Die Anleger sind verunsichert. Für die Börsen ist das Gift. Grund für die Verunsicherung sind die jüngsten Konjunkturdaten aus China, die am frühen Freitagmorgen publiziert wruden. So sank einer der wichtigsten Frühindikatoren für die Konjunktur des Landes auf den tiefsten Stand seit März 2009.
Die Veröffentlichung des chinesischen Einkaufsmanagerindex liess zunächst die Börsen tauchen. Der wichtige Shanghai Composite Index fiel um 4,27 Prozent. Der Shenzhen Component Index verlor 5,42 Prozent, und der ChiNext für Technologiewerte, der dem Nasdaq in den USA ähnelt, ging sogar um 6,65 Prozent zurück. Der Nikkei in Tokio stürzte mit einem Minus von fast 3 Prozent weit unter die Marke von 20'000 Punkten.
Europa taucht mit
Bergab ging es auch an der Schweizer Börse. Der SMI in Zürich notierte bei Handelsbeginn deutlich unterhalb von 9000 Punkten. Auf diesem Niveau notierte der Index zuletzt Anfang Juli. Im Handel wird allerdings auch auf den zuvor starken Kursanstieg verwiesen, der noch zu Beginn des Monats den SMI auf ein neues Mehrjahreshoch gehievt hatte.
Bereits in den letzten beiden Tagen hatte der SMI aufgrund der anhaltenden Unsicherheiten um die Konjunktur in Asien und um die weitere Entwicklung der Weltwirtschaft rund 3 Prozent verloren. Die Nervosität der Anleger ist gemessen am Volatilitätsindex VSMI zuletzt aber markant gestiegen.
Auch Dax im Minus
Bei Handelsbeginn notierte der SMI auf 8952,96 Punkte und damit rund 1,75 Prozent im Minus. Im Verlaufe des Morgens stieg er dann aber wieder über 9000 Punkte.
Besonders herb fallen die Kursverluste bei Unternehmen aus, deren Geschäftsgang stark vom Konjunkturverlauf abhängt, sowie bei Banken und Versicherungen. So sank der Aktienkurs des Zementkonzerns LafargeHolcim um 1,9 Prozent.
Bei den Finanztiteln büssten die Aktien der Credit Suisse mit einem Minus von 1,3 Prozent am meisten ein. Auch die Indexschwergewichte Roche und Novartis verzeichneten Kursrückgänge von über 1 Prozent.
Im Sog globaler Konjunktursorgen sanken auch die Kurse vieler anderen Börsen in Europa, so etwa der deutsche Leitindex Dax.
Kommt jetzt das grosse Beben?
Experten sind wegen den Verlusten an den Börsen denn auch bereits sehr besorgt: «Die Aktienmärkte verfallen in einen Panik-Modus, da das volle Ausmass des Konjunkturabschwungs in China deutlicher wird», zitiert die Nachrichtenagentur Reuters aus einem Kommentar von Angus Nicholson, Analyst beim Brokerhaus IG.
«Grundsätzlich ist zu sagen, dass die Aktionäre in den letzten vier Jahren mit steigenden Kursen verwöhnt wurden», erkärt Daniel Kalt, Chefökonom Schweiz bei der UBS, gegenüber Blick.ch. «Dass es irgendwann zu einer Korrektur kommen kann, war klar.»
Mehrere Faktoren würden zur Zeit eine Rolle spielen. «Einerseits hat China die Investoren mit der Abwertung seiner Währung überrascht. Damit hat wohl niemand gerechnet. Dass das Wirtschaftswunder China tatsächlich lahmt, zeigt sich auch in den sinkenden Rohstoffpreisen», so Kalt.
Anderseits verursache auch das politische Geschehen in Griechenland erneut Bauchschmerzen. Viele Anleger sind durch den Rücktritt von Ministerpräsident Tsipras verunsichert.
«Trotz dieser Unruhen sind wir aber der Ansicht, dass es keinen Grund für Panik gibt», so Kalt. Tiefere Rohstoffpreise seien etwa ein gutes Konjunkturprogramm, wovon wiederum die Wirtschaft profitiere. (wcm/rsn/sda)