Aldi geht IG Recycling auf den Sack
Kampf um den Güsel

Aldi prescht als erster Detailhändler mit der Rücknahme von Getränkekartons vor. Die IG Recycling-Sack verfolgt dasselbe Ziel auf Gemeindeebene. Bei Aldi ist der Service allerdings gratis.
Publiziert: 17.08.2016 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 13:55 Uhr
Aldi Suisse nimmt als erster grosser Detailhändler in der Schweiz Getränkekartons im Laden zurück.
Foto: ZVG
Ulrich Rotzinger

Glas, Altpapier, PET-Flaschen, Alu-Dosen, Tiernahrungsschalen oder Senf-Tuben: diese Verpackungen sammeln und recyclieren Schweizer vorbildlich. Das ist gut so, denn in kaum einem Land wird so viel Müll produziert wie bei uns. Über 730 Kilogramm wirft jeder Schweizer jährlich weg! 391 Kilogramm davon werden recycliert.

Laut dem Verband Swiss Recycling könnte die Quote verbessert werden, wenn die Haushalte auch Getränkekartons wie Tetra-Pak sammeln würden. Über 700 Millionen Getränkekartons werden hierzulande jährlich verkauft. Das ist rund halb soviel wie PET-Flaschen.

Aldi ist einen Schritt voraus

Mit Aldi Suisse nutzt ein erster grosser Lebensmittelverkäufer dieses Potenzial für sein grünes Image. Der Discounter nimmt jetzt auch flächendeckend Getränkekartons zurück.

Die Rückgabestationen für Tetra Pak und Plastikflaschen (zusätzlich zu PET) stellt Aldi-Schweiz Chef Timo Schuster (40) morgen der Öffentlichkeit vor. Damit stellt er Migros und Coop in den Schatten. Die Grossverteiler wollen von der Getränkekarton-Rücknahme nichts wissen.

Die IG Recycling-Sack kämpft für die Rücknahme von Getränkekartons auf kommunaler Ebene.
Foto: ZVG

Was von der Öffentlichkeit bisher unbeachtet blieb: Der Verein IG Recycling Sack setzt sich seit Mai 2016 ebenfalls für die Rücknahme von Kunstoffflaschen und Getränkekartons ein. Jedoch auf kommunaler Ebene. Bereits in 19 Gemeinden, darunter Thun, Interlaken, Brienz (alle BE), Benken (SG) und Niederwil (SO), existiert dieses neue Sammelsystem. «Schweizer können mit unserem ‘Recycling Sack’ zuhause Getränkekartons und Kunstoffflaschen sammeln», sagt IG-Geschäftsführer Raymond Schelker (53) zu BLICK.

Sack kostet Gemeinde 1.50 Franken pro Stück

Dieser werde entweder bei kommunalen Sammelhöfen abgegeben oder von der Gemeinde selbst abgeholt. Der  35-Liter-Sack kostet die Gemeinde 1.50 Franken pro Stück. Im Preis eingeschlossen ist die gesamte Sammellogistik und Sortierung. Was die Haushalte für den Sack bezahlen, bestimmt die Gemeinde. Man sei mit weiteren Gemeinden und Verbänden in Verhandlungen, sagt Schelker.

Der Geschäftsführer freut sich zwar, dass das Getränkekarton-Recycling dank Aldi jetzt öffentlich diskutiert wird. Ärgerlich für ihn ist: «Überall dort, wo ein Aldi steht, haben wir bei den Gemeinden nun einen schweren Stand mit unserem Sack», sagt Schelker. Aldi hat derzeit 181 Filialen schweizweit. Die Marke von 200 Standorten ist nur ein Etappenziel.

Kommt hinzu: Gibt es künftig auch kostenlose Tetra-Pak-Stationen auch bei Migros und Coop, ist die Sack-Rücknahme uninteressant. «Die Gefahr ist gross, dass dann der Recycling-Sack in seiner heutigen Form nicht mehr weiterbestehen kann», bestätigt Schelker.

Wildwuchs an Sammlungen für Kunststoffabfall

Trotz der Konkurrenz aus dem Detailhandel hofft die IG Recycling Sack auf eine gesamtschweizerische Lösung nach dem Vorbild von PET. Bis dahin ist noch ein weiter Weg: In der Schweiz wurden in den letzten Jahren diverse Sammlungen für gemischte Kunststoffabfälle für Private eingeführt. «Es herrscht ein Wildwuchs», kritisiert Schelker.

Nicht alle Sammlungen machten aus ökologischer, logistischer und ökonomischer Sicht Sinn. Sein Recycling-Sack sei eine sinnvolle Alternative zu diesen wild gemischten Kunststoff-Sammlungen. «Wir sammeln nur, was in der Schweiz auch wieder für die Herstellung neuer Verpackungen und anderer Produkte verwendet werden kann», versichert Schelker. Genau das kann sich jetzt bereits Aldi auf die Fahnen schreiben.

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