Bis Ende September werden auch die letzten Älpler mit ihren Kühen ins Tal zurückgekehrt sein. Über die trockene Alpsaison 2015 lässt sich schon jetzt eine erste Bilanz ziehen.
Laut Jörg Beck, Geschäftsführer des Schweizerischen Alpwirtschaftlichen Vebands (SAV), war der Sommer eine grosse Herausforderung. «Tendenziell sind die Tiere früher von der Alp genommen worden. Zudem haben sie weniger Milch gegeben, weshalb schlussendlich weniger Alpkäse produziert werden konnte», sagte Beck.
Schuld daran sei das heisse und trockene Wetter. Normalerweise wächst das Gras während des Sommers einmal nach. Nicht so dieses Jahr. «Der zweite Auftrieb blieb wegen der Trockenheit aus oder wurde stark vermindert», sagte Jörg Beck.
Dies hatte zur Folge, dass den Tieren weniger Futter mit weniger Nährstoffen zur Verfügung stand und so weniger Milch produziert wurde. Dies bestätigte auch Damian Gisler, Vorsteher des Amts für Landwirtschaft im Kanton Uri: «Hitze bedeutet für Tiere mehr Stress und diese geben deswegen weniger Milch.“
Die Auswirkungen waren regional sehr unterschiedlich - da sind sich die beiden Experten einig. »Obwohl der Sommer trocken war, verzeichnen wir im Kanton Uri eine gute bis sehr gute Alpsaison. Vielfach dauerte die Alpzeit sogar bis zu fünf Tage länger«, sagte Gisler. Grundsätzlich waren die Ost- und Zentralschweiz sowie der Kanton Bern weniger stark von der Trockenheit betroffen.
In der Westschweiz zeigt sich ein ganz anderes Bild. Gelitten haben vor allem die Kantone Freiburg, Waadt und Jura. Im Juli musste die Armee sogar Wasser mit Helikoptern einfliegen.
Jörg Beck erklärt sich die starke Auswirkung in diesen Regionen mit den fehlenden Gletschern. Der Osten und die Zentralschweiz könnten auf eine konstante Wasserversorgung durch das Schmelzen der Gletscher zählen, die Westschweiz hingegen sei komplett auf Niederschläge angewiesen.
Dieser Sommer wird nicht der letzte heisse und trockene sein - dessen ist sich Jörg Beck bewusst. »Die Alpen reagieren sehr sensibel auf den Klimawandel. Wir müssen die Problematik ernst nehmen«, sagte er. In Planung seien derzeit der Auf- und Ausbau von Zisternen, die als Wasservorrat dienen.
Zudem verschiebt sich die Waldgrenze durch den Klimawandel nach oben und verdrängt wichtige Weidefläche für die Tiere. Durch intensive Bewirtschaftung wird versucht, den Wald zurückzudrängen.
Die Alpkäseproduktion wird gemäss Jörg Beck dieses Jahr geringer ausfallen. Diese Tendenz bestätigt auch Hansueli Burri, Präsident der Casalp, der Sortenorganisation Berner Alp- und Hobelkäse. Er versichert jedoch: »Einen grossen Einbruch wird es nicht geben.« Er rechnet mit einer durchschnittliche Menge von 1200 Tonnen Berner Alpkäse. »Auch qualitativ steht er in nichts nach.«
Jörg Beck kann einer unterdurchschnittlichen Alpkäseproduktion sogar etwas Positives abgewinnen: »Wenn es weniger Alpkäse gibt, steigen aufgrund der Verknappung die Preise, was wiederum den Bauern zugute kommt."