Aktionäre sind unzufrieden
Kommts bei der CS zum grossen Sesselrücken?

Der Credit Suisse stehen ungemütliche Tage bevor. Am Mittwoch wird die schwer gebeutelte Grossbank tiefrote Zahlen für das erste Quartal vorlegen. Am Freitag steht dann die Generalversammlung an, die im Zeichen der Debakel der vergangenen Jahre stehen wird.
Publiziert: 25.04.2022 um 11:33 Uhr
Spätestens seit der Gewinnwarnung von letzter Woche ist klar, dass die Credit Suisse mit einem Verlust ins laufende Jahr starten wird. (Archivbild)
Foto: MICHAEL BUHOLZER

Die Serie von Pleiten und Pannen für die zweitgrösste Schweizer Bank hat sich im neuen Jahr fortgesetzt. Spätestens seit der Gewinnwarnung vom vergangenen Mittwoch ist klar, dass die CS mit einem happigen Verlust in das neue Jahr startet. Auf dem Resultat lasten massive Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten sowie für die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine. Analysten erwarten in ihren Schätzungen im Schnitt einen Quartalsverlust in der Grössenordnung rund 250 Millionen Franken.

Der grösste Teil der Rechts-Rückstellungen von 700 Millionen Franken im Quartal betrifft laut der CS Rechtsangelegenheiten, die «mehr als ein Jahrzehnt zurückliegen». Gemäss Beobachtern dürfte ein guter Teil im Zusammenhang mit den betrügerischen Aktivitäten eines früheren Genfer CS-Kundenberaters stehen. Im März war die CS von einem Gericht auf den Bermudas zu einer Zahlung von mehr als 500 Millionen Dollar an den früheren georgischen Regierungschef Bidzina Ivanishvili, der von diesem Berater betrogen worden war, verurteilt worden.

Direkt zu spüren bekommt die CS aber auch die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine über «negative Erträge und Rückstellungen für Kreditverluste». Die Beteiligung an der Fonds-Plattform Allfunds, die in vergangenen Quartalen noch für schöne Aufwertungsgewinne gesorgt hatte, zieht das Resultat nun ebenfalls stark nach unten.

Aber auch durch das generell verschlechterte Geschäftsumfeld für die Bankbranche belastet das Quartal schwer. Die CS dürfte wegen ihrer Reorganisation und der Aufgabe von Geschäftsfeldern in der Folge des Archegos-Debakels besonders heftig getroffen werden. Analysten erwarten einen Rückgang der Erträge im Vergleich zum sehr starken Vorjahresquartal um einen Drittel bis um fast die Hälfte.

Nicht auszuschliessen ist es auch, dass weitere Personen aus der Geschäftsleitung den Sessel räumen müssen. Die «NZZ am Sonntag» berichtete, dass die Posten von Chefjurist Romeo Cerutti, Finanzchef David Mathers und dem Chef des Asien-Geschäfts, Helman Sitohang, auf der Kippe stünden. Die CS gab sich zu den Berichten bedeckt und erklärte, dass sich die Bankführung «regelmässig mit dem Thema Nachfolgeplanung und Ernennungen für gewisse leitende Positionen» beschäftige. Entscheide seien aber nicht gefallen.

Die zahlreichen Pannen des «annus horribilis» 2021 werden an der CS-Generalversammlung am Freitag noch einmal zur Sprache kommen. Die Veranstaltung findet ohne Anwesenheit der Aktionärinnen und Aktionäre statt - womöglich nicht nur zum Bedauern der CS-Führung. Aktionäre können die Veranstaltung im Livestream verfolgen. Bis am Dienstag haben sie nun noch Gelegenheit, über vorab eingereichte Fragen ihre Anliegen oder ihre Kritik vorzubringen.

Spannung verspricht an der Aktionärsversammlung vor allem der Antrag zur Entlastung des Verwaltungsrats und der Geschäftsleitung für die beiden Geschäftsjahre 2020 und 2021. Vergangenes Jahr war der Antrag auf Entlastung für das Jahr 2020 unter dem Eindruck des milliardenteuren Archegos-Debakels vom Verwaltungsrat noch zurückgezogen worden.

Nun steht der Antrag für die die Déchargen-Erteilung für 2020 somit erneut im Fokus - obwohl die Themen um den Zusammenbruch der «Greensill-Fonds» dabei sogar explizit ausgeklammert werden. Nicht nur die traditionell kritische Aktionärsvereinigung Ethos sondern auch die einflussreichen Stimmrechtsberater ISS und Glass Lewis empfehlen, die Entlastung für 2020 zu verweigern.

Die angelsächsischen Stimmrechtsberater verweisen dabei auf die in Untersuchungen festgestellten massiven Probleme im Risiko- und Kontrollbereich. Bei einer Entlastung könnten Verwaltungsrat und Management nicht mehr verantwortlich gemacht werden. Während Ethos auch die Entlastung für 2021 ablehnt, empfehlen ISS und Glass Lewis in diesem Falle die Annahme.

Wenig Chancen hat wohl ein Antrag von Ethos für eine Sonderprüfung im Greensill-Fall sowie zu den medialen Enthüllungen um die sogenannten «Suisse Secrets», auch wenn dieser etwa auch beim norwegischen Staatsfonds auf Unterstützung stösst. ISS und Glass Lewis lehnen den Antrag dagegen mit Verweis auf den hohen Aufwand wie auch auf hängige Verfahren gegen die Bank ab. Anträte zum Klimaschutz von Ethos und Actares dürften wohl chancenlos bleiben.

Glatt über die Bühne gehen dürfte die Wahl der Verwaltungsratsmitglieder, einschliesslich des neuen VR-Präsidenten Axel Lehmann. Der in die Kritik geratene CS-Vizepräsident und Roche-Chef Severin Schwan tritt nicht mehr an. Auch Kai Nargolwala, langjähriger Vorsitzender des Vergütungsausschusses, und der als Horta-Osório-Vertrauter geltende Juan Colombas hatten auf eine erneute Kandidatur verzichtet. (SDA)

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