9.60 Fr für einen Liter Hahnenbuger
Wasser-Wahnsinn in der Beiz!

Ausser im Tessin verlangen viele Wirte etwas für den «Hahnenburger». Oft wird für das Leitungswasser sogar ein Fantasiepreis verlangt.
Publiziert: 05.08.2015 um 00:00 Uhr
|
Aktualisiert: 01.10.2018 um 03:03 Uhr
1/5
Im Restaurant des Hotels Krafft ist Hahnenwasser ein kostbares Gut.
Foto: STEFAN BOHRER
Von Michael Sahli

Stille Wasser sind tief – der Preis dafür leider nicht. Viele Wirte verlangen für Hahnenwasser immer öfter Fantasiepreise. Das musste auch BLICK-Leser Klaus F.* und seine Begleitung schmerzlich erfahren.

«Wir haben uns im Hotelrestaurant Krafft in Basel ein mehrgängiges Abendessen gegönnt. Dazu gab es eine Flasche Wein für 80 Franken.» Die böse Überraschung kam mit der Rechnung: «Der Wirt verlangte pro Liter Leitungswasser 9.60 Franken!» Insgesamt bezahlte die Gesellschaft fast 30 Franken – für Hahnenburger.

«Ja, der Preis stimmt», bestätigt Franz-Xaver Leonhardt, Co-Direktor des Krafft an der Basler Rheingasse. Er rechtfertigt sich: «Das Wasser ist aufbereitet, gefiltert und gekühlt. Auf Wunsch auch mit Kohlensäure versetzt.»

Leonhardt: «Ich verstehe Kunden, die das teuer finden.» Aber: «Man bezahlt nicht nur für das Produkt, sondern auch für die Dienstleistung.»

BLICK-Leser Klaus F. bleibt bei seiner Kritik: «So etwas Dreistes habe ich auf der ganzen Welt noch nie erlebt.» Sara Stalder, Geschäftsführerin der Stiftung für Konsumentenschutz, versteht den Ärger: «Bei einer grossen Konsumation ist es kleinlich und schadet dem Image, fürs Hahnenwasser Geld zu verlangen.»

Den Verkauf von «aufbereitetem und gefiltertem» Hahnenwasser zu hohen Preisen hält die Konsumentenschützerin für ein «Trickli»: «Wenn das nicht klar deklariert ist, werden die Kunden an der Nase herumgeführt.» Ihr Fazit: «Preise von über zwei bis drei Franken pro Liter sind nicht zu rechtfertigen.»

Aber es geht flüssig noch etwas höher. Das teuerste Hahnenwasser, das Konsumentenschützerin Stalder je gemeldet wurde, kostete satte 15 Franken! Viele Wirte haben die ständige Diskussion ums Leitungswasser satt. Ernst Bachmann ist Chef von Gastro Zürich und Wirt der Muggenbühl Gaststuben.

Er verlangt neun Franken für den Liter Hahnenburger – und reagiert gereizt: «Diese Diskussion schei*** mich langsam an!», sagt er. «Ich bekomme ja auch nichts gratis. Und zahle meinem Personal einen anständigen Lohn.»

Auf Sara Stalder angesprochen, meint der Wirt: «Stalder sagt seit Jahren immer das Gleiche. Die verblödet langsam in ihrem Job.»

Dass es durchaus anders gehen würde, zeigt der Kanton Tessin. Dort muss zu einer Mahlzeit ein Gratis-Wasser serviert werden – so steht es im kantonalen Gastgewerbegesetz. BLICK-Leser Klaus F. hat aus seinem Erlebnis im Basler Krafft Konsequenzen gezogen: «Dann doch lieber mal wieder über die Grenze.» 

* Name der Redaktion bekannt

Fehler gefunden? Jetzt melden

Was sagst du dazu?

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.