Vier Monate nach Bekanntwerden des Abgas-Skandals um den deutschen Autobauer VW hat dieser heute mit der grössten Rückrufaktion seiner Konzerngeschichte begonnen. Allein in Deutschland müssen rund 2,4 Millionen Fahrzeuge zur Umrüstung in die Werkstatt, in der Schweiz sind es rund 180'000.
Den Startschuss für die Riesen-Rückrufaktion hatte heute das deutsche Kraftfahrt-Bundesamt gegeben. In einer ersten Etappe werden nun erst einmal alle betroffenen Pick-Up-Trucks des Typs Amarok umgerüstet. Die Freigaben für die weiteren betroffenen Modelle befänden sich noch in der Prüfung, teilte das Bundesamt mit. Auch in der Schweiz beginnt laut Angaben des Schweizer VW-Importeurs Amag in diesen Tagen der Rückruf der ersten betroffenen Fahrzeuge.
Verwirrung um Vorpreschen von VW
Im Vorfeld der heutigen Freigabe durch die Behörde war es zu Verwirrung bezüglich des Rückruf-Starts gekommen. Noch vor der offiziellen Bewilligung war VW vorgeprescht und hatte grünes Licht für die Umrüstung der Pick-Ups gegeben. Anders als vonseiten der Behörden und des Konzerns seit Tagen bekräftigt, lag das dazu benötigte Software-Update bereits seit Tagen in den Werkstätten vor.
So erhielt am Vormittag zumindest ein betroffener Amarok das neue Computerprogramm. Ein Fotograf der Deutschen Presse-Agentur (DPA) dokumentierte bei einer VW-Vertragswerkstatt in der Region Hannover, dass die Software ohne Probleme aufgespielt wurde. Mindestens ein weiterer Umrüsttermin wurde bereits vergeben. Und die Amarok-Halter haben offensichtlich schon alle Post erhalten.
11 Millionen Autos betroffen
Den Beginn der Umrüstung bestätigten zu diesem Zeitpunkt aber auf DPA-Nachfrage zunächst weder das für die Genehmigung der technischen Lösung zuständige Bundesamt noch die VW-Konzernzentrale in Wolfsburg. Erst am frühen Abend teilte das KBA schriftlich mit, die Freigabe für den Amarok erteilt zu haben.
«In den vergangenen Tagen sind im Unternehmen die organisatorischen Vorbereitungen für den Rückruf des Amarok abgeschlossen worden», sagte ein VW-Sprecher heute Abend. Dazu habe auch das Verschicken von Kundenbriefen gehört. «Im Zuge einer so komplexen, umfassenden und markenübergreifenden Rückrufaktion kann es dazu gekommen sein, dass einige wenige Fahrzeuge bereits in den Werkstätten waren.»
Volkswagen hatte mit einer Software Abgastests bei Dieselfahrzeugen manipuliert. Weltweit sind um die 11 Millionen Fahrzeuge betroffen. (SDA/lha)