700 Millionen planen Ferien im Ausland
Zermatt fürchtet sich vor Ansturm der Chinesen

Zermatt hat ein Luxus-Problem. Die Übernachtungszahlen brechen einen Rekord nach dem anderen. Nur eine Zahl wächst noch rasanter: die der Tagesgäste. Langsam wird es eng am Fuss des Matterhorns.
Publiziert: 17.10.2019 um 17:15 Uhr
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Aktualisiert: 17.10.2019 um 17:21 Uhr
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Unvergleichlich schön und ein einzigartiger Touristenmagnet: das Matterhorn bei Zermatt.
Foto: Getty Images

Wer jemals auf einer Brücke über die Mattervispa in Zermatt VS gestanden hat, der weiss, warum Menschen um die ganze Welt reisen, nur um einen Blick auf das Matterhorn zu erhaschen. 

Doch das Erhaschen wird immer mehr zum Problem, Zermatt wird von Tagestouristen überschwemmt. 1,29 Millionen Ankünfte im autofreien Bergort hat die Matterhorn-Gotthard-Bahn im ersten Halbjahr gezählt, vier Prozent mehr als im Vorjahr, wie die «Hotelrevue» schreibt. Und die Bahn will noch mehr Touristen nach Zermatt locken, rührt kräftig die Werbetrommel, vor allem in Asien. 

Es wird eng auf dem Gornergrat

Mit Erfolg: Die Bergikone der Alpen ist gerade bei Gästen aus Asien sehr beliebt. Der Nachteil: Es wird langsam eng in den Gassen von Zermatt und an den besten Aussichtspunkten wie zum Beispiel dem Gornergrat.

Doch davon, dass sich die Touristen auf dem Gornergrat auf den Füssen rumstehen, profitieren längst nicht alle: Die Besucherzahlen steigen viel stärker als die Zahl der Logiernächte. Die steigt zwar auch, aber nicht so rasant wie die Hoteliers das gerne hätten. Die Auslastung der Hotel liegt im Schnitt bei 40 Prozent. Da gibt es viel Steigerungspotenzial, zumal eine schlechte Auslastung die Preise unter Druck bringt. 

«Wenn schon so viele Touristen zu uns kommen, dann soll die Hotellerie und Gastronomie auch davon profitieren», fordert Corinne Julen, die im Vorstand der Zermatter Hoteliervereinigung sitzt, in der «Hotelrevue». 

Rezepte zur Kanalisierung des Ansturms

Das Wort «Overtourism» macht in Zermatt die Runde. «Wir müssen aufpassen, dass wir nicht auf einmal überrannt werden», warnt Julen. 700 Millionen Chinesen planen in den kommenden fünf Jahren ins Ausland zu reisen. Die Chance, dass davon einige am Matterhorn vorbei kommen, ist gross. 

Dem Massenansturm aus Fernost wollen die Zermatter Hoteliers nun Paroli bieten, überlegen sich, wie sie mehr Tagestouristen zum längerem Verweilen verlocken können: «Am schönsten ist das Matterhorn bei Sonnenaufgang und Sonnenuntergang», wirbt Hotelier Paul-Marc Julen. Und hat dabei im Hinterkopf, dass dieses Ereignis am bequemsten mit einer Übernachtung zu bestaunen ist. 

Auch Zermatt Tourismus hat das Problem erkannt, seit einiger Zeit wird intensiv darüber nachgedacht, wie sich die Touristenströme besser lenken lassen. Es sollen Massnahmen entwickelt werden, um die Aufenthaltsdauer der Touristen am Fusse des Matterhorns vor allem in der Sommersaison zu verlängern. (koh) 

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