Jetzt erklärt Chocolatier Läderach die Entlassungen
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«Sozialplan liegt nicht drin»:Jetzt erklärt Chocolatier Läderach die Entlassungen

«Ein Sozialplan liegt leider nicht drin»
Jetzt erklärt Chocolatier Läderach die Entlassungen

Im Glarnerland stellt Läderach 27 Angestellte auf die Strasse. Mehrere davon sind über 60 Jahre alt. Einen Sozialplan oder eine Abfindung gibt es nicht. Gewerkschaften sind entsetzt. Jetzt rechtfertigt sich Läderach.
Publiziert: 29.05.2020 um 08:29 Uhr
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Aktualisiert: 15.02.2021 um 15:56 Uhr
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Johannes Läderach trennt sich wegen der Corona-Krise von langjährigen Mitarbeitern.
Foto: Keystone
Patrik Berger

Die Corona-Krise macht dem Glarner Chocolatier zu schaffen. In der Schweiz sind die Umsätze um 50 Prozent eingebrochen, in Deutschland sind es zwischen 20 und 30 Prozent.

Das hat drastische Folgen für die Angestellten: Läderach entlässt 27 Mitarbeiter an den Standorten Ennenda GL und Bilten GL, wie der «Tages-Anzeiger» schreibt. Die schlechten Nachrichten erhielten sie per Mail. Wegen der Corona-Auswirkungen komme es in der Zentrale zu einem Stellenabbau.

Kurz vor der Pensionierung

Überraschend für die strenggläubige Unternehmerfamilie Läderach, die sich Nächstenliebe und christliche Ethik auf die Fahne geschrieben hat: Unter den Betroffenen sind mehrere Mitarbeiter über 60 Jahren, die teilweise seit fast 20 Jahren für das Traditionsunternehmen gearbeitet haben. Und kurz vor der Pensionierung stehen.

Einen Sozialplan gibt es selbst für sie nicht. Keine Abfindungen. «Ein Sozialplan liegt leider nicht drin», sagt Geschäftsführer Johannes Läderach. Bei den aktuellen Konjunkturaussichten ist es höchst unwahrscheinlich, dass die älteren Betroffenen schnell wieder einen Job finden werden.

«Fast keinen Umsatz mehr»

Beim Glarner Chocolatier gibt man die Corona-Krise als Grund für die Entlassungen an. «Wegen der zweimonatigen Ladenschliessungen in der Schweiz und im Ausland haben wir fast keinen keinen Umsatz mehr gemacht», sagt Läderach-Sprecherin Elyne Hager zu BLICK.

«Weil in den Grossstädten, an Tourismusorten und in Bahnhöfen die Frequenz nach wie vor fehlt, liegen die Umsätze auch seit der Wiedereröffnung in der Schweiz substanziell unter Vorjahr.» Eine rasche Erholung auf das ursprüngliche Niveau sei nicht zu erwarten.

«Diese noch nie da gewesenen Umstände machen neben der Einführung von Kurzarbeit in unseren Filialen und Produktionsstätten leider auch einen Abbau von Verwaltungs- und Strukturkosten nötig», so Hager weiter. Vom Stellenabbau betroffen seien 27 Voll- und Teilzeitstellen, mehrheitlich aus der Verwaltung und aus allen Hierarchiestufen.

«Es betrifft sowohl dienstjüngere wie auch dienstältere Personen. Wo Härtefälle zu erwarten sind, haben wir einigen Mitarbeitenden andere Positionen, Outplacements oder Vermittlungen angeboten», führt sie weiter aus. Zu einzelnen Arbeitsverträgen oder Vereinbarungen schweigt Läderach.

«Mehr als verwerflich»

Die Gewerkschaften sind entsetzt. Syna fordert Läderach auf, keine Entlassungen auszusprechen. «Unter den aktuellen wirtschaftlichen Bedingungen ältere Leute zu entlassen, ist mehr als verwerflich», sagt Zentralsekretärin Claudia Stöckli zu BLICK. Läderach als globales und erfolgreiches Unternehmen sei problemlos in der Lage, einen griffigen Sozialplan zu erstellen, der die jetzt schwierigen wirtschaftlichen Folgen für die entlassenen Angestellten abfedere.

Und: «Für die älteren Arbeitnehmenden, die von der Entlassung betroffen sind, muss unbedingt eine Frühpensionierung gesprochen werden. Diese Mitarbeitenden werden – gerade im Segment der Produktion und im Verkauf – mit hoher Wahrscheinlichkeit keine neue Arbeit mehr finden», sagt Stöckli.

Kündigungen zurückziehen!

Ähnlich tönt es bei der Gewerkschaft Unia. «Das Vorgehen von Läderach ist nicht akzeptabel. Um Absatzeinbrüche während der Corona-Krise zu überbrücken, gibt es das Instrument der Kurzarbeit, das Läderach nun offenbar auch nutzt. Aber einerseits von öffentlicher Unterstützung bei der Kurzarbeit profitieren und andererseits langjährige Angestellte auf die Strasse stellen, das geht nicht», sagt Philipp Zimmermann (32), Unia-Mediensprecher.

Die Unia fordert den Chocolatier auf, die Kündigungen zurückzunehmen und die betroffenen Angestellten zu den bisherigen Bedingungen weiterzubeschäftigen. «Genau dafür hat der Bundesrat den Zugang zu Kurzarbeit vereinfacht und stellt Kredite zur Überbrückung der Krise bereit», sagt Zimmermann zu BLICK.

Deutlich schlechtere Konditionen

Drei weiteren Angestellten wurden laut «Tages-Anzeiger» neue Arbeitsverträge zu deutlich schlechteren Konditionen zur Unterschrift vorgelegt. Der Verdacht liegt laut einem Insider nahe, dass die Firma davon ausgeht, dass die Betroffenen selber kündigen.

So kommt Läderach um die Pflicht herum, einen Sozialplan auszuarbeiten. Johannes Läderach weist das von sich. Bei den Entlassungen gehe es um eine «Bereinigung der Unternehmensstruktur».

1962 gegründet

Zur Zeit beschäftige das Unternehmen 1100 Mitarbeitende, davon über 900 in der Schweiz. Die Firma betreibt im Glarnerland zwei Produktionsstätten und schweizweit 45 Verkaufsfilialen. Bis Ende Februar 2020 sei das Wachstum im zweistelligen Bereich gewesen.

Die Glarner Confiserie wurde 1962 von Rudolf Läderach gegründet. 1994 übergab der Gründer sein Unternehmen an seinen Sohn Jürg Läderach. Der Vater von Johannes Läderach ist Inhaber des Unternehmens und Verwaltungsratspräsident.

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