Ägypten will mit 20'000 Schiffen 13 Milliarden pro Jahr
Durch den Suezkanal soll Gold fliessen

Heute wurde der neue Suezkanal eröffnet. Europäer profitieren von kürzeren Durchfahrtszeiten, Ägypten hofft auf Mehreinnahmen.
Publiziert: 06.08.2015 um 14:30 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 15:13 Uhr
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Der ausgebaute Suezkanal soll 13 Milliarden jährlich einbringen.
Foto: Keystone

Abdel Fattah al-Sisi hat Wort gehalten. Vor einem Jahr kündigte der ägyptische Präsident vollmundig an, dass der neue Suezkanal nicht wie geplant in drei, sondern nur in einem Jahr fertiggestellt werde. Genau 366 Tage nach Baubeginn löst er sein Versprechen ein. Mit einer gewaltigen Eröffnungsfeier zelebriert das Land heute die Erweiterung des Jahrhundertbauwerks.

Auf 72 Kilometern Länge wurde eine zweite Fahrrinne gegraben, der Kanal an anderen Stellen breiter und tiefer gemacht. Galt der Suezkanal bislang als längste Einbahnstrasse der Welt mit gelegentlichen Ausweichmöglichkeiten, ist er nun auf 115 von 193 Kilometern in beide Richtungen befahrbar.

In der Stadt Ismailia, die ungefähr in der Mitte des Suezkanals liegt, findet die offizielle Eröffnungsfeier statt. Dutzende Präsidenten, Premiers, Könige und andere hochrangige Vertreter von Staaten weltweit sind eingeladen. Nebst dem französischen Staatsoberhaupt François Hollande und dem griechischen Premier Alexis Tsipras nimmt auch Bundesrat Johann Schneider-Ammann an den Feierlichkeiten teil.

Der Milliarden-Bau sei «ein Geschenk Ägyptens an die Welt», so die offizielle Sprachregelung. 20'000 Schiffe durchfahren den Kanal pro Jahr, was rund acht Prozent des weltweiten Handels entspricht. Der Erweiterungsbau soll die Kapazität verdoppeln.

Ob Kleider, Smartphones oder Fahrräder: 95 Prozent aller Waren aus Asien kommen mit dem Schiff nach Europa. Die kürzeste Route führt durch den Suezkanal. Er verbindet das Mittelmeer mit dem Roten Meer.

Wer durch den Kanal fahren will, muss tief in die Tasche greifen: Die Ägypter verlangen im Schnitt für eine Durchfahrt 298'000 Dollar pro Schiff! Dafür können sich die Frachter den 3500 Meilen langen Umweg übers Kap der Guten Hoffnung sparen.

In der Rekordzeit von elf Monaten haben die Ägypter den Kanal ausgebaut. Ursprünglich waren drei Jahre für den Bau der zusätzlichen Fahrrinne vorgesehen. Jetzt dauert eine Durchfahrt noch 11 statt 20 Stunden. Die Kapazität verdoppelt sich dadurch: Neu können täglich 97 Frachter den Kanal durchfahren. Bisher waren es nur deren 40.

Milliarden Mehreinnahmen

Das Projekt war 8,4 Milliarden Dollar teuer. Das Geld stammt grösstenteils von Privaten. Sie konnten sich Zertifikate kaufen, auf die sie vom Staat 12 Prozent Zins erhalten. Innert acht Tagen waren alle Zertifikate verkauft.

Ägypten hat hohe Erwartungen in den ausgebauten Kanal: Dank des Umbaus sollen jährlich 13 Milliarden Dollar in die Kassen fliessen. Aktuell sind es rund fünf Milliarden im Jahr.

Rund um den Suezkanal sollen in den nächsten fünfzehn Jahren eine Million neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Mehrere Häfen, Industriezonen und touristische Einrichtungen sind laut «NZZ» bereits geplant.

Doch daran glauben Skeptiker nicht. Sie halten die Erwartungen für übertrieben, den Ausbau für Geldverschwendung. Denn der globale Handel sei zu schwach. Die Nachfrage für eine doppelte Kapazität bestehe darum nicht. (bam)

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