Affäre Hildebrand
Bankangestellter stiess nicht selbst auf Hildebrand-Konten

Er hat die Affäre Hildebrand ins Rollen gebracht: Nun muss sich der IT-Mitarbeiter einer Bank, der die Kontobewegungen des damaligen Nationalbankpräsidenten kopiert hatte, vor Gericht verantworten. Die Anklageschrift zeigt: Er war nicht selber auf das Konto gestossen.
Publiziert: 08.03.2016 um 10:10 Uhr
|
Aktualisiert: 11.09.2018 um 04:15 Uhr

Am 30. März sind am Bezirksgericht Zürich zwei Verhandlungen angesetzt. Einerseits steht der Prozess gegen den ehemaligen Mitarbeiter der Bank Sarasin an, der die Bankdaten von Philipp Hildebrand kopiert haben soll. Anderseits wird gegen Anwalt und SVP-Politiker Hermann Lei verhandelt, der diesem in der Folge verschiedene Kontakte zu Politikern vermittelt haben soll.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem IT-Mitarbeiter der Bank mehrfache Widerhandlung gegen das Bundesgesetz über die Banken vor und beantragt eine bedingte Freiheitsstrafe von 12 Monaten.

Für Lei fordert die Staatsanwaltschaft unter anderem wegen Beihilfe zur Verletzung des Bankgeheimnisses eine bedingte Geldstrafe von 150 Tagessätzen zu je 110 Franken.

Die Probezeit soll in beiden Fällen auf das im Strafgesetzbuch vorgesehene Minimum von zwei Jahren festgelegt werden.

Die Anklageschrift zeigt auf, weshalb der IT-Mitarbeiter überhaupt auf das Hildebrand-Konto aufmerksam geworden war: Demnach gab es bürointern eine Diskussion, die sich unter anderem um die Schweizerische Nationalbank und um Philipp Hildebrand drehte.

Ein Arbeitskollege soll dem IT-Mitarbeiter, der auf Funktionsstufe «unteres Kader» eingeteilt war und über «erweiterte Zugriffsrechte» verfügte, die siebenstellige Kontonummer des damaligen Nationalbankpräsidenten zugerufen haben.

Als der heute 42-Jährige diese Nummer ins System eintippte, fiel ihm nichts auf: «Nachdem der Beschuldigte zunächst lediglich auf nicht aussergewöhnliche Aktienpositionen gestossen war, erhielt er vom Arbeitskollegen den Zusatzhinweis, dass er Hildebrands Dollartransaktionen betrachten solle.»

Da tauchte einerseits für Mitte August 2011 der Kauf von US-Dollar für 400'000 Franken auf. Anderseits schien Anfang Oktober ein Verkauf von US-Dollar für 475'000 Franken auf. Dazwischen lag am 6. September die Ankündigung der Nationalbank, einen Euro-Mindestkurs von 1,20 Franken einzuführen.

Der IT-Mitarbeiter, der gemäss Anklageschrift Insidergeschäfte vermutet haben dürfte, fertigte von Hildebrands Konto drei Screenshots an und druckte die Kontodaten aus.

Danach folgte, was seit längerem bekannt ist: Der IT-Mitarbeiter suchte seinen Schulfreund Hermann Lei auf und besprach mit ihm die Kontobewegungen. Daraufhin nahmen beide Kontakt zu verschiedenen Politikern auf - unter anderem zum damaligen SVP-Nationalrat Christoph Blocher.

In ihrem Mailverkehr sollen der IT-Mitarbeiter und Lei gemäss Anklageschrift «zwecks Geheimhaltung (...) ausschliesslich Tarnnamen» verwendet haben. Hildebrand war unter anderem «H», «Dubach» und «Kesselring». Blocher wurde «Chef» und «Vögeli» genannt.

Schliesslich gelangten Informationen über die Dollar-Transaktionen in die Medien. Im Januar 2012 trat Philipp Hildebrand zurück. Er nahm den Hut, weil er nach eigenen Aussagen nicht in der Lage war, zweifelsfrei zu beweisen, dass seine damalige Frau und nicht er diese Transaktionen getätigt hatte.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.