Die Auswahl des richtigen TV-Abos ist gar nicht so einfach. Ansprüche an die Bildqualität, eingesetzte Endgeräte, Senderanzahl sowie zeitversetztes Fernsehen wie Replay-TV und Kapazität des Recorders – die Bedürfnisse der Konsumenten sind mannigfaltig. Etwas Licht in den Preis-Dschungel bringt nun der Online-Vergleichsdienst moneyland.ch. Er hat die wichtigsten Schweizer TV-Abos unter die Lupe genommen.
Was auffällt: Viele TV-Abos sind nur in Kombination mit einem Internet-Abo des gleichen Anbieters oder im Rahmen eines Kombi-Angebots erhältlich. Daher sind einerseits die Kosten für ein TV-Abo über einen beliebigen Internet-Anschluss und andererseits die Kosten für ein TV-Abo in Kombination mit einem Internet-Anschluss beim gleichen Anbieter mit mindestens 20 Mbit/s verglichen worden.
Moneyland.ch hat für die Vergleichsstudie die Gesamtkosten für das erste Jahr anhand von vier Nutzerprofilen berechnet. Fazit: Die grossen Schweizer Anbieter wie Swisscom, UPC und Sunrise sind häufig wesentlich teurer als die günstigsten kleineren Anbieter. Das gilt nicht nur für Internet-Abos, sondern auch für Kombi-Angebote mit Internet und TV.
1. Der Anspruchslose
Das erste Nutzungsprofil richtet sich an Kunden ohne Ansprüche an ihr TV-Abo. Diese geben sich mit den gängigen TV-Sendern in der schlechten SD-Qualität zufrieden. Sie sehen sich die Sendungen am Fernsehgerät, am Computer, am Laptop, mit dem Tablet oder dem Smartphone zum Ausstrahlungszeitpunkt an.
Für dieses «anspruchslose» Nutzungsprofil gibt es einige kostenlose TV-Abos. Darunter sind Gratis-Angebote der Internet-TV-Provider Teleboy, Wilmaa und Zattoo sowie des Telekom-Unternehmens Swisscom. Bei Teleboy, Wilmaa und Zattoo sind einige Sender beim kostenlosen Angebot sogar in HD-Auflösung verfügbar. Etwas teurer ist das Angebot «TV neo» von Sunrise mit Kosten von 60 Franken im ersten Jahr.
Kombi-Angebote sind für dieses Nutzungsprofil nicht sinnvoll. «Kombi-Produkte sind viel teurer, als wenn die Kunden ein kostenloses TV-Abo mit seinem separat gekauften Internet-Anschluss nutzen», sagt Moneyland-Experte Ralf Beyeler.
2. Der Ästhet
Das zweite Nutzungsprofil richtet sich an Kunden, die beliebte Sender in HD-Qualität wünschen, jedoch kein zeitversetztes Fernsehen wie einen Recorder, Live-Pause oder Replay-TV benötigen. Sie schauen sich die TV-Sendungen über ein TV-Gerät an, entweder direkt oder über eine zusätzliche Box (Set-Top-Box, Apple TV, Android TV). Am günstigsten unter den Internet-Streaming-Angeboten ist für dieses Profil das Premium-Abo von Zattoo mit Kosten von 110 Franken im ersten Jahr. Fast gleich teuer ist Wilmaa mit Kosten von 116.10 Franken im ersten Jahr.
Bei den TV-Angeboten, die im Kombi-Paket mit einem Internet-Abo (mit mindestens 20 Mbit/s) angeboten werden, ist das Angebot von iWay mit 492 Franken im ersten Jahr am günstigsten. Dieses Angebot ist allerdings nur in einigen Städten wie zum Beispiel Zürich oder Bern erhältlich. Das günstigste Angebot, dass schweizweit zur Auswahl steht, stammt von Teleboy und kostet 540 Franken im ersten Jahr.
3. Der Unabhängige
Das dritte Nutzungsprofil richtet sich an Kunden, die beliebte Sender in HD-Qualität mit zeitversetztem Fernsehen wünschen. Die Minimalanforderungen: Replay-TV für 7 Tage und Recorder im Umfang von 100 Stunden. Am günstigsten unter den Internet-Streaming-Angeboten sind für dieses Profil «Zattoo Premium» mit 110 Franken im ersten Jahr und Wilmaa mit 116.10 Franken im ersten Jahr.
Bei den Angeboten, die als Kombi-Paket gemeinsam mit einem Internet-Abo angeboten werden, ist ein Angebot von Teleboy mit 540 Franken im ersten Jahr am günstigsten. Bei Swisscom bezahlt der Kunde mit 1139 Franken im ersten Jahr mehr als doppelt so viel. Auch bei Sunrise betragen die Kosten 1020 Franken im ersten Jahr. Im Rahmen einer befristeten Aktion bezahlt der Sunrise-Neukunde derzeit aber nur 720 Franken im ersten Jahr.
4. Der Anspruchsvolle
Das vierte Nutzungsprofil richtet sich an besonders anspruchsvolle Kunden, die viele Sender in HD-Qualität mit zeitversetztem Fernsehen wünschen. Die Minimalanforderungen: Replay-TV für 7 Tage und Recorder im Umfang von 500 Stunden. Am günstigsten unter den Internet-Streaming-Angeboten sind für dieses Profil «Zattoo Premium» mit 110 Franken im ersten Jahr. Sunrise bietet für diese Profilkunden ein TV-Abo für 240 Franken im ersten Jahr an.
Bei den TV-Angeboten, die im Rahmen eines Kombi-Pakets verkauft werden, ist ein Angebot von iWay am günstigsten. In einigen Städten wie Zürich oder Winterthur kostet das Abo 552 Franken im ersten Jahr, schweizweit wird das Abo für 669 Franken im ersten Jahr angeboten.
Vergleichen lohnt sich
Auch bei den Leistungen der verschiedenen TV-Abos gibt es grosse Unterschiede. So zum Beispiel beim Senderangebot. Bei einigen TV-Abos gibt es gar keine Sender in HD-Qualität. Viele Angebote offerieren ungefähr 60 Sender in HD-Auflösung. Am meisten HD-Programme erhalten die Kunden mit dem Abo «TV L» von Swisscom, nämlich 160 Sender.
Bei der Analyse fällt auf, dass TV-Streaming-Angebote über einen beliebigen Internet-Anschluss («OTT-Angebote») deutlich günstiger sind als Kombi-Angebote mit TV und Internet. Selbst wenn die Kosten für einen günstigen Internet-Anschluss (mit Kosten von ungefähr 400 Franken im ersten Jahr) zu den Kosten der TV-Streaming-Abos addiert werden, sind viele Kombi-Angebote noch massiv teurer.
Erstaunlicherweise bieten viele TV-Streaming-Abos auch mehr Leistung als manche TV-Abos, die im Rahmen von teureren Kombi-Paketen verkauft werden.
Kundenwünsche werden ignoriert
Der TV-Konsum ist zwar auch im Netflix-Zeitalter ein Bedürfnis vieler Menschen. Allerdings erwarten immer mehr Kunden, dass Sie TV-Inhalte so konsumieren können, wie sie es auf Netflix oder YouTube gewohnt sind. Das bedeutet: Streaming über einen beliebigen Internet-Anschluss (OTT) und auf einem beliebigen Gerät, Bezahlung eines monatlichen Pauschalpreises mit der Kreditkarte und Kündigungsmöglichkeit innerhalb eines Monats.
«Erstaunlicherweise ignorieren viele Schweizer Anbieter diese Kundenwünsche. Erst wenige Anbieter bieten ein TV-Abo nach dem Netflix-System an. Stattdessen setzen die etablierten Anbieter weiterhin auf TV-Abos aus der Vergangenheit», sagt Beyeler. So erklärt Swisscom gegenüber Moneyland.ch, dass derzeit kein solches umfassendes OTT-Angebot geplant ist. (zas)