Bernard Tapie ist am Sonntag nach langer Krebserkrankung im Kreis seiner Familie gestorben. Das berichtet die französische Zeitung «La Provence» unter Berufung auf Tapies Familie. In den vergangenen Monaten hatte sich Tapies Zustand deutlich verschlechtert. Der Redaktionsleiter der Zeitung «La Provence», Guilhem Ricavy, sagte der Nachrichtenagentur AFP, dass Tapie, Mehrheitseigentümer des Verlags, «in der Nacht ins Koma gefallen» sei. Einer seiner Söhne bestätigte den Tod auf Instagram mit der kurzen Nachricht: «Auf Wiedersehen, mein Phönix».
Tapie erlangte in Frankreich Ruhm als Unternehmer und Politiker. Er war von 1990 bis 1993 Mehrheitseigner des Sportartikelherstellers Adidas. Von 1986 bis 1994 gehörte ihm ausserdem der Fussballclub Olympique Marseille.
«Berlusconi Frankreichs»
Tapie machte sich aber nicht nur einen Namen als Unternehmer, sondern auch als Politiker. Er war Mitglied der linksliberalen Partei «Mouvement des radicaux de gauche». Im Zuge dessen sass Tapie jahrelang im französischen Parlament, hatte einige Jahre einen Ministerposten inne und wurde später Europaabgeordneter.
Tapie galt als «Berlusconi Frankreichs». Er erlangte Bekanntheit als Chansonnier. Der Widerspruch zwischen seinem Milliardenvermögen und seiner sozialistischen Politik stiess vielen sauer auf. Aufgrund seiner vielfältigen Tätigkeiten trug Tapie auch den Übernamen «Der Mann mit den tausend Leben».
Bestechungsskandal und Gefängnis
Tapie stammte aus einfachen Verhältnissen und begann seine Karriere als einfacher Fernsehverkäufer. Zu Geld brachte er es in den 70er- und 80er-Jahren mit dem Aufkauf, der Sanierung und dem Weiterverkauf insolventer Firmen. Dieses Vorgehen brachte Tapie aber in Teufels Küche: Ihm wurde nachgesagt, die insolventen Firmen schonungslos auszuplündern. Es kam zu mehreren Gerichtsverfahren wegen Insolvenzvergehen, Unterschlagung und Bestechung.
Auch im Zusammenhang mit seinem Adidas Verkauf kam es zu juristischen Turbulenzen: Tapie veräusserte die Mehrheit am Konzern in den 90er-Jahren an der schweizerisch-französischen Unternehmer Robert Luis-Dreyfus. Am Verkauf beteiligt war die damalige französische Staatsbank Crédit Lyonnais. Tapie warf ihr später vor, ihn beim Verkauf um Geld geprellt zu haben. Er erhielt letztlich eine Schadenersatzzahlung in Millionenhöhe.
Am meisten Furore verursachte Tapie allerdings mit seinem Engagement bei Olympique Marseille. Tapie bezahlte 1993 Schmiergelder an den FC Valenciennes, damaliger Ligarivale von Marseille. Valenciennes liess Marseille in einem entscheidenden Meisterschaftsspiel gewinnen. Dadurch holte sich Marseille den Pokal. Nur Tage später gewann Marseille ausserdem die Champions League.
Als der Skandal wenig später aufflog, wurde Marseille der französische Meistertitel wieder aberkannt. Marseille musste vorübergehend sogar absteigen und durfte nicht an der Champions League teilnehmen. Bernard Tapie wanderte für den Bestechungsskandal mehrere Monate ins Gefängnis.
Brutaler Einbruch in Paris
Zuletzt hatte Tapie im Frühling diesen Jahres für Schlagzeilen gesorgt, diesmal allerdings eher unfreiwillig. Er und seine Ehefrau wurden Opfer eines brutalen Einbruchs. Vier Männer drangen in der Nacht in Tapies Haus ein, fesselten und schlugen ihn und seine Frau und flüchteten mit wertvollem Schmuck.
Tapie hatte bis zum Schluss gute Beziehungen in die Politik. Premierminister Jean Castex lobte ihn als «Kämpfer» und einen «sehr engagierten Mann». Und Präsident Emmanuel Macron würdigte Tapie als «Quelle der Inspiration für Generationen von Franzosen». Er hob Tapies «Ehrgeiz, Energie und Enthusiasmus» hervor.
«Dieser Mann, der einen Kampfgeist hatte, der Berge versetzen und nach dem Mond greifen konnte, hat nie aufgegeben und bis zuletzt gegen den Krebs gekämpft», hiess es in einer Erklärung des Elysée-Palastes.
Umzug an den Genfersee
Tapie ist aber weit über die französischen Grenzen hinaus ein bekannter Name, insbesondere in der Schweiz. Dies nicht nur durch seinen Verkauf von Adidas an eine Schweizer Unternehmerfamilie. Sondern auch, weil Tapie sich zwischenzeitlich hierzulande niederlassen wollte. Im Jahr 2008 suchte er laut Medienberichten einen Wohnsitz am Genfersee, um in der Schweiz von der Pauschalbesteuerung für Reiche zu profitieren. Zu einem Umzug kam es allerdings nie.
Tapie litt seit Jahren an Krebs. In den vergangenen Monaten hatte sich sein Zustand deutlich verschlechtert. Er soll in Marseille beigesetzt werden, wo er sich jahrzehntelang als Fussball-Boss engagiert hatte. «In der Stadt seines Herzens», wie seine Familie verlauten lässt.