IT-Infrastruktur installieren, damit solche Blackouts der Vergangenheit angehören.

Ganz reibungslos wird der Software-Wechsel an Ostern nicht ablaufen. «Dass es nach der Einführung zu Verzögerungen kommen kann, will ich nicht ausschliessen», warnt Köng. Man setze jedoch alles daran, dass danach sämtliche Kunden-Services wieder zur Verfügung stehen.

Indische Software für Schweizer Bank

Der Postfinance-Chef spricht von der grössten IT-Umstellung in der Geschichte der Banktochter der Post. Die letzten sieben Jahre arbeiteten mehr als 700 interne und externe Mitarbeiter an diesem Monsterprojekt. Kosten: Über 150 Millionen Franken.

Die Software liefert das indischen Unternehmen Tata Consultancy Services. Auf dieser Standardsoftware betreiben bereits weltweit über 240 Banken ihr Geschäft, zum Beispiel die Bank of India und die Bank of China.

Softwareprobleme bei Postfinance

Die Postfinance möchte bis 2020 die führende digitale Bank der Schweiz werden. Doch der Weg dahin ist steil. Eine Bestandesaufnahme der Pannen und Probleme während der letzten zwei Jahre:

  • 12. März 2016: Kartenzahlungen, Bargeldbezüge und E-Finance funktionieren schweizweit eine Stunde lang nicht. Ursache: unklar.
  • 11. September 2016: E-Banking, Bargeldbezüge an Automaten und Kartenzahlungen nur beschränkt möglich. Ursache: technische Störung in zentralem IT-System.
  • 05. Oktober 2016: Postfinance warnt ihre Kunden: «Das E-Finance steht am kommenden Wochenende nicht oder nur teilweise zur Verfügung.» Doch: Die Renovation des IT-Systems muss verschoben werden. Ursache: Testphase ist nicht fehlerfrei verlaufen.
  • 08. Januar 2017: E-Banking nicht nutzbar während 1½ Tagen, alle 1,7 Millionen E-Banking-Kunden vom Totalausfall betroffen. Ursache: Serverproblem.
  • 30. Januar 2017: Ausfall E-Banking während 6 Stunden. Ursache: Zugriffsprobleme auf eine Datenbank.
  • 01. Februar 2017: Ausfall des E-Banking und Post-Bankomaten, Kartenzahlungen im Laden funktionieren nicht. Dauer der Störung: 1 Stunde. Ursache: Zugriffsprobleme auf eine Datenbank.
  • 28. Februar 2017: Kunden können E-Banking nicht nutzen, Bankomaten während einer halben Stunde schweizweit nicht nutzbar. Ursache: Störung im IT-System.
  • 03. Mai 2017: Während mehrerer Stunden sind verschiedene Onlinedienste wie der Zahlungsverkehr und Sendungsverfolgung offline. Bezahlung mit Postcard nur eingeschränkt möglich. Intern betroffen sind auch die Telefonie und E-Mails der Post-Mitarbeitenden. Ursache: unklar.
  • 08. Juni 2017: Postfinance muss 100'000 Bankkarten ihrer Kunden ersetzen, weil sie im Ausland nicht funktionieren. Ursache: fehlerhaftes System-Update.
  • 03. Juli 2017: Postomaten geben kein Bargeld aus, Bargeldbezüge mit Kreditkarten nur eingeschränkt möglich, speziell betroffen Viseca/MasterCard-Karten Ursache: fehlerhaftes Software-Update.
  • 24. November 2017: E-Banking ausser Betrieb. Ursache: unklar.
  • 14. Januar 2018: Transaktionsprobleme bei der Postfinance, Geldautomaten funktionieren nicht, E-Banking gestört. Ursache: unklar.

Die Postfinance möchte bis 2020 die führende digitale Bank der Schweiz werden. Doch der Weg dahin ist steil. Eine Bestandesaufnahme der Pannen und Probleme während der letzten zwei Jahre:

  • 12. März 2016: Kartenzahlungen, Bargeldbezüge und E-Finance funktionieren schweizweit eine Stunde lang nicht. Ursache: unklar.
  • 11. September 2016: E-Banking, Bargeldbezüge an Automaten und Kartenzahlungen nur beschränkt möglich. Ursache: technische Störung in zentralem IT-System.
  • 05. Oktober 2016: Postfinance warnt ihre Kunden: «Das E-Finance steht am kommenden Wochenende nicht oder nur teilweise zur Verfügung.» Doch: Die Renovation des IT-Systems muss verschoben werden. Ursache: Testphase ist nicht fehlerfrei verlaufen.
  • 08. Januar 2017: E-Banking nicht nutzbar während 1½ Tagen, alle 1,7 Millionen E-Banking-Kunden vom Totalausfall betroffen. Ursache: Serverproblem.
  • 30. Januar 2017: Ausfall E-Banking während 6 Stunden. Ursache: Zugriffsprobleme auf eine Datenbank.
  • 01. Februar 2017: Ausfall des E-Banking und Post-Bankomaten, Kartenzahlungen im Laden funktionieren nicht. Dauer der Störung: 1 Stunde. Ursache: Zugriffsprobleme auf eine Datenbank.
  • 28. Februar 2017: Kunden können E-Banking nicht nutzen, Bankomaten während einer halben Stunde schweizweit nicht nutzbar. Ursache: Störung im IT-System.
  • 03. Mai 2017: Während mehrerer Stunden sind verschiedene Onlinedienste wie der Zahlungsverkehr und Sendungsverfolgung offline. Bezahlung mit Postcard nur eingeschränkt möglich. Intern betroffen sind auch die Telefonie und E-Mails der Post-Mitarbeitenden. Ursache: unklar.
  • 08. Juni 2017: Postfinance muss 100'000 Bankkarten ihrer Kunden ersetzen, weil sie im Ausland nicht funktionieren. Ursache: fehlerhaftes System-Update.
  • 03. Juli 2017: Postomaten geben kein Bargeld aus, Bargeldbezüge mit Kreditkarten nur eingeschränkt möglich, speziell betroffen Viseca/MasterCard-Karten Ursache: fehlerhaftes Software-Update.
  • 24. November 2017: E-Banking ausser Betrieb. Ursache: unklar.
  • 14. Januar 2018: Transaktionsprobleme bei der Postfinance, Geldautomaten funktionieren nicht, E-Banking gestört. Ursache: unklar.

Keine Neuerungen für Kunden – vorerst

Auch nach der Software-Einführung bleibt die Benutzer-Oberfläche des Online-Bankings dieselbe. Erst ab Herbst 2018 bringt die Bank Neuerungen. Künftig sollen Postfinance-Kunden Debitkarten online verwalten, Termine in Filialen vereinbaren und Adressen ändern können. Zudem soll das Login zum E-Banking vereinfacht werden. Im Angebot später auch: Videoberatung und die Digitalisierung der Vermögensverwaltung.

Postfinance goes Fintech

Die Postfinance meint es mit der Digitalisierung ernst. Das zeigen die Beteiligungen an Unternehmen wie Sentifi und Wikifolio. Beides Unternehmen, die Social-Media-Inhalte nach Finanzinformationen durchforsten und für Grosskunden auswerten. 

Ob die Postfinance dereinst zum digitalen «Powerhouse» wird, wie sich das Köng erhofft, bleibt abzuwarten. Jetzt muss er beweisen, dass es mit der neuen Software tatsächlich keine Probleme mehr gibt.

Sparkurs geht weiter

Bei der Postfinance ist für 2018 ein Abbau von 45 Stellen vorgesehen, 120 Beschäftigte werden an die Posttochter SPS ausgelagert. Die Standorte Münchenstein BL und Kriens LU werden geschlossen. 160 der aktuell 220 Angestellten an diesen Standorten müssen ab Mitte 2018 in Zofingen AG arbeiten, 60 Angestellte im Bereich Geschäftskunden bleiben in der Region. Der Standort St. Gallen wird nicht komplett geschlossen, aber ausgedünnt: 58 Callcenter-Mitarbeiter müssen ab Ende 2019 in Netstal GL arbeiten. Laut Postfinance-CEO Hansruedi Köng befindet sich der Umbau auf Kurs. Details will er erst anlässlich der Bilanzmedienkonferenz kommenden März nennen. Für die Gewerkschaft Syndicom wäre der Abbau mit einer klareren Digitalisierungsstrategie der Post in diesem Ausmass nicht nötig gewesen.

Bei der Postfinance ist für 2018 ein Abbau von 45 Stellen vorgesehen, 120 Beschäftigte werden an die Posttochter SPS ausgelagert. Die Standorte Münchenstein BL und Kriens LU werden geschlossen. 160 der aktuell 220 Angestellten an diesen Standorten müssen ab Mitte 2018 in Zofingen AG arbeiten, 60 Angestellte im Bereich Geschäftskunden bleiben in der Region. Der Standort St. Gallen wird nicht komplett geschlossen, aber ausgedünnt: 58 Callcenter-Mitarbeiter müssen ab Ende 2019 in Netstal GL arbeiten. Laut Postfinance-CEO Hansruedi Köng befindet sich der Umbau auf Kurs. Details will er erst anlässlich der Bilanzmedienkonferenz kommenden März nennen. Für die Gewerkschaft Syndicom wäre der Abbau mit einer klareren Digitalisierungsstrategie der Post in diesem Ausmass nicht nötig gewesen.

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