Im Gespräch mit dem Zeitungsverbund von «CH Media» macht Hotelplan-CEO Thomas Stirnimann (57) deutlich, dass sich bei den Reisebüros in den vergangenen Wochen mächtig Ärger angestaut hat. Es sei «unglaublich, was sich die Swiss derzeit erlaubt». Nun kommt es zum Showdown.
Nicht nur, dass die Reisebranche derzeit praktisch unmöglich operieren könne. Die zurzeit fast täglich ändernden Corona-Regeln seien «Gift für unser Geschäft», so Stirnimann. Ein Sturm auf Ferien-Destinationen wie Italien oder Griechenland, die möglichst rasch ihre Grenzen öffnen wollen, um die Saison zu retten, zeichne sich nicht ab.
Kurzfristig rechnet der Hotelplan-Chef mit attraktiven Preisen, um die Branche wieder anzuwerfen. 2021 würden die Preise eher wieder steigen. Doch auch wenn die Grenzen wieder geöffnet werden und zunehmend Ferien im Ausland gebucht werden: Gerade im Knatsch mit den Lufthansa-Töchtern Swiss und Edelweiss sieht Stirnimann nicht so schnell eine Beilegung des Streits zwischen Reiseanbietern und den Airlines.
Swiss blockiert Kundengelder
Die Swiss sei im Rahmen der 1,2 Milliarden Franken an Bankgarantien zwar verpflichtet worden, dass sie Reisebüros die bereits erhaltenen Kundengelder für nicht stattfindende Flüge bis September zurückbezahlen muss. Dennoch sei «unglaublich, was sich die Swiss derzeit erlaubt».
Gerade Reisebüros würden der Swiss und somit Lufthansa «Millionen von Kundengeldern vorschiessen, indem wir unseren Kunden ihr Geld zurückbezahlen, obwohl dieses von der Swiss blockiert wird».
Swiss habe die Kundengelder abkassiert und dann in ihren Systemen die Rückerstattung einseitig blockiert. Reisebüros seien aufgrund des Pauschalreise-Gesetzes indes verpflichtet, den Kunden das Geld bei Annullationen zurückzubezahlen. Von der Swiss komme jedoch praktisch nichts: «Bis jetzt war es nur ein Bruchteil.»
Andere Airlines würden bei Swiss-Konkurs in die Bresche springen
Mit ihrem egoistischen Vorgehen dränge sie die gesamte Branche an den Abgrund und sorge bei Tausenden von Kunden für grosse Verärgerung, so Stirnimann. Er erwarte erste Rückzahlungen, sobald die erste Tranche der Bankkredite fliesse, und nicht erst im September.
Einen Konkurs der Swiss hält Stirnimann für so schlimm wie seinerzeit das Swissair-Grounding: «Jedes Land kann sich glücklich schätzen, wenn es eine starke heimische Airline hat, die hier Stellen schafft, lokale Lieferanten hat und Steuern hier zahlt. Aber es gibt nicht nur die Swiss. Würde sie verschwinden, würde der Flughafen Zürich nicht untergehen. Andere Airlines würden teilweise in die Bresche springen.»
Das Pauschalreisegesetz gehöre dringend überarbeitet. Airlines müssten dazu verpflichtet werden müssen, Kundengelder abzusichern. Stattdessen behalten sie Gelder, die Kunden gehören. Stirnimann: «Irgendwie haben sie es immer geschafft, sich dieser Verpflichtung der Kundengeldabsicherung zu entziehen.» (kes)
Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.
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