Knall am Rheinknie: Novartis-Chefjurist Felix Ehrat tritt zurück! Er verlässt den Pharmariesen in zwei Wochen. «Sein Rücktritt erfolgt in Zusammenhang mit Diskussionen über die frühere Vereinbarung von Novartis mit Michael Cohen von Essential Consultants», heisst es in einer Konzernmitteilung.
Ehrat: «Dieser Vertrag, obwohl juristisch nicht zu beanstanden, war ein Irrtum.» Als Mitunterzeichner mit dem damaligen CEO Joe Jimenez (59) übernehme er mit diesem Entscheid persönlich Verantwortung. «Zur Beendung der öffentlichen Debatte darüber», so Ehrat, der 2011 in die Geschäftsleitung aufgestiegen war.
Letzte Woche wurde bekannt, dass Novartis insgesamt 1,2 Millionen Franken Lobbying-Gelder in die Firma von Trump-Anwalt Cohen (51) steckte. Pikant: Die Firma Essential Consultants bezahlte auch Pornodarstellerin Stormy Daniels (39). Wie Novartis bestätigte, hat der Konzern den Vertrag mit der US-Firma nicht mehr verlängert.
Ethik-Chefin übernimmt Platz von Ehrat
Dem Rücktritt von Ehrat zollen Verwaltungsratspräsident Jörg Reinhard und die Geschäftsleitung «grossen Respekt», wie es in der Mitteilung von Mittwoch heisst. Applaus gibts auch von CEO Vas Narasimhan (42): «Er hat die Interessen des Unternehmens in wichtigen nationalen Organisationen wie Economiesuisse, Swiss Holdings und Avenir Suisse engagiert vertreten.» Bei der Denkfabrik Avenir Suisse sitzt Ehrat im Stiftungsrat, er ist Verwaltungsrat der Sanitärtechnikfirma Geberit und Verwaltungsratspräsident der Globalance Bank AG – «mehr als Geld bewegen» lautet deren Claim. Die Privatbank verspricht «ehrliches und transparentes Geschäftsverhalten».
Interessantes Detail: Ehrats Nachfolge übernimmt Shannon Thyme Klinger (40). Die Amerikanerin verantwortet derzeit noch Ethik und Compliance bei Novartis. Klinger war 2016 bereits Chefethikerin, als die Lobbying-Zahlungen an Cohens Firma flossen. Laut dem Pharmakonzern war Klinger nicht in den Entscheid eingebunden worden, die Verantwortung hierfür trage Ex-Novartis-Chef Joe Jimenez.
Es liegt aber auf der Hand, dass Klinger von dem Deal mit Cohen wusste und welche Risiken solch eine Zusammenarbeit birgt. Zusammen mit dem Novartis-CEO Narasimhan gehört die Amerikanerin zur 13-köpfigen Konzernleitung von Novartis. Aufgrund ihrer Funktionen ist sie die mächtigste Frau im Konzern.
Telefonkonferenz mit 5000 Managern
Der Pharmariese versuchte in den letzten Tagen alles, um die Trump-Affäre um die 1,2-Millionen-Zahlungen schnell vergessen werden zu lassen. Narasimhan entschuldigte sich in einem Memo bei allen Mitarbeitern und berief eine Mega-Telefonkonferenz ein: Dabei waren 5000 seiner Top-Manager. Dringende Botschaft laut «Bloomberg»: das Vertrauen der Öffentlichkeit wieder gewinnen. Dazu gehöre auch die Art und Weise zu überdenken, wie Novartis Geschäfte mit Beratungsfirmen, Lobbyisten und anderen Geschäftsgruppen tätige.
Ausgestanden ist die Affäre für Novartis noch lange nicht: Denn wie am Dienstag bestätigt wurde, ist der Pharmariese nun deswegen ins Visier Schweizer Strafverfolger geraten. «Die Bundesstaatsanwaltschaft (BA) steht im Austausch mit den Kollegen der Staatsanwaltschaft des Kantons Basel-Stadt», bestätigte eine BA-Sprecherin (BLICK berichtete).