Billig, billiger, am billigsten – so will der neue Super-Discounter Mere aus Russland seit dieser Woche auch die Deutschen überzeugen. Dazu passend lautet das Motto der Billigkette «Tiefstpreise jeden Tag». 20 Prozent günstiger soll Mere gegenüber den Konkurrenten Aldi und Lidl sein. Doch kann der Neuling das Versprechen auch halten?
Tatsächlich zeigt ein Preisvergleich von «Bild», dass Kunden bei Mere einiges sparen können. Einen Warenkorb mit zehn Artikeln gibts beim Super-Discounter für 10.67 Euro. Bei Lidl würde man dafür 14.98 Euro zahlen, bei Aldi sogar 16.77 Euro.
Für weniger Geld mehr Ware
Allerdings ist dabei Vorsicht geboten. Denn nur die Preise für Produkte in Einheitsgrösse wie etwa Milch, Apfelsaft oder Kaffeepulver lassen sich direkt vergleichen lassen. Bei Würstchen, Salami, Oliven oder Käse stellt «Bild» aber Produkte mit unterschiedlichen Inhalten gegenüber. Tendenziell profitiert davon aber Mere. Dort gibts für kleines Geld, häufig mehr.
Das Extrembeispiel ist Salami. 400 Gramm kosten bei Mere 0.69 Euro. Die Konkurrenten sind deutlich teurer: Für 1.49 Euro bekommen Käufer bei Aldi 125 Gramm, bei Lidl gibts für 1.59 Euro nur 100 Gramm.
Der Mere-Preis ist also zumindest bei den zehn Produkten des «Bild»-Vergleichs unschlagbar. Dennoch lässt sich in der Praxis mit dem neuen Anbieter nur bedingt sparen.
Das Problem: Die Filiale in Leipzig hat nur ein Sortiment von rund 400 Produkten. Wer sich darauf beschränkt, muss seinen Menüplan stark einschränken. So gibt es für Spaghetti Bolognese zwar Sauce in grosser Menge, Spaghetti und Teigwaren überhaupt fehlen wenigstens zum Start. Auch auf frische Früchte und Gemüse müssen Mere-Käufer zwangsweise verzichten.
Zweiter Wahl
Die «Lebensmittel Zeitung» hat sich das Sortiment genauer angeschaut. Viele Produkte seien aus Osteuropa, das zeigten die Etiketten. Die Milch etwa sei tschechisch. Was das Einkaufen für deutschsprachige Konsumenten schwierig macht, häufig werde nur der Produktname auf dem Regal oder einem Aufkleber übersetzt angeschrieben. Weil auch die Marken weitgehend unbekannt sind, wird notgedrungen meist die Katze im Sack gekauft.
Einige Fleischprodukte stammen zwar aus Deutschland. Doch wie die «Lebensmittel Zeitung» weiss, handelt es sich dabei Restprodukte, die bei der industriellen Wurstwarenherstellung anfallen würden. Auch die tiefgekühlten Schnitzel aus Österreich seien Produkte zweiter Wahl. Ihr Preis 3,06 Euro. Der Verkaufsschlager am ersten Tag war ein Hackbraten mit Knoblauch für 98 Cent.
Kritik an Preispolitik
Besorgt über die Tiefstpreise ist die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten. Die Eröffnung in Leipzig sieht diese als Alarmsignal. Sie fürchtet eine Preis-Abwärts-Spirale im schon günstigen deutschen Detailhandel. Lebensmittel aber dürften nicht unter Wert verkauft werden.
Am Ende werden die Konsumenten entscheiden. Der Ansturm am ersten Tag war zwar gross. Doch ob die Leute auch wiederkommen, muss sich erst zeigen.