Airdrop-Zensur wegen Protest?
So geht Apple vor China-Diktatur in die Knie

Der US-Technologie-Konzern Apple sorgt mit umstrittenem Software-Update für iPhones für Wirbel. Dieses schränkt die Nutzung von Airdrop für chinesische Nutzer ein. Dies, nachdem Airdrop in China oft zur Umgehung der Zensur im Internet verwendet wurde.
Publiziert: 28.11.2022 um 16:03 Uhr
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Der Technologie-Konzern Apple hat mit einem Software-Update die Airdrop-Funktion eingeschränkt. Im Bild ein Apple-Shop in Peking.
Foto: keystone-sda.ch
Dominique Schlund

China und Apple – eine Hassliebe. Mit 15 Prozent macht der Technologie-Riese aus den USA einen beträchtlichen Teil seines Umsatzes im Reich der Mitte und auch ein Grossteil der Produktion findet dort statt.

Doch immer wieder geraten der US-Konzern und das autoritäre chinesische Regime aneinander. Zumeist mit negativem Ausgang für die Firma mit dem Apfel im Logo, die in China öfters mal am kürzeren Hebel sitzt.

So offensichtlich aber wie in den letzten Wochen kuschte der Konzern wohl noch nie vor dem chinesischen Regime. Apple hat kürzlich ein Software-Update für seine iPhones herausgegeben, in welchem es explizit für chinesische Geräte die Airdrop-Funktion einschränkt. Dies berichten Bloomberg und «The Guardian».

Wieso gerade Airdrop?

Die Funktion ist dafür gedacht, Inhalte zwischen zwei oder mehreren Apple-Geräten auszutauschen. Airdrop basiert auf einem eigenen Netzwerk und funktioniert daher ohne Internetverbindung. Genau das ist das Problem für China. Denn das Regime kontrolliert ganz genau, wer was ins Internet stellt.

Daher nutzten viele Chinesen bei den seit Wochen laufenden Demonstrationen gegen die anhaltenden Covid-Einschränkungen die Airdrop-Funktion, um Bilder und Videos der Proteste zu verbreiten, schreibt Spiegel Online. Die Nachverfolgung des Urhebers der geteilten Daten ist viel schwieriger. Die geteilten Bilder landen nicht auf Webservern, sondern bleiben auf den Geräten der User.

Um auch hier Kontrolle auszuüben, hat China nun wohl Druck auf Apple gemacht – und den US-Konzern zu Einschränkungen bei Airdrop veranlasst.

Nach dem Update muss man auf chinesischen iPhones die Airdrop-Funktion alle zehn Minuten reaktivieren. Ansonsten können keine Dateien empfangen werden. Zuvor konnte man auch in China die Airdrop-Funktion einfach eingeschaltet lassen und so Inhalte von Apple-Usern aus der Nähe empfangen.

Weitere Einschränkung der Menschenrechte

Bereits seit Jahrzehnten schränkt die autoritäre Führung in China die Rede- und Meinungsfreiheit seiner Bürger immer weiter ein. So gibt es zum Beispiel weder Instagram noch Youtube, wie wir es in Europa kennen. Lediglich eigene, komplett überwachte Plattformen und soziale Medien sind verfügbar.

Noch weiter geht das Regime mit seiner sogenannten «One-Cent-Army». Das autoritäre Regime zahlt einer «Armee» von etwa 300'000 Personen jeweils einen Cent, wenn diese regimekritische Einträge aus dem Internet melden und löschen. Die aktuelle Entwicklung reit sich also nahtlos in den schrittweisen Abbau von Menschenrechten im Reich der Mitte ein. Neu ist allerdings, dass westliche Grosskonzerne dabei helfend zur Seite stehen.

Folgt eine weltweite Einschränkung?

Öffentlich angekündigt hat Apple die neue Einschränkung nach dem Software-Update nicht. Es hiess lediglich, dass das Update Fehler behebe und Sicherheitslücken schliesse. Chinesinnen und Chinesen wussten also nicht, dass sie mit dem Update eine wesentliche Funktion ihres Smartphones verlieren werden.

Noch ist nicht klar, ob die Funktion in Zukunft auch in anderen Teilen der Welt eingeschränkt wird. Apple wollte dazu keinerlei Auskunft geben.

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