925 fehlerhafte Materialstellen gefunden
AKW Beznau bleibt noch lange offline!

Der Block 1 des AKW Beznau im Kanton Aargau geht nicht vor Ende Juli 2016 ans Netz. Das hat der Betreiber, der Energiekonzern Axpo, mitgeteilt. Im Reaktordruckbehälter wurden Materialfehler entdeckt. Der Block 2 soll wie geplant Ende Dezember hochgefahren werden.
Publiziert: 30.11.2015 um 15:15 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 21:55 Uhr
Der Block 1 des AKW Beznau im Aargau bleibt länger vom Netz als geplant: Die Analysen der im Reaktordruckbehälter entdeckten Materialfehler benötigen gemäss AKW-Betreiber mehr Zeit.
Foto: KEYSTONE/WALTER BIERI (Archiv)

Der Block 1, der mit 46 Betriebsjahren älteste kommerzielle Reaktor der Welt, ist seit März vom Netz. Die Revision sollte ursprünglich vier Monate dauern. Unter anderem wurde der Deckel des Reaktordruckbehälters ausgetauscht.

Bei der Untersuchung des Reaktordruckbehälters mit Ultraschall wurden jedoch 925 fehlerhafte Materialstellen festgestellt. Es handelt sich gemäss Axpo mit grosser Wahrscheinlichkeit um kleinste Einschlüsse, die nach bisherigem Erkenntnisstand bei der Herstellung der geschmiedeten Ringe des Druckbehälters entstanden waren.

Die Analysen und Bewerten führten wiederholt zu Verzögerungen. Zunächst sollte der Block 1 im Oktober wieder hochgefahren werden, danach wurde als neuer Termin Ende Februar 2016 genannt.

Die Axpo rechnet nun damit, dass die Analysen und Nachweise so viel Zeit in Anspruch nehmen, dass mit der Genehmigung zum Wiederanfahren des Blocks 1 nicht vor Ende Juli 2016 gerechnet werden kann, wie es am Montag an eine Mediengespräch in Döttingen AG hiess.

Die Axpo entschied sich für weitere Messungen. Dieses Prüfverfahren wurde für belgische Atomreaktoren entwickelt, bei denen ähnliche Materialfehler entdeckt worden waren. Die Messungen für Block 1 werden gemäss Axpo zurzeit noch ausgewertet. Sie bestätigten bisher die Resultate weitgehend.

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Mehrere Aktivisten der Umweltorganisationen Greenpeace sind heute Morgen auf das Gelände des Atomkraftwerkes Beznau in Döttingen AG eingedrungen.
Foto: Greenpeace

Der vorläufige Messbericht werde im Dezember dem Schweizerischen Verein für technische Inspektionen (SVTI) und danach dem Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorat (ENSI) eingereicht. Damit beginnt der im Juli auf Basis der ersten Messungen durchgeführte Analyse- und Prüfprozess von vorne.

Das dauert laut Axpo mehrere Monate und erfolgt unter Einbezug eines vom ENSI nominierten internationalen Expertengremiums. Der AKW-Betreiber muss nachweisen, dass trotz der gefundenen Unregelmässigkeiten die Integrität des Reaktordruckbehälters unverändert gewahrt bleibt.

Beim weitgehend baugleichen Block 2, der seit 1971 in Betrieb ist, geht die Axpo davon aus, dass einem planmässigen Anfahren nach Abschluss der Revision Ende Dezember aus heutiger Sicht nichts entgegensteht. Der Block 2 wurde Mitte August heruntergefahren, um ebenfalls den Deckel des Reaktordruckbehälters auszuwechseln.

Die Ultraschallmessungen beim Block 2 hätten bisher nur vereinzelte kleinste Anzeigen ergeben, die nach Bewertung der eigenen Experten in Zahl und Lage ein unauffälliges Bild zeigten. Der Messbericht werde in den nächsten Tagen beim SVTI und bei der Atomaufsichtsbehörde ENSI eingereicht.

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