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Ärzte und Experten warnen:Patienten trauen sich nicht mehr zum Arzt

Zahnarztbesuch wieder möglich
Bundesrat lockert Auflagen für Mediziner!

Wegen der Coronakrise blieben die Arztpraxen weitestgehend leer. Viele Leute hatten Angst, sich bei einem Arztbesuch anzustecken. Zu spät zum Arzt gehen kann aber gefährlich werden, warnen Ärzte. Und der Bundesrat! Die Lockerung kommt.
Publiziert: 16.04.2020 um 13:31 Uhr
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Aktualisiert: 17.04.2020 um 11:08 Uhr
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In Zeiten von Corona trauen sich viele Patienten nicht mehr zum Arzt. Sie befürchten eine erhöhte Ansteckung.
Foto: imago images
Franziska Scheven, Christian Kolbe

Zahnärzte, Augenärzte oder Physiotherapeuten durften nur noch Notfälle betreuen. So wollte es der Bundesrat. Das Ziel: Die Ausbreitung des Coronavirus stoppen. Eine Überlastung des Gesundheitssystems verhindern.

Die Folge: Zahlreiche Praxen blieben leer. Jetzt kommt der erste Schritt der Lockerung. Die Mediziner dürfen wieder Hand anlegen. Das gilt ab dem 27. April. Bundesrat Alain Berset war klar: «Wir wissen, dass eine Verschiebung von medizinischen Eingriffen zu Problemen führen kann.»

Alle Eingriffe sollen wieder möglich sein. Stationär und ambulant. Auch jene, die keinen Notfall darstellen. Ein weiterer Rückstau an Operationen soll so verhindert werden. Gleichzeitig folgt der Bundesrat damit einer Empfehlung von diversen Ärzten. Sie forderten Patienten dazu auf, die Spitälern und Praxen nicht mehr zu meiden. Gerade in Corona-Zeiten sollen sie ihre Krankheiten nicht verschleppen – auch die sogenannten Risikopatienten nicht. «Es gibt Verletzungen, bei denen sollten Sie sich melden», appelliert Myrielle Florence Hitz, Fachärztin für Orthopädie in Bern.

Angst vor Corona

Zu den Risikopatienten gehören ältere Menschen, deren Immunsystem schwächer sein kann als das von jüngeren Menschen, sowie chronisch Kranke und Patienten, die bereits an anderen Krankheiten leiden. Mit einem Aufruf auf Blick TV wenden sich Ärzte und Gesundheitsexperten an die Patienten, rufen diese zur Rückkehr in die Praxen auf, wenn dies medizinisch angezeigt sei.

Dies gilt umso mehr, als der Bundesrat klar macht: Spitäler und Arztpraxen müssen sicherstellen, dass geltende Hygiene- und Distanzmassnahmen eingehalten werden müssen. Die Angst, sich in einer Praxis anzustecken, sei unbegründet, sagen Experten. «Das Risiko in Arztpraxen ist aufgrund der hohen Sicherheitsmassnahmen sogar kleiner als anderswo», sagt Comparis Gesundheitsexperte Felix Schneuwly gegenüber Blick TV.

«Es ist ganz wichtig, dass sie Ihre Symptome ernst nehmen und mit Ihrem Arzt zusammen anschauen und abklären», so der Zürcher Facharzt für Innere Medizin Roger Wanner. Risikopatienten können sich auch vorab per Telefon melden. In der Praxis bekommen sie einen separaten Eingang. «Wir sind für Sie da. Wenn Sie nicht vorbeikommen können, melden Sie sich telefonisch», bekräftigt auch Patrik Noack, Allgemein- und Sportmediziner am Medbase Zentrum für Medizin und Sport in Abtwil.

Wirtschaftliche Not

Hitz, Noack und Wanner sind mit ihrem Aufruf nicht allein. Weitere Ärzte schliessen sich dem an. Die schlechte Auslastung von Ärzten, Therapeuten und Spitäler treibt viele von Ihnen in wirtschaftliche Not. Arzt- und Therapiepraxen sind leer. Vielerorts musste Kurzarbeit angemeldet werden.

Um sich auf die Krise vorzubereiten, haben die Spitäler Betten freigeräumt. Medizinische Untersuchungen und Operationen, die nicht notwendig waren, wurden fürs erste verschoben. Gleichzeitig sind die Kapazitäten für mögliche Corona-Patienten ausgeweitet worden.

Das Ergebnis: Auf beiden Seiten sind nun Überkapazitäten vorhanden. Es kommt zu einem ungewohnten Balanceakt. Zwar halten die Praxen und Spitäler die Kapazitäten weiterhin frei. Aber der Normalbetrieb muss auch weitergehen.

Chronisch Kranke und Schwangere müssen zum Arzt

Der Aufruf betrifft auch Menschen, die nicht krank sind, aber regelmässig Check-ups benötigen. Diabetiker oder Schwangere sollten weiterhin zum Arzt. «Gerade auch Schwangere sollten ihre Routineuntersuchungen weiterhin wahrnehmen», mahnt der Gynäkologe Stefan Spörri aus Bern.

«Haben die Leute Schmerzen oder starken Husten oder sind ihre Medikamente nicht richtig eingestellt, sollten sie unbedingt zum Arzt gehen», so auch Schneuwlys Aufruf. Gerade bei Diabetikern sei das wichtig. Denn im Extremfall droht sogar eine Amputation von Gliedmassen, wenn die Insulindosis nicht stimmt (BLICK berichtete).

Wichtig: Immer zuerst anrufen oder – noch besser – sich per Videokonferenz beim Arzt melden. «Schon auf dem Video kann ein Arzt erkennen, wie gut oder schlecht es einem Patienten geht», so Schneuwly. «Die Angebote der klassischen Telemedizin werden gerade in diesen Zeiten vermehrt genutzt.»

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Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.

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