Mageres Wachstum: Analysten sind enttäuscht
Nestlé ächzt unter Währungslast

Der Nahrungsmulti Nestlé hat zwar ein solides Halbjahresergebnis präsentiert. Doch die Analysten sind dennoch enttäuscht. Sie hatten bessere Zahlen erwartet.
Publiziert: 18.08.2016 um 07:27 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 19:21 Uhr
Trotz solidem Halbjahresergebnis enttäuscht Nestlé-Chef Paul Bulcke (61) die Analysten.
Foto: LAURENT GILLIERON

In den ersten sechs Monaten 2016 betrug das organische Wachstum 3,5 Prozent, wie Nestlé am Donnerstag mitteilte. Analysten hatten mit einem Plus von 3,8 Prozent gerechnet. Damit hat sich das Wachstum im zweiten Quartal leicht abgeschwächt. Nach drei Monaten hatte Nestlé noch ein organisches Wachstum von 3,9 Prozent ausgewiesen.

Das Wachstum setzt sich aus 2,8 Prozent Realwachstum und 0,7 Prozent Preisanpassungen zusammen. Aufgrund des deflationären Umfelds hätten Preisanpassungen einen historisches Tiefstand erreicht, schreibt Nestlé. Begründet wird dies mit dem generell deflationären Umfeld und mit den niedrigen Rohstoffpreisen.

Ziel ein weiteres Mal verfehlt

Mit dem Halbjahresresultat verfehlt der Konzern aus Vevey ein weiteres Mal sein selbst gestecktes Wachstumsziel, das mittel- bis längerfristig ein organisches Wachstum von 5 bis 6 Prozent vorsieht.

Unter dem Strich resultierte ein Nettogewinn von 4,1 Milliarden Franken, 0,4 Milliarden weniger als im Vorjahr. Der Konzern begründet den Rückgang mit einmaligen Steueranpassungen. Der Gesamtumsatz betrug 43,2 Milliarden Franken. Wechselkurse wirkten sich mit 2 Prozent negativ auf den Umsatz aus.

Auf seinem wichtigsten Markt Nord- und Südamerika (AMS) hat der Nahrungsmittelkonzern erneut das stärkste Wachstum erzielt. Gleichzeitig leidet Nestlé unter dem Einfluss von Währungsabwertungen in Lateinamerika.

Das organische Wachstum in der Zone AMS betrug im ersten Halbjahr 5,1 Prozent. Der Umsatz lag bei 12,1 Milliarden Franken. Die Ergebnismarge, die den operativen Gewinn in Relation zum Umsatz setzt, betrug 17,8 Prozent - 0,2 Prozentpunkte weniger als im Vorjahr. Der Einfluss von Währungsabwertungen habe noch nicht vollständig durch Preiserhöhungen ausgeglichen werden können, begründet Nestlé den Rückgang.

Solide Entwicklung

Gleichzeitig verweist der Konzern auf breit abgestützte Marktanteilsgewinne und ein starkes internes Realwachstum. Dieses trug in der Zone AMS insgesamt 2,5 Prozent zum organischen Wachstum bei. Erfolgreich sei insbesondere das Tiefkühlgeschäft verlaufen. Die Entwicklung der Produkte für Heimtiere in Nordamerika bezeichnet Nestlé als «solid».

In Brasilien wuchs das Geschäft im mittleren einstelligen Bereich und übertraf in einem rezessiven Umfeld den Markt, wie Nestlé schreibt. Zum guten Resultat trugen vor allem haltbare Milchprodukte und Nescafé Dolce Gusto bei. Generell stark hat sich laut Nestlé auch das Geschäft in Mexiko entwickelt.

In Europa, dem Nahen Osten und Nordafrika erzielte Nestlé ein organisches Wachstum von 2,6 Prozent und eine operative Ergebnismarge von 16,9 Prozent - 0,7 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Der Umsatz betrug 8,1 Milliarden Franken. Gut lief es insbesondere in Frankreich, Spanien, Portugal und Benelux. In Osteuropa waren Russland, Tschechien und die Slowakei die Wachstumstreiber.

In Asien, Ozeanien und Subsahara-Afrika betrug das organische Wachstum 2,3 Prozent. Der Umsatz lag bei 7,1 Milliarden Franken. Die operative Ergebnismarge verbesserte sich um 1,4 Prozentpunkte auf 19,6 Prozent. Die Profitabilität stieg laut Nestlé dank höherer Effizienz und tieferen Inputkosten, insbesondere bei Milcherzeugnissen.

Stabsübergabe im April

Gut lief es für den Konzern vor allem in Südostasien, Subsahara-Afrika und Japan. Dagegen verlangsamte sich in China der Markt für Nahrungsmittel und Getränke «beträchtlich», wie es heisst.

Im Juni gab Nestlé zudem bekannt, dass Präsident Peter Brabeck (71) das Zepter per April nächsten Jahres an Paul Bulcke (61) übergeben wird. Neuer CEO von Nestlé wird dann Mark Schneider (50), der vom deutschen Unternehmen Fresenius nach Vevey stösst. (SDA/hoa)

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