90 Millionen Dollar: Für den Genfer Agrarhändler Louis Dreyfus, der letztes Jahr Waren für fast 19 Milliarden Dollar umgeschlagen hat, sind solche Summen Peanuts. Für die fast sechs Milliarden Dollar schwere Patronne Margarita Louis-Dreyfus (56) ebenfalls.
Für ein erst kürzlich gegründetes Start-up wie Motif Ingredients sind 90 Millionen Dollar in einer ersten Finanzierungsrunde allerdings viel Geld, selbst für amerikanische Verhältnisse. Auch wenn es an nichts weniger als der «Zukunft der Nahrungsmittel» arbeitet.
Lebensmittel aus dem Bioreaktor
Aber der Reihe nach: Louis Dreyfus hat gemeinsam mit dem Milchriesen Fonterra aus Neuseeland 90 Millionen Dollar in das Start-up Motif Ingredients aus Boston investiert. Ebenfalls eingestiegen sind Milliardäre wie Microsoft-Gründer Bill Gates, Alibaba-Mastermind Jack Ma, Amazon-Chef Jeff Bezos und Mukesh Ambani vom indischen Petrochemie-Riesen Reliance, dessen Tochter gerade in St. Moritz GR ihre Bachelor-Party gefeiert hat.
Dieser Artikel wurde in der «Handelszeitung» veröffentlicht. Weitere spannende Artikel finden Sie unter www.handelszeitung.ch.
Dieser Artikel wurde in der «Handelszeitung» veröffentlicht. Weitere spannende Artikel finden Sie unter www.handelszeitung.ch.
Sie alle wollen dabei sein, wenn in den Bioreaktoren von Motif neue Lebensmittel und neue Lebensmittelzusätze entstehen. Wenn neue Proteine die Ernährung auf eine neue biologische Basis stellen. Wenn genveränderte Bakterien neue Geschmäcker herstellen. Auf Twitter träumt Gates bereits von einer Viehwirtschaft, die ohne Methan-Ausstoss auskommt – und von einer Landwirtschaft, die nicht zur Abholzung von Wäldern beiträgt.
Zusammenarbeit mit Zuckerbauern
Aber warum ist Agro-Traderin Margarita Louis-Dreyfus bei Motif eingestiegen? Warum engagiert sich ein Handelshaus von Agrargütern in der Produktion von biotechnologischen Inhaltsstoffen? Erstens: Wie viele Rohstoffhändler versucht auch Louis Dreyfus die eigene Wertschöpfungskette zu vertikalisieren, also selbst in der Produktion aktiv zu werden. So arbeitet das Unternehmen zum Beispiel direkt mit Zuckerbauern zusammen und besitzt eigene Zuckerverarbeiter.
Zweitens: «Die Nachfrage nach pflanzlichen Lebensmitteln, Fleischersatzstoffen oder Nicht-Milch nimmt zu – dank einem wachsenden Bewusstsein für die gesundheitlichen und ökologischen Vorteile pflanzlicher Ernährungsoptionen bei den Konsumenten», wie Kristen Eshak Weldon, Innovationschefin bei Louis Dreyfus, sagt. Will heissen: Ändern sich die Konsumenten, muss sich auch ein Agrotrader ändern.
«Schlüsselrolle in der Ernährung»
Drittens schliesslich ist Eshak Weldon überzeugt, dass «die pflanzlichen Inhaltsstoffe der nächsten Generation von Motif eine Schlüsselrolle spielen werden, um eine wachsende Weltbevölkerung nachhaltig zu ernähren». Der Schritt sei Teil der Strategie von Louis Dreyfus, disruptive Lösungen zu unterstützen, welche es Unternehmen erlauben würden, auf neue Konsumentenbedürfnisse einzugehen.