In der Mehrzahl der befragten Wirtschaftsbereiche habe sich die Geschäftslage im Juli abgekühlt, teilte die Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH Zürich am Freitag anlässlich der vierteljährlichen Publikation der Konjunkturumfragen mit. Gut spürbar sei die Abkühlung im Detailhandel, wo der Geschäftslageindikator nach über einem Jahr Höhenflug nun deutlich nach unten tendiere.
Weniger ausgeprägt sei diese Entwicklung im Bereich Finanz- und Versicherungsdienstleistungen, im Grosshandel sowie im Verarbeitenden Gewerbe, hiess es weiter.
Die Frankenstärke scheint den Firmen zumindest für den Moment noch keine grossen Sorgen zu bereiten. Obwohl sich der Schweizer Franken gegenüber dem Euro jüngst aufgewertet hat, spüren die Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes laut der Umfrage momentan keinen starken Verlust an Wettbewerbsfähigkeit im EU-Markt.
Von «nur sehr leichten Schleifspuren» spricht die KOF bei der Geschäftslage bei den Übrigen Dienstleistern, im Projektierungsbereich und im Baugewerbe. Beim Sorgenkind der vergangenen Monate, dem Gastgewerbe, habe sich die Geschäftslage zuletzt entgegen dem Trend gar deutlich verbessert.
Als weiteren positiven Aspekt streicht die KOF hervor, dass sich das Problem des Material- und Vorproduktemangels trotz des Ukraine-Krieges und der Pandemiemassnahmen in Teilen Asiens seit dem Frühjahr nicht mehr weiter verschärft habe.
Der Preisauftrieb, also die Inflation, sei nach wie vor sehr hoch, nehme aber nicht mehr weiter zu, schreibt die KOF. Das deckt sich mit den am Mittwoch veröffentlichten neuesten Daten zur Teuerung in der Schweiz. Gemäss Umfrage sind die Entwicklungstendenzen innerhalb der einzelnen Sektoren sehr unterschiedlich. Teurer dürften in naher Zukunft insbesondere das Bier oder das Schnitzel in der Beiz werden sowie der Bereich Übrige Dienstleistungen.
Neu hat die KOF in ihrer Umfrage auch Fragen zu den Erwartungen hinsichtlich der Lohnentwicklung und der Inflation aufgenommen. Da diese das erste Mal gestellt worden seien, hätten sie noch experimentellen und vorläufigen Charakter. Die Umfrageteilnehmer erwarten in der Tendenz einen Anstieg der Bruttolöhne bis in einem Jahr von etwas über 2 Prozent. Sie dürften mit der erwarteten Inflation nicht ganz Schritt halten.
Weniger Gewicht erhält in der Umfrage der zweite Indikator zu den Erwartungen der Geschäftsentwicklung in den kommenden Monaten. Die Unternehmen seien deutlich weniger optimistisch als bisher, so das diesbezügliche Fazit der KOF.
In die Ergebnisse der KOF Konjunkturumfragen vom Juli 2022 sind die Antworten von etwa 4500 Unternehmen aus dem Verarbeitenden Gewerbe, dem Baugewerbe und den wichtigsten Dienstleistungsbereichen eingeflossen. Dies entspricht einer Rücklaufquote von etwa 56 Prozent.
(SDA)