Die Quittung für das Krisen- und Skandaljahr der Credit Suisse sieht tiefrot aus: Die schliesst das Jahr 2022 mit einem Verlust von 7,3 Milliarden Franken ab. Zudem rennen der Bank die Kunden davon, alleine im Schlussquartal 2022 lagen die Abflüsse von Kundenvermögen bei über 110 Milliarden Franken. Damit steigt der Abfluss von Kundengeldern im Gesamtjahr auf über 123 Milliarden Franken.
Das hat Folgen für die Chefetage: Für dieses Katastrophenjahr 2022 gibt es keinen Bonus. Weder für Konzernchef Ulrich Körner (60) noch für die anderen 10 Frauen und Männer in der Geschäftsleitung. Das sagte CEO Körner an einer Telefonkonferenz anlässlich der Präsentation des Jahresergebnisses. Nicht ohne zu betonen, dass «er und seine Kollegen sechs bis sieben Tage die Woche hart für die erfolgreiche Transformation der Bank arbeiten.»
Geprägt war das Jahr auch deshalb von stark schrumpfenden Erträgen, aber auch von Restrukturierungen und Führungswechseln. Bereits 2021 hatte die Credit Suisse nach den Debakeln um den Zusammenbruch des Hedgefonds Archegos und die Liquidierung der Greensill-Fonds einen Jahresverlust von 1,6 Milliarden Franken geschrieben.
Dividende trotz Milliardenverlust
Im vierten Quartal 2022 alleine erlitt die Credit Suisse einen Verlust von 1,4 Milliarden Franken. Neben erneuten hohen Kosten und Wertberichtigungen für die laufende Restrukturierung ist das Resultat unter anderem durch einen hohen Verlust der Investmentbank belastet worden. Der Vorsteuerverlust betrug 1,3 Milliarden Franken und lag damit im Rahmen der Ankündigungen der CS vom November 2022.
Die Aktionäre erhalten trotz des massiven Verlusts eine Dividende von 5 Rappen pro Aktie. Einen noch höheren Jahresverlust als 2022 hatte die Credit Suisse lediglich mitten in der Finanzkrise geschrieben: im Geschäftsjahr 2008 hatte gar ein Minus von 8,2 Milliarden resultiert.
Aktionäre flüchten aus Aktie
Zwar lag der Milliardenverlust der CS im Rahmen der Erwartungen. Trotzdem startet die Aktien mit einem deutlichen Minus in den Handelstag und verliert an die drei Prozent. Selbst die Beteuerungen von Konzernchef Ulrich Körner, dass die Bank im Jahr 2024 wieder profitabel sein soll, können die Aktionäre nicht davon abhalten, die Aktie zu verkaufen. Und es kommt immer schlimmer: Bis um Mittag verlieren die CS-Titel über 10 Prozent, durchbrechen die Marke von 3 Franken deutlich. Kurz vor Börsenschluss beträgt das Minus gar 13 Prozent.
Umbau der Bank
Fortschritte gibt es bei der Ausgliederung der CS First Boston als unabhängige Bank für Kapitalmärkte und Beratung mit Sitz in den USA. Die CS erwirbt dazu wie erwartet die Klein Group LLC für 175 Millionen US-Dollar. Der Verkäufer erhalte dazu eine Beteiligung an der CS First Boston in Form einer Wandelanleihe, heisst es.
Darüber hinaus werde der bisherige Verwaltungsrat der CS Michael Klein zum CEO of Banking und CEO of the Americas der Credit Suisse sowie zum CEO der CS First Boston ernannt. Er werde dazu Mitglied der Geschäftsleitung und berichte direkt an Group CEO Ulrich Körner.
Im vierten Quartal 2022 seien ausserdem Massnahmen zur Kostensenkung eingeleitet worden, die rund 80 Prozent der für das Gesamtjahr 2023 angestrebten Senkung der Kostenbasis um rund 1,2 Milliarden ausmachen dürften, wie es heisst. Weitere Kosten-Initiativen würden derzeit umgesetzt.
Klarer Plan
Ausserdem seien auch die Massnahmen zum Abbau der Fremdfinanzierung bzw. des Risikoabbaus im Nicht-Kerngeschäft beschleunigt worden, schreibt die Credit Suisse.
In der Medienmitteilung zeigt sich CS-CEO Körner zufrieden mit den Fortschritten beim Umbau der Bank: «Wir verfügen über einen klaren Plan zur Schaffung einer neuen Credit Suisse und wollen unsere auf drei Jahre angelegte strategische Transformation weiter erfolgreich umsetzen, indem wir unser Portfolio anpassen, Kapital umverteilen, unsere Kostenbasis optimieren und unsere führenden Geschäftsbereiche ausbauen.»