Der Energiekonzern Alpiq hat in Niedergösgen SO eine Anlage in Betrieb genommen, die vor allem dazu da ist, in Zeiten eines Überangebots Strom in rauen Mengen zu verbrauchen. Nebenbei produziert die Anlage auch noch Dampf für eine nahe gelegene Papierfabrik.
Photovoltaik- und Windkraftanlagen haben die unangenehme Eigenschaft, dass deren Produktion schlecht planbar ist. Wolkenbänder und wechselnde Winde lassen die Stromeinspeisung plötzlich an- oder abschwellen.
Das ist für die Stabilität der Stromnetze ein Problem, dessen Lösung zum Geschäft geworden ist. Mit dem Bau einer Power-to-Heat-Anlage in Niedergösgen beteiligt sich jetzt auch Alpiq verstärkt daran, wie der Stromkonzern am Mittwoch mitteilte.
Die Anlage besteht dabei aus einem Kesselhaus mit zwei Elektroboilern. Diese produzieren Dampf, der in die bestehende Dampfleitung zwischen dem Kernkraftwerk Gösgen und der Papierfabrik Model eingespiesen wird.
Frisst so viel Strom wie 5000 normale Elektroboiler
Dieser Dampf ist jedoch nur ein Nebenprodukt. Hauptaufgabe der Anlage ist, in kurzer Zeit eine möglichst grosse Menge an Strom zu vernichten. Tatsächlich frisst die Anlage mit einer Gesamtleistung von 22 Megawatt ungefähr so viel Strom wie 5000 normale Elektroboiler.
Mit dieser so genannten «negativen Regelenergie» lassen sich Stromproduktionsspitzen brechen. Dafür gibt es einen Markt. Der Stromnetzbetreiber Swissgrid hat gemäss Geschäftsbericht im letzten Jahr 207,3 Millionen Franken für die Beschaffung von solcher Regelenergie ausgegeben.
Wie viel Geld Alpiq mit der neuen Anlage voraussichtlich einnimmt, gibt der Stromkonzern nicht bekannt. Einzige finanzielle Angabe ist, dass der Stromkonzern rund sechs Millionen Franken investiert hat. Laut Alpiq handelt es sich um eine Pionieranlage in der Schweiz. Sie ist jedoch bei weitem nicht die einzige Anbieterin in diesem Markt.
So bieten gemäss Auskunft des Energieberatungsunternehmens Enerprice auch Kühlhäuser, Wasserkraftwerke und Betreiber von grossen Elektroheizungen wie zum Beispiel Bäckereien negative Regelenergie an. Dabei gehe es immer darum, überschüssigen Strom möglichst kostengünstig zu vernichten, sagt Andreas Tresch von Enerprice. Das sei auch der Grund, warum die scheinbar sinnvollere Lösung einer Speicherung nicht zur Anwendung kommt. «Eine solche Lösung wäre sehr viel teurer», sagt er. (SDA)