Der Gewinn stieg dank einigen Sondereffekten gar um knapp ein Fünftel. Für die weitere Zukunft zeigt sich der Konzern einigermassen zuversichtlich und erwartet eine Beschleunigung des Wachstums im zweiten Halbjahr.
Organisch wuchs der weltgrösste Nahrungsmittel-Hersteller um 2,8 Prozent, wie er am Donnerstag mitteilte. Die wichtigste Umsatzkenngrösse in der Nahrungsmittel-Industrie, bei der Wechselkursverschiebungen und Zukäufe/Verkäufe heraus gerechnet werden, hatte bereits im ersten Quartal bei 2,8 Prozent gelegen. Die von Analysten befürchtete Verlangsamung des Wachstums ist damit nicht eingetreten.
Geringe Preisanpassungen
Die 2,8 Prozent setzten sich zusammen aus einem Mengenwachstum (RIG) von 2,5 Prozent und Preissteigerungen von lediglich 0,3 Prozent. Nestlé liegt mit den aktuellen Zahlen deutlich unter den früher erreichten Werten, betont aber, dass man bezüglich Mengenwachstum «weiterhin am oberen Ende der Lebensmittel-Branche» liege. Die nur geringen Preisanpassungen werden mit dem herausfordernden Umfeld in Europa und tieferer Inflation in einigen der aufstrebenden Länder begründet.
Der Gesamtumsatz stieg derweil um 2,3 Prozent auf 43,9 Milliarden Franken, wobei die Effekte aus Zukäufen und Veräusserungen sowie der Wechselkursveränderungen per Saldo gering waren. In diesem schwierigen Umfeld, in dem die Branchenriesen vor allem von neuen, kleinen und agilen Unternehmen unter Druck gesetzt werden, versucht der neue Konzernchef Mark Schneider den Konzern seit einiger Zeit wieder auf Vordermann zu bringen.
Hohe Restrukturierungskosten
Allein dieses Jahr wird Nestlé dazu auch Restrukturierungskosten in Höhe von 700 Millionen Franken verbuchen. Man habe «substantielle Kostensenkungsmassnahmen» eingeleitet, heisst es in der Mitteilung, insbesondere in der Zone EMENA (Europa, Mittlerer Osten, Nordafrika) und in der Konzernzentrale.
Die hohen Ausgaben haben zur Folge, dass die ausgewiesene operative Marge unter Druck ist. Der Konzern fokussiert allerdings seit einiger Zeit auf die bereinigte operative Gewinnmarge. Diese konnte um 20 Basispunkte (BP) auf 16,1 Prozent gesteigert werden. «Die Margen entwickeln sich vollends im Rahmen unserer Zielvorgaben für 2020», lässt sich CEO Schneider in der Mitteilung zitieren.
Signifikant verbessert
Unter dem Strich blieb ein Reingewinn von 5,83 Milliarden, was einem Plus von 19 Prozent entspricht. Für den Anstieg waren den Angaben zufolge hauptsächlich Erträge aus dem Verkauf von Geschäften, tiefere Steuern und die verbesserte operative Leistung verantwortlich. Mit den vorgelegten Zahlen wurden die Schätzungen der Analysten beim Wachstum (2,5%) klar übertroffen, bei der Marge (16,2%) hingegen knapp verfehlt.
Unter den Regionen betont Nestlé vor allem die Fortschritte in den USA und China. Das Mengenwachstum in den USA und in Kanada habe sich «signifikant» verbessert, wobei etwa die Produkte für Haustiere oder Kaffee besonders gut gelaufen seien. In China - zuletzt längere Zeit eine Baustelle bei Nestlé mit schwachen Wachstumsraten - spricht Nestlé von einer «Beschleunigung mit starker Dynamik» etwa bei Kaffee, kulinarischen Produkten und im Bereich E-Commerce.
Mehr Fokus auf Marge
Im Bereich Wasser, der als eigene Division geführt wird, hatte Nestlé etwas mehr Mühe. So war etwa das Mengenwachstum mit -0,7 Prozent negativ, dies vor allem wegen Europa und einigen der aufstrebenden Länder. Dafür lief der Bereich 'Übrige Geschäfte' mit einem organischen Wachstum von 5,7 Prozent sehr gut. Hierzu gehört etwa Nespresso. Genaue Zahlen gibt es dazu nicht. Laut Nestlé hat der Kapsel-Kaffee aber das mittlere einstellige Wachstum bestätigt, mit «starker Dynamik» in Nordamerika und Asien.
Für das Gesamtjahr rechnet das Nestlé-Management neu mit einem organischen Wachstum um 3 Prozent und hat damit die bisherige Prognose von 2 bis 4 Prozent deutlich eingeengt. «Mit Blick auf die zweite Jahreshälfte 2018 erwarten wir weitere Verbesserungen beim organischen Wachstum», sagt Konzernchef Schneider dazu. Ferner dürfte sich die Margenentwicklung dank Effizienzmassnahmen und sinkender Rohstoffpreise beschleunigen.
Der Konzern betont dabei den ausgewogenen Ansatz in Bezug auf Wachstum und Gewinn. Bestimmte Investoren, so etwa der der US-Hedgefund Third Point, hatten zuletzt mehr Fokus auf die Marge gefordert. (SDA)