Beim Projektstart war auch die Syndicom mit an Bord. Doch bei wichtigen Themen wie etwa der Lohnfrage wurde die Gewerkschaft ausgeklammert. Ein schlechtes Zeichen. «Wir befürchten, dass es zu Lohnkürzungen kommt», sagt Zentralsekretär Roland Lamprecht (38).
Mit dem neuen System sollen nur noch 30 Prozent der Angestellten am Schalter die komplette Produktpalette verkaufen, also auch Handy-Abos, Internet-Anschlüsse oder Versicherungen. Der Rest soll sich aufs Kerngeschäft konzentrieren. Doch wer welchen Posten übernimmt, ist unklar. Das sorgt für Verunsicherung.
Wegen der Jobumstellung droht allen 6000 Mitarbeitern am Schalter zudem eine Änderungskündigung. Doch über die Konditionen der neuen Verträge ist die Syndicom nicht informiert worden. «Wir wollen mit der Post am Verhandlungstisch sitzen», fordert Lamprecht.
Welche Filialen noch die ganze Palette an Dienstleistungen anbieten, ist ungewiss. «Poststellen mit nur einem Schalter werden keine Beratungen mehr anbieten», vermutet er. Das dürfte die Kunden ärgern. Ein Konto eröffnen könnte man in kleinen Filialen dann nicht mehr.
«Das wird die kleinen Poststellen Kunden kosten und das Filialensterben beschleunigen», glaubt der Gewerkschafter.
Noch ist nichts in Stein gemeisselt. Die Post hat den Betroffenen angekündigt, Ende Sommer einen Entscheid zu fällen. Ende Juli hat die Syndicom eine Petition lanciert, die ein Mitspracherecht fordert. Über 2000 Schalterangestellte haben sie unterschrieben.
«Der Rücklauf ist überwältigend, wir haben in der Ferienzeit mit dem Sammeln angefangen», sagt Lamprecht. Das zeige, wie sehr das Thema die Betroffenen belaste. Heute wird die Petition eingereicht.
Und was sagt die Post dazu? Sie lässt sich nicht in die Karten blicken. «Wir nehmen uns für diese hoch komplexe Angelegenheit die notwendige Zeit, Ruhe und Sorgfalt bei den Abklärungen und Analysen», sagt Sprecher Oliver Flüeler.
Nach den Sommerferien will die Post informieren. Die 6000 Schalterangestellten werden bis dahin mit der Unsicherheit leben müssen.