50 Jahre Vita Parcours – aber wir bewegen uns immer weniger
Fetter statt fitter

Die Vita Parcours feiern den 50. Geburtstag. Sie sind bekannt und beliebt bei Alt und Jung. Trotzdem blieben sie eine stumpfe Waffe im Kampf gegen Übergewicht.
Publiziert: 17.05.2018 um 13:47 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 18:45 Uhr
Der Vitaparcours feiert seinen 50. Geburtstag
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499 Parcours verteilt über die Schweiz:Der Vitaparcours feiert seinen 50. Geburtstag
Christian Kolbe

Ein halbes Jahrhundert Vita Parcours! Der erste Parcours wurde am 18. Mai 1968 in Zürich-Fluntern eröffnet. Trotz ihres Alters sind die Parcours nicht in die Jahre gekommen. In der Schweiz kennt sie fast jedes Kind. Und sie haben einen Beitrag an die Gesundheit der Bevölkerung geleistet. Aber auch sie sind kein Rezept gegen alle Probleme der Volksgesundheit.

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Vita-Parcours feiert Jubiläum.
Foto: Blick Grafik

Seit es die Vita Parcours gibt, ist die Lebenserwartung in der Schweiz stark angestiegen. 1968 lag diese für Männer bei knapp 70 Jahren, für Frauen bei über 75 Jahren. Heute liegt dieser Wert für Männer bei über 81 Jahren, Frauen leben statistisch betrachtet mehr 85 Jahre. Innert 50 Jahren hat sich die Lebenserwartung um über 10 Jahre erhöht.

Wir werden älter – gleichzeitig aber auch fetter statt fitter! Das zeigen regelmässig erhobene Statistiken über die sportlichen Aktivitäten der Schweizer Bevölkerung. Der Anteil derjenigen, die gar keinen Sport machen, hat sich in den letzten Jahren nicht gross verändert. «Das grundsätzliche Problem ist immer noch zu viel Inaktivität», sagt Lukas Zahner (62), Professor am Departement für Sport, Bewegung und Gesundheit der Uni Basel. 

Früher gehörte Bewegung zum Alltag

Diese Inaktivität war damals, als die Vita Parcours entstanden, noch kein Problem. Bewegung war fester Bestandteil des Alltags – und nicht sportliche Freizeitaktivität: «Das Lebensumfeld hat sich in den vergangenen Jahrzehnten wesentlich verändert, früher mussten sich die Leute mehr bewegen. Es gab noch keine Rolltreppen, der Anteil körperlicher Arbeit war viel höher», so Zahner.

Heute sitzen wir den ganzen Tag im Büro, pendeln mit Zug, Tram oder Auto an den Arbeitsplatz im Bürohochhaus, anstatt mit dem Velo in die Fabrik zu fahren. Wer sich nicht zu zusätzlicher Bewegung in Form sportlicher Betätigung zwingt, hat gute Chancen, mehr Kalorien zu sich zu nehmen, als er verbrennt. Das langfristige Ergebnis: Übergewicht! 

Von der Zurich kommt die Kohle

Wer sich nicht bewegt, findet auch den Weg zum Vita Parcours nicht, dem «schönsten und günstigsten Fitness-Zentrum der Schweiz», wie Ruth Humbel (60) schwärmt. Die Aargauer CVP-Nationalrätin ist Präsidentin der Stiftung Vita Parcours. «Dieses Fitnesszentrum ist an der frischen Lift, jederzeit zugänglich, und es stärkt Kraft Ausdauer und Beweglichkeit.»

Die Gründung der Stiftung wurde nötig, als die  Zürich Versicherungs-Gesellschaft 1993 die Vita Versicherung schluckte. Die erste Sponsorin und Namensgeberin der Parcours. Der Versuch, die Parcours umzubenennen, wurde schnell aufgegeben. Heute sind die Fitness-Pfade zwar offiziell mit «Zurich Vitaparcours» angeschrieben, doch der Volksmund spricht nach wie vor nur von den Vita Parcours. 

Diese waren 1968 Ausdruck des allgemeinen Lebensgefühls, hatten etwas Revolutionäres, erinnert sich der stellvertretende Direktor des Bundesamts für Sport, Walter Mengisen (63): «Die Vita Parcours waren der Beitrag des Sports zum gesellschaftlichen Aufbruch nach 1968.» Für viele Sportbegeisterte boten die Parcours eine Chance, sich aus dem damals rigiden Regime der Turn- und Sportvereine zu befreien.

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