50 Prozent mehr Frauen in Verwaltungsräten
Brauchts noch eine Quote?

Die Quote des Bundesrates braucht es nicht - das behaupten Headhunter Guido Schilling und Michèle Etienne. Die Zahl der Frauen in Verwaltungsräten ist gestiegen.
Publiziert: 05.03.2015 um 20:34 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 16:50 Uhr
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Cornelia Ritz Bossicard wurde vor kurzem in den Verwaltungsrat der Valora gewählt.
Foto: Stefan Baumgartner
Von Moritz Kaufmann und Joël Widmer

Immer häufiger wachen Frauen über Schweizer Unternehmen. Neuste Zahlen überraschen: In den letzten fünf Jahren hat die Zahl der Verwaltungsrätinnen in der Schweiz um 50 Prozent zugenommen. Das geht aus der Management-Studie «Schilling Report» hervor. «Es hat einen Riesenschub gegeben», freut sich Headhunter Guido Schilling. Er hat mit seiner Firma die ­Teppichetagen der 120 grössten Schweizer Unternehmen untersucht. 2010 war noch jeder zehnte Verwaltungsrat in der Schweiz eine Frau. Heute ist es jeder sechste. In diesem Stil soll es weitergehen. Im Jahr 2020 beträgt die Frauenquote 30 Prozent. Das sagt Schilling voraus, der sein Geld damit verdient, Spitzenkräfte an Unternehmen zu vermitteln.

Der Umkehrschluss ist für ihn klar: «Die Frauenquote für Verwaltungsräte ist reiner Populismus. Es braucht sie nicht.»

Damit fährt Schilling dem Bundesrat an den Karren. Im November stellte Justizministerin Simonetta Sommaruga entsprechende Pläne vor. Eine Quote von 30 Prozent bis in fünf Jahren. Ist dieses Gesetz jetzt gar nicht mehr nötig?

Nicht nur Schilling ist der Meinung, dass in Schweizer Verwaltungsräten Frauen den Männern zahlenmässig bald die Stirn bieten werden. Michèle Etienne hat es sich zum Geschäft gemacht, hochqualifizierte Frauen an Unternehmen zu vermitteln. Sie ist Co-Geschäftsführerin der Firma Get Diversity. Bei offenen Verwaltungsratsstellen werden mindestens gleich viele Frauen wie Männer vorgeschlagen. Keine Quotenfrauen also.

«30 Prozent Verwaltungsrätinnen heisst in der Schweiz rund 300 zusätzliche Frauen. Das bringt man schnell einmal hin.» Der Wille bei den Unternehmen sei da. «Wo eine Frau ist, ist man offen für weitere», sagt Etienne. Deshalb ist auch für sie klar: Die Quote des Bundesrats ist falsch.

Dafür gibts Applaus von den bürgerlichen Politikern. CVP-Chef Christophe Darbellay sagt: «Firmen haben derzeit andere Probleme als solche Quoten-Interventionen.» Der Walliser spricht den Frankenschock an. Tatsächlich glaubt Headhunter Schilling, dass der starke Franken derzeit die Frauenförderung hemmt. Aber: «Sobald die Schweiz den nächsten Aufschwung erlebt, brauchen die Firmen mehr Führungskräfte.» Dann werde um Frauen in Spitzenpositionen gekämpft.

All diese Argumente überzeugen Politiker links der Mitte nicht. Gewerkschafter und SP-Nationalrat Corrado Pardini fordert staatliche Hilfe: «Ohne Quote haben die Männer immer Ausreden, warum sie andere Männer bevorzugen.»

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