Leasing am häufigsten
Fast die Hälfte der Schweizer Haushalte ist verschuldet

Die Schweiz, ein Volk von Schuldner? Das könnte man denken, wenn man sich die neuste Erhebung des Bundesamtes für Statistik zu Gemüte führt.
Publiziert: 04.07.2022 um 11:09 Uhr
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Aktualisiert: 04.07.2022 um 13:24 Uhr
In der Schweiz war im Jahr 2020 jeder zweite Haushalt auf mindestens eine Art verschuldet. Weit verbreitet sind nebst Fahrzeugleasing und Hypotheken auch Zahlungsrückstände.(Symbolbild)
Foto: CHRISTOF SCHUERPF

Viele Menschen in der Schweiz sind verschuldet. Konkret lebte im Jahr 2020 jeder Zweite in einem Haushalt, in dem es mindestens eine Art von Verschuldung gab. In 7 Prozent der Haushalte häuften sich sogar drei oder noch mehr Schuldenarten an, wie aus einer Erhebung des Bundesamtes für Statistik hervorgeht.

Laut den am Montag veröffentlichten Zahlen gibt es in 15,5 Prozent der Haushalte mindestens ein geleastes Auto. Damit ist das Fahrzeugleasing – vor den Zahlungsrückständen (14,9%) – in der Schweiz die häufigste Schuldenart.

Auf Platz drei folgten gemäss der Mitteilung die Hypotheken (mit Ausnahme von Hypotheken auf dem Hauptwohnsitz). Sie gibt es in 12,1 Prozent der Haushalte, gefolgt von Verschuldung bei der Familie und Freunden (8,4%) und Ratenzahlungen (6,8%). Weitere Schuldenarten sind zudem Klein- oder Konsumkredite, Kontoüberziehungen oder unbezahlte Kreditkartenrechnungen. Rechnet man alle Schuldenarten zusammen, sind demnach fast die Hälfte der Haushalte (42,9%) auf die eine oder andere Art verschuldet.

Alleinerziehende Eltern besonders verschuldet

Fast jeder Sechste hat zudem im Berichtsjahr 2020 in einem Haushalt gelebt, in dem Rechnungen – etwa für die Miete oder laufende Kosten wie Strom und Gas, Krankenkassen oder Steuern – nicht rechtzeitig bezahlt wurden. Am wenigsten bezahlt wurden dabei die Steuerrechnungen und Krankenkassenprämien: 7,5 Prozent der Bevölkerung zahlte die Steuern zu spät, 5,5 Prozent die Krankenkassenprämien.

Auffällig war die Alters- und soziodemographische Verteilung der Schuldner: Je älter jemand ist, desto weniger Schulden hat er, wie aus den Daten hervorgeht. Ausserdem haben auch Menschen mit höherem Bildungsstand weniger oft Schulden. Dazu kommt – wenig verwunderlich – dass es in Haushalten mit einem höheren Einkommen auch weniger oft Zahlungsverzögerungen gibt.

Auf der anderen Seite waren Haushalte mit Kindern überdurchschnittlich oft betroffen. Dort hatte beinahe jeder fünfte (18%) einen Zahlungsrückstand auf dem Konto. Bei den Alleinerziehenden Elternteilen wiesen sogar fast ein Viertel Zahlungsrückstände auf.

Verschuldung während Corona zugenommen

Bei denjenigen, bei denen sich mindestens drei verschiedene Schuldenarten angehäuft haben, sind demnach die jüngeren Generationen zwischen 18 und 24 besonders oft vertreten. Von ihnen hat mehr als jede elfte Person mindestens drei Arten von Schulden angehäuft.

Noch mehr Schuldenarten haben laut der Erhebung nur Menschen ohne Erwerbsarbeit (15,9%) und solche, die laut dem Bundesamt für Statistik in die Gruppe der «Personen mit materiellen Entbehrungen» gehören, also arm sind.

Die erhobenen Zahlen stammen aus der Erhebung SILC (Statistics on Income and Living Conditions), die europaweit durchgeführt wird. Sie beziehen sich auf die Zeit vor der Coronapandemie. Allerdings liesse sich aus den Daten schliessen, dass die Verschuldung in den Pandemiejahren zugenommen haben dürfte. Denn laut der Mitteilung hatten während der Pandemie 11,3 Prozent der Bevölkerung Einbussen beim Einkommen. Und je ärmer jemand ist, desto höher ist die Chance, dass sich Schulden anhäufen. (SDA)

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