Berge, Schokolade und Käse: Das haben andere Länder auch. Was die Schweiz wirklich einzigartig macht, sind ihre Unternehmen. Kein anderes Land mit vergleichbarer Grösse hat so viele weltbekannte Konzerne hervorgebracht wie die Schweiz.
Vom Technologiekonzern ABB bis zum Versicherer Zurich spielt die Schweiz AG in der absoluten Weltklasse. Der Nahrungsmittelkonzern Nestlé, die Basler Pharmakonzerne Roche und Novartis und die Grossbanken gehören zu den Besten und Grössten in ihren Gefilden. Swatch und Richemont dominieren den Uhren- und Schmuckmarkt.
Für ihre Besitzer sind die Unternehmen wahre Goldgruben. Die Top 25 der Schweizer Konzerne schütten diesen Frühling über 40 Milliarden Franken an Dividendenzahlungen aus – das ist so viel wie nie zuvor.
Wie jedes Jahr haben die Familien Oeri und Hoffmann das schönste Füllhorn: Ihre Beteiligung an Roche mehrt ihr Vermögen von geschätzten 25 Milliarden Franken um weitere 583 Millionen. Zum Vergleich: Die 50-Prozent-Beteiligung an der Swisscom spült dem Bund fast gleich viel in die Kasse.
Mit 268 Millionen Franken am zweitmeisten Dividendeneinnahmen bezieht Kühne+ Nagel-Mehrheitsaktionär Klaus-Michael Kühne (79). Der Hamburger hat sich zwar aus dem Alltagsgeschäft zurückgezogen, wacht mit seiner Familienstiftung in Schindellegi SZ aber noch immer über den weltgrössten Logistikkonzern. Dahinter folgen die Blocher-Töchter. 220 Millionen Franken wirft ihre Mehrheit an der Ems-Chemie ab. Je 96 Millionen fliessen an Magdalena Martullo (46) und ihre Schwester Rahel Blocher (40). 28 Millionen fallen für Miriam Baumann-Blocher (41) ab.
Die Läckerli-Huus-Inhaberin und Ehefrau von Möbel-Pfister-Chef Matthias Baumann besitzt 8,9 Prozent am Unternehmen. Zum exklusiven Klub der Aktionäre mit Einnahmen von über 100 Millionen zählen auch die Familien Schindler und Bonnard, die den Luzerner Lifthersteller kontrollieren. Zementbaron Thomas Schmidheiny (70) erhält exakt 100 Millionen Franken Dividende aus seiner Beteiligung an Lafarge-Holcim. Das dürfte für ihn aber nur ein schwacher Trost für die erlittenen Kursverluste in Milliardenhöhe sein – die Fusion mit Lafarge erwies sie für die Holcim-Aktionäre als Flop.
Ein Privatduell auf Augenhöhe liefern sich die Uhren-Clans Hayek und Rupert: Die Besitzer von Swatch und Richemont ziehen aus ihren Firmen mit 83,5 Millionen Franken exakt gleich hohe Dividendenzahlungen.
Damit endet die Galerie der Einzelaktionäre mit grossen Namen. Der Rest der 40 Milliarden fliesst an anonyme Investoren – amerikanische Pensionskassen, britische Hedgefonds, saudische Ölscheichs, arabische und asiatische Staatsfonds und zahllose Kleinaktionäre aus aller Welt. Rund 60 Prozent ihrer Dividenden richten die Schweizer Konzerne an ausländische Aktionäre aus.
Von den Grossen befinden sich nur Roche, Swatch, Ems-Chemie, Schindler und der Bauzulieferer Sika unter Schweizer Kontrolle. Und bei Sika sind die Tage gezählt. Die Besitzerfamilie Burkard will ihre Beteiligung nach Frankreich verkaufen. Statt wie dieses Jahr 30 Millionen Franken an Dividende würde sie so auf einen Schlag 2,8 Milliarden Franken erhalten.