6000 Verkaufsstellen verschwunden
Am häufigsten im Detailhandel schloss die Post

Heute veröffentlichte Hochrechnungen von GfK Switzerland beziffern das Lädelisterben in der Schweiz. Laut den Marktforschern sind 6000 Verkaufsstellen seit dem Jahr 2010 geschlossen worden.
Publiziert: 26.06.2018 um 16:00 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 21:08 Uhr
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Gut 140 OVS-Filialen in der Schweiz stehen vor dem Aus. Der Betreiberfirma Sempione Fashion AG ging das Geld aus.
Foto: Keystone
Ulrich Rotzinger

Ex Libris, Schild, Herren Globus, Companys, Charles Vögele: Die Liste der Läden, die in den letzten Jahren verschwunden sind, liesse sich beliebig fortsetzen. Jüngstes Beispiel: OVS. Die Modekette bestätigte heute eine Massenentlassung von 1180 Mitarbeitern in der Schweiz. Und damit das Aus für die meisten der über 140 OVS-Shops.

Eine heute veröffentlichte Studie des Marktforschungsinstituts GfK Switzerland bestätigt den Trend: Von 2010 bis 2017 sind gemäss GfK-Hochrechnungen rund 6000 Verkaufsstellen geschlossen worden. «Das ist eine deutlich höhere Zahl, als man hätte erwarten können», sagt Experte Thomas Hochreutener (63) zu BLICK. «Zu kleine oder unklar positionierte Firmen und Marken kommen unter die Räder.» Verlierer in diesen sieben Jahren sei neben den vielen Angestellten und Teilzeitkräften vor allem der Fachhandel.

«Am meisten Verkaufsstellen schloss die Post», heisst es im Report. Die Anzahl der Filialen des gelben Riesen ging um 35 Prozent zurück. Gefolgt vom Non-Food-Fachhandel (–28%), Medien/Bücher (–27%) und Fashion/Schuhe (–12%). 

Marktbereinigung geht weiter

«Im Bereich Mode ist das Lädelisterben besonders stark ausgeprägt», meint Hochreutener. Bis 2014 zählte man im Mode- und Schuhmarkt noch 3756 Geschäfte. Ab 2015 begann laut GfK der Bereinigungsprozess, «es ging steil abwärts».

In den letzten drei Jahren wurden über 700 Verkaufsstellen dichtgemacht. «Dieser Prozess ist nicht abgeschlossen, 2018 sind weitere Schliessungen zu erwarten», sagt Hochreutener.

Für diese Prognose braucht es allerdings nicht viel Experten-Wissen, wenn man den aktuellen Niedergang der OVS-Kette betrachtet. Die Schliessungen sind in den aktuellen Zahlen noch nicht enthalten. 

GfK Markt-Monitor 2018
Foto: Zvg

CS-Immo-Experte Fredy Hasenmaile (51) sagte Anfang Juni im BLICK: «Neben OVS reduzieren gegenwärtig viele Detailhandelsketten die Zahl ihrer Standorte.» Und: «Die Hälfte der Läden verabschiedet sich im Stillen, indem auslaufende Mietverträge einfach nicht mehr erneuert werden.» 

Laut den Herausgebern des jüngsten Shoppingcenter-Reports gehen in den nächsten fünf Jahren zudem über 1000 Läden in Schweizer Einkaufstempeln zu.

GfK Markt-Monitor 2018
Foto: Zvg

«Der Verdrängungskampf in einem gesättigten Markt wird sich 2018 fortsetzen», heisst es bei GfK. Die Verkaufsflächen gehen weiter zurück. Leerstehende Flächen könnten nur temporär mit sogenannten Popup-Stores belegt werden.

Gleichzeitig wachse die Zahl der Online-Shops. Die Marktforscher zählen derzeit 10'000 Online-Shops mit .ch-Domain – nebst Millionen von internationalen Online-Shops. Obwohl der Einkaufstourismus stagniert, fliesst immer noch sehr viel Geld ins Ausland ab.

Mit dem Möbelhaus XXXLutz aus Österreich und der Sportfachkette Decathlon aus Frankreich gibt es immerhin zwei grössere ausländische Player, die in der Schweiz auf grösserer Verkaufsfläche Wachstumschancen wittern.

Insgesamt erzielte der Schweizer Detailhandel gemäss GfK-Markt-Monitor in den ersten fünf Monaten des laufenden Jahres ein Umsatzplus von 0,7 Prozent. Doch dieses steht noch auf äusserst wackeligen Beinen. 

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