Aktivistischer Investor fordert Zerschlagung
Bohlimann greift schwache CS an

Rudolf Bohli hat es wieder getan: Nach GAM und Gategroup zielt er nun auf die Credit Suisse. Das ist kein Zufall: Die Führung der Bank wirkt derzeit geschwächt.
Publiziert: 21.10.2017 um 23:52 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 01:00 Uhr
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Rudolf Bohli besitzt 0,2 Prozent der Credit-Suisse-Aktien.
Foto: Laif
Christian Kolbe

Während der Rest der Schweiz noch die letzten Tage des Spätsommers geniesst, droht Urs Rohner und Tidjane Thiam an der Führungsspitze der Credit Suisse (CS) bereits der erste Herbststurm: Am Dienstag wurden in angelsächsischen Medien erstmals Pläne ruchbar, die der Hedgefonds-Manager Rudolf Bohli (48) mit ihrer Bank hat.

Bislang hatte der Chef von RBR Capital Advisors aus Küsnacht ZH stets mittelgrosse Unternehmen im Visier, nun zielt er auf eine der beiden Schweizer Grossbanken.

Dass Bohli ausgerechnet die CS angreift, folgt einer gewissen Logik: «Es ist keine Überraschung, dass sich Bohli die CS als Ziel ausgesucht hat. Deren Führung steht inmitten einer Neuorganisation», sagt Adriano Lucatelli. Der 51-Jährige hat bei beiden Schweizer Grossbanken in führender Position gearbeitet und kennt das Bankgeschäft ausgezeichnet.

Der Rücktritt von Verwaltungsratspräsident Urs Rohner (57) wurde bereits mehr als einmal gefordert, Konzernchef Tidjane Thiam (55) hat noch ein Jahr Zeit, um zu zeigen, dass er wirklich der Richtige ist, um die Bank in eine prosperierende Zukunft zu führen. Die Führung der CS ist angeschlagen, also ein weiches Ziel. Die Führung der UBS strotzt im Moment vor Stärke, da wäre aus dem Sturm wohl bald ein laues Lüftchen geworden.

Kerngeschäft im Vordergrund

Und so will Bohli die CS durcheinanderwirbeln: Die zweitgrösste Bank der Schweiz soll in drei Teile zerlegt werden und sich künftig auf ihr Kerngeschäft konzentrieren, das Geschäft mit Schweizer Privat- und Firmenkunden.

Das ergäbe dann so etwas wie eine «SKA reloaded», eine Wiedergeburt der früheren Schweizerischen Kreditanstalt. Vom Investmentbanking und dem Asset Management, dem Geschäft mit Geldern institutioneller Anleger wie etwa Pen-sionskassen, würde sich die CS verabschieden.

Bei vielen Beobachtern löst die stürmische Attacke des umtriebigen Investors aus Küsnacht ZH denn auch Kopfschütteln aus, bestenfalls ein müdes Lächeln: «Als ich zum ersten Mal von diesem Plan gehört habe, war ich doch überrascht, denn wirklich originell ist diese Idee nicht», relativiert Lucatelli.

«Kann eine von der Credit Suisse abgetrennte Investment-Bank – also eine Art Neuauflage der Credit Suisse First Boston – langfristig überleben? Da habe ich meine Zweifel. Zu gross wären die Kapitalvorschriften. Hier eigenständig Aktionärswert zu schaffen, ist praktisch unmöglich.»

Bank soll an Wert gewinnen

Darum aber geht es Bohli: Nicht um die Zukunft der Bank, sondern um Mehrwert für die Aktionäre. Und so sieht seine Rechnung aus: Aktuell liegt der Marktwert der CS bei rund 40 Milliarden Franken, nach der Zerschlagung sollen die Einzelteile plötzlich in Summe das Doppelte wert sein.

Für Lucatelli ist das eine «Milchbüechli-Rechnung», die viel zu kurz greife. «Der Verlust der Synergien, insbesondere im Geschäft mit den Superreichen, ist da nicht berücksichtigt.»

Bohli und sein Anlagevehikel RBR sind in der Schweiz keine Unbekannten: Beim Vermögensverwalter GAM und beim Airline-Caterer Gategroup ist er schon vorübergehend eingestiegen und wollte Einfluss auf das Management nehmen – mit durchzogenem Erfolg.

An der Börse haben Bohlis Pläne denn auch kein Kursfeuerwerk ausgelöst: Die CS-Aktie hat diese Woche nur ein paar Prozent gewonnen. Die Anleger scheinen dem stürmischen Bohli nicht so recht zu trauen. Gut möglich, dass sich der Herbst-Orkan über der CS als Sturm im Wasserglas entpuppt.

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