Nach Alexander Karp (51) würden sich wohl die wenigsten Leute auf der Strasse umdrehen. Der New Yorker wirkt ein bisschen so wie das, was er auch ist: Doktor der Philosophie. Dabei ist Karp als Mitbegründer und Konzernchef von Palantir im Zeitalter von Big Data einer der wichtigsten Männer der Welt.
Und einer der bedrohtesten: Ohne Bodyguards macht Karp keinen Schritt mehr. Was übrigens etwas hinderlich beim Flirten sei, wie er einst gegenüber der Zeitschrift «Forbes» bemängelte.
Gründung im Nachgang zu 9/11
Karp hat sich mit Palantir gefährliche Feinde gemacht. Seine Softwarefirma ist ein Kind von 9/11. Damals hatten die Geheimdienste viele Informationen über die Attentäter gehabt, bevor diese mit Passagierflugzeugen das World Trade Center in New York und das Pentagon angriffen. Nur war niemand in der Lage gewesen, diese Erkenntnisse zu einem Bedrohungsbild zusammenzusetzen, das die Geheimdienste vor diesem Anschlag hätte warnen können.
Das kann die Software von Palantir: aus ganz unterschiedlichen Datenquellen ein Bild schaffen, das etwa der US-Armee in Afghanistan dabei hilft, Sprengfallen zu entdecken; oder der deutschen Polizei in Hessen, Betrugsfälle aufzudecken. Das ruft aber auch Kritiker auf den Plan – und schafft Mythen: So soll Palantir dabei geholfen haben, den Drahtzieher von 9/11, Osama bin Laden, in seinem Versteck in Pakistan aufzuspüren.
Karp, der Aussenseiter
Karp liebt die Schweiz, ist am Montagabend in Zürich. Sein Auftritt ist der Höhepunkt des ersten Schweizer Digitalgipfels.
Karp ist auch regelmässig Gast am World Economic Forum (WEF) in Davos GR. Aber anstatt von einem Termin zum anderen zu hetzen, packt Karp auch mal seine Langlauf-Latten für einen Ausflug auf die Loipen. Eines seiner grossen Idole ist die Schweizer Langlauf-Ikone Dario Cologna (32) – neben Vordenkern wie Karl Marx oder den Philosophen Theodor Adorno und Jürgen Habermas. Namen, die in Davos nicht alle zuvorderst auf den Lippen tragen!
Der erste Schweizer Digital-Gipfel, der am 5. und 6. November stattfindet, versteht sich als Plattform, die den Austausch zwischen den Unternehmen, Forschung und Politik fördern und den Mut zur Veränderung vorantreiben will. An der ersten Durchführung im Zürcher Hotel Dolder Grand sprechen unter anderen Alexander Karp, Mitgründer und Chef der kalifornischen Softwarefirma Palantir, Ulrich Spiesshofer, Chef des Technologiekonzerns ABB, Robert Gentz, Mitgründer und Co-Chef von Zalando. Gastgeber sind Marc Walder, Gründer der Standortinitiative Digitalswitzerland und Chef von Ringier, sowie Marcel Stalder, Chef von EY Schweiz.
Der erste Schweizer Digital-Gipfel, der am 5. und 6. November stattfindet, versteht sich als Plattform, die den Austausch zwischen den Unternehmen, Forschung und Politik fördern und den Mut zur Veränderung vorantreiben will. An der ersten Durchführung im Zürcher Hotel Dolder Grand sprechen unter anderen Alexander Karp, Mitgründer und Chef der kalifornischen Softwarefirma Palantir, Ulrich Spiesshofer, Chef des Technologiekonzerns ABB, Robert Gentz, Mitgründer und Co-Chef von Zalando. Gastgeber sind Marc Walder, Gründer der Standortinitiative Digitalswitzerland und Chef von Ringier, sowie Marcel Stalder, Chef von EY Schweiz.
An einer Veranstaltung dieses Jahr in Davos blitzte es auf, das Anarchistische, das Andersartige, das Exzentrische: Während die Schweizer Topshots darüber stritten, wie der Rückstand gegenüber den Amerikanern in Sachen Digitalisierung aufzuholen sei, sass Karp da, beobachtete das Geschehen durch seine randlose Brille, um dann alle vor den Kopf zu stossen: «Die Digitalisierung wirft moralische, ethische und ökonomische Fragen auf, die nur vom Staat beantwortet werden können.» Mehr statt weniger Regulierung – auch das nicht zwingend Teil des vielbeschworenen Geistes von Davos!
Geschäftspartner ist Trump-Unterstützer
Das kann nur einer sagen, der nach dem Jus-Studium in Stanford nach Frankfurt reiste, Deutsch – die Sprache seiner Grossmutter – lernte und ein Doktorat in Philosophie absolvierte.
Die Klinge mit politisch Andersdenkenden zu kreuzen, wurde Karp in die Wiege gelegt – und während des Studiums perfektioniert. Dort lernte er Peter Thiel (51) kennen, einen Vordenker der libertären Bewegung in den USA, die den Staat am liebsten abschaffen würden.
Thiel gilt als Freund und finanzieller Unterstützer von US-Präsident Donald Trump (72). In nächtelangen politischen Diskussionen haben sich auch Thiel und Karp angefreundet. Der Investor aus dem Silicon Valley gründete 2003 mit eigenem Geld und einem Millionen-Zustupf vom CIA die Firma Palantir, holte Karp 2004 als Geschäftsführer mit an Bord.
Gefahren für die Gesellschaft
Karp fährt gerne Silicon-Valley-Kollegen an den Karren, kritisiert in einem Interview deren Geschäftsmodelle: «Das Silicon Valley betreibt Innovation, ohne Jobs zu schaffen. Das bedroht Demokratie und Gesellschaft», kritisiert Karp. Vom eigenen Geschäftsmodell dagegen ist er überzeugt: «Wir machen Innovation für Jobs!» Auch für Jobs bei Privatfirmen: Der Autobauer Fiat Chrysler setzt ebenso auf die Software von Palantir wie der Flugzeugbauer Airbus oder die Schweizer Grossbank Credit Suisse.
Nun will Palantir an die Börse gehen. Wie die Firma mit all ihren Kunden aus klandestinen Regierungs- und Geheimdienstkreisen allerdings die Transparenz-Regeln der New Yorker Börse erfüllen will, ist ein weiteres Geheimnis. Doch auch auf diese Frage dürfte Alexander Karp eine philosophische Antwort finden.