Die Einwohner der Schweiz sind weltweit nicht mehr am reichsten. Sie wurden abgelöst von den US-Amerikanern. Erstmals sind 2018 die Vermögen sowohl in den Industrie- als auch in den Schwellenländern zurückgegangen.
Im Schnitt besitzt jede Person in der Schweiz netto ein Vermögen von 191'097 Franken. Das sind 1,5 Prozent weniger als im Vorjahr, wie aus dem «Global Wealth Report» des Versicherers Allianz hervorgeht. 2018 wurde noch ein Plus von 7,6 Prozent erzielt.
Von den 53 untersuchten Ländern liegt die Schweiz damit nur noch an zweiter Stelle. An der Spitze des Rankings wurden sie wieder von den US-Amerikanern abgelöst, die durchschnittlich 184'400 Euro auf der hohen Kante haben. Als Grund dafür nennt Allianz allerdings insbesondere den stärkeren Dollar.
Zu den drittplatzierten Singapurern, die auf 110'392 Frankebn kommen, besteht bereits ein beträchtlicher Abstand. Die Deutschen folgen mit 58'165 Franken erst auf Rang 18.
Rekordhohe Verschuldung
In einer anderen Rechnung sind die Schweizer Haushalte aber immer noch mit Abstand einsam an der Spitze: Die Verschuldung von gut 100'000 Franken wird in keinem anderen Land übertroffen. Das sind 2,8 Prozent mehr als im Jahr zuvor. 2018 legten die Verbindlichkeiten der Haushalte weltweit um 5,7 Prozent zu.
Die Schuldenstandsquote, welche die Verbindlichkeiten ins Verhältnis zum Bruttoinlandprodukt setzt, lag damit bei 128 Prozent. Dies ist ein absoluter Spitzenwert: Weltweit sind nur die Dänen und Australier noch stärker verschuldet, der westeuropäische Durchschnitt liegt bei 74,1 Prozent.
Betrachtet man die Entwicklung der Vermögen unter Berücksichtigung der Schulden, zeigt sich ein etwas besseres Bild: Die sogenannten Bruttogeldvermögen haben im Vergleich zur Vorjahresperiode um 0,1 Prozent abgenommen. Damit befinden sich die Schweizerinnen und Schweizer in guter Gesellschaft.
Global schrumpften die Bruttovermögen der privaten Haushalte nämlich ebenfalls um 0,1 Prozent und stagnierten bei 189,7 Billionen Euro. Der Schuldige ist schnell gefunden: 2018 gaben die Aktienkurse weltweit um 12 Prozent nach – was direkt auf die Vermögensentwicklung durchschlug.
Der Handelskonflikt zwischen den USA und China, die endlose «Brexit-Saga» und zunehmende geopolitische Spannungen forderten ihren Tribut, resümiert die Allianz.
Konvergenz kommt zum Stillstand
Die Bruttogeldvermögen in den Schwellenländern sind sogar um 0,4 Prozent zurückgegangen. Das erste Mal, seit der Report erhoben werde.
Massgeblich dazu beigetragen habe die schwache Entwicklung in China, wo die Vermögen um 3,4 Prozent fielen. Aber auch andere wichtige Schwellenländer wie Mexiko und Südafrika mussten 2018 empfindliche Einbussen verkraften.
Dies ist laut Allianz eine bemerkenswerte Trendumkehr. Denn im Durchschnitt der letzten beiden Jahrzehnte lag der Wachstumsvorsprung der Schwellenländer bei 11 Prozentpunkten.
Es scheine so, als ob die Handelsstreitigkeiten dem Aufholprozess der ärmeren Länder ein jähes Ende gesetzt hätten. Die Konvergenz zwischen armen und reichen Ländern sei damit zum Stillstand gekommen. (SDA/ise)