265 Millionen Franken
So viel kassieren die 40 Topverdiener der Schweiz

Über eine Viertel-Milliarde erhielten die 40 bestbezahlten Manager der Schweiz. Die höchsten Löhne zahlten 2011 die Basler Pharmakonzerne. Unter den Top 40 ist nur eine Frau: Mit 3,9 Millionen Franken ist Swatch-Präsidentin Nayla Hayek die bestbezahlte Managerin.
Publiziert: 25.03.2012 um 16:49 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 19:00 Uhr
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Platz 1 und 2: 15,93 Mio. Fr., Joseph Jimenez (rechts), CEO Novartis 13,07 Mio. Fr., Daniel Vasella, VR-Präsident Novartis, VR Pepsico
Von Roman Seiler

Die Lohndiät ist hart: Carsten Kengeter, oberster Investment-Banker der UBS, verdiente 2010 noch 9,3 Millionen. Keiner in der Konzernleitung verdiente so viel wie er. 2011 liess sich der Chef der Investment-Bank nur seinen Basislohn von rund 900'000 Franken auszahlen – auf einen Bonus verzichtete er, weil einer seiner 17'300 Mitarbeiter, der Händler Kweku Adoboli, 1,8 Milliarden Franken verzockt hatte.

Kengeters Abschied aus den Top Ten der Spitzenverdiener von Schweizer Unternehmen ist lediglich der krasseste Fall seiner Branche, wie das neuste Ranking der Toplöhne zeigt. SonntagsBlick weist darin auch Bezüge aus, die ein Topmanager für Verwaltungsratsmandate bei anderen börsenkotierten Firmen erhält. So war­ Josef Ackermann neben seiner ­Tätigkeit als CEO der Deutschen Bank auch Verwaltungsrat bei Shell, Siemens und dem Versicherungskonzern Zurich. Als ob er bei seinem Hauptarbeitgeber nicht genug verdient hätte: Der im Mai zurücktretende Ackermann erhielt von der Deutschen Bank neben seinem Gehalt (siehe unten) noch weitere drei Millionen.

Im Gegensatz zu Ackermann mussten alle Topshots der Schweizer Grossbanken Federn lassen:

  • Die Lohnsumme der Konzernleitung der Credit Suisse (CS) schrumpfte um 56, jene der UBS um 23 Prozent.
  • Zum Vergleich: Der CS-Gewinn sank um 62, jener der UBS um 45 Prozent.
  • Der CS-Aktienkurs schmierte um 27, jener der UBS um 41 Prozent ab.


Wer annimmt, die Verwaltungsräte der Grossbanken seien zur Einsicht gekommen, keine Vergütungen von mehr als 15 Millionen Franken mehr zu gewähren, wurde am Freitag jäh eines Besseren belehrt: Die UBS gab bekannt, Andrea Orcel (48) sei als Co-Chef der schlingernden Investment-Bank eingekauft worden. Diese soll er zusammen mit Kengeter neu ausrichten. Finanzblätter schilderten fantastische Legenden über den «Regenmacher» der Bank of America Merrill Lynch (BoAML). Für Investment-Banker Orcel soll die UBS mehr als 15 Millionen Franken bezahlt haben. Damit entschädigt sie ihn für den Verlust gesperrter Lohnanteile bei der BoAML. Bestätigt wird das nicht. Auskunft gibt vielleicht der Geschäftsbericht 2012.

Absurd ist auch, dass der Chef der amerikanischen UBS-Vermögensverwaltungssparte, Robert McCann, 9,18 Millionen Franken kassierte – damit ist er der Topverdiener der Bank. Seine Division warf 2011 gerade mal ­einen Vorsteuergewinn von 534 Millionen ab. Das Retailgeschäft mit Schweizer Normalverdienern und Firmenkunden rentierte fast vier Mal besser.

Die Entlöhnung in den grössten Schweizer Konzernen hat mit Verdiensten wenig zu tun. Die Lohnexzesse des letzten Jahrzehnts wirken noch immer nach. Nur so ist erklärbar, dass Ernst Tanner als Chef des Schoggikonzerns Lindt & Sprüngli auf ein Salär von 10,2 Millionen Franken kommt. Das entspricht 4,1 Prozent des Reingewinns. Paul Bulcke, CEO des viel grösseren Nestlé-Konzerns, kommt auf 0,1 Prozent des Profits.

Im Windschatten der Grossverdiener der Pharma- und Finanzbranche stiegen die Entschädigungen der Industrie­kapitäne kräftig an. Bestes ­Beispiel ist Joe Hogan, der bei ABB 9,4 Millionen kassiert.

Goldener Fallschirm

Von selbst kommen die Verwaltungsratsmitglieder in den Vergütungsausschüssen nicht zur Räson. Es braucht den Druck von Öffentlichkeit und Politik. Ein übler Sündenfall sind Abfindungen, die der ­Unternehmer und Ständerat Thomas Minder mit seiner Abzocker-Initiative verbieten lassen will. Das beste Beispiel ist Lawrence Howell, Ex-Chef der vom griechischen Reeder-Clan Latsis kontrollierten Privatbank EFG International. Nach seinem unfreiwilligen Abgang im letzten Juli kassiert er während zweier weiterer Jahre mehrere Millionen Franken. Begründung für den goldenen Fallschirm: Er darf nicht bei der Konkurrenz anheuern. Das Gleiche gilt für Ex-Lonza-Chef Stefan Borgas. Er kann mit seiner Abfindung den 1,7-Millionen-Kredit ablösen, den er beim Ex-Arbeitgeber bezogen hat.

Lonza-Verwaltungsratspräsident Rolf Soiron hat auch ­allen anderen Geschäftsleitungsmitgliedern ein Geschenk gemacht: Sollte einer nach der Übernahme durch ein anderes Unternehmen seinen Job verlieren oder degradiert werden, erhält er eine Entschädigung von 18 Monatsgehältern. Solche Kontrollwechsel-Klauseln sind noch verpönter als gol­dene Fallschirme.

Rang

Name, Mandat

Entschädigung 2011

1

Joseph Jimenez
CEO Novartis

15,93 Mio. Fr.

2

Daniel Vasella
VR-Präsident Novartis, VR Pepsico

13,07 Mio. Fr.

3

Severin Schwan
CEO Roche

13,00 Mio. Fr.

4

Paul Bulcke
VR-Delegierter und CEO Nestlé, VR Roche

11,58 Mio. Fr.

5

Ernst Tanner
VR-Präsident, CEO Lindt & Sprüngli; VR-Vize Swatch

10,31 Mio. Fr.

6

Franz Humer
VR-Präsident Roche, VR-Präsident Diageo

9,55 Mio. Fr.

7

Joe Hogan
CEO ABB

9,37 Mio. Fr.

8

Robert McCann
Chef Vermögensverwaltungsgeschäft America, UBS

9,18 Mio. Fr.

9

Peter Brabeck
VR-Präsident Nestlé, VR-Vize CS, VR Exxon Mobil

8,91 Mio. Fr.

10

Josef Ackermann
CEO Deutsche Bank. VR-Vize Zurich Financial Services. VR: Siemens, Shell

8,58 Mio. Fr.

11

Robert S. Shafir
CEO Asset Management, Credit Suisse (CS)

8,50 Mio. Fr.

12

Michael Mack
CEO Syngenta

8,48 Mio. Fr.

13

Martin Senn
CEO Zurich Finan­cial Services

7,90 Mio. Fr.

14

Richard Lepeu
VR-Mitglied und Vizechef Richemont

7,10 Mio. Fr.

15

Peter Voser
VR-Mitglied und CEO Shell, VR Roche

6,63 Mio. Fr.

16

Alfred Schindler
VR-Präsident und CEO

6,56 Mio. Fr.

17

Juergen Steinemann
CEO Barry Callebaut

6,36 Mio. Fr.

18

Nick Hayek
CEO Swatch Group

6,36 Mio. Fr.

19

Sergio Ermotti
CEO UBS

6,35 Mio. Fr.

20

Patrick De Maeseneire
CEO Adecco

6,17 Mio. Fr.

21

Lawrence Howell
CEO EFG Int. bis 24.6.11

6,09 Mio. Fr.

22

Brady Dougan
CEO Credit Suisse (CS)

5,82 Mio. Fr.

23

Boris Collardi
CEO Bank Julius Bär

5,67 Mio. Fr.

24

Markus Akerman
VR und CEO Holcim

5,65 Mio. Fr.

25

Stefan Lippe
CEO Swiss Re

5,36 Mio. Fr.

26

Hariolf Kottmann
VR und CEO Clariant

5,20 Mio. Fr.

27

Walter Kielholz
VR-Präsident Swiss Re, VR CS

5,15 Mio. Fr.

28

Johann Rupert
VR-Präsident und CEO Richemont

4,81 Mio. Fr.

29

Jean-Paul Clozel
VR und CEO Actelion

4,53 Mio. Fr.

30

Urs Rohner
VR-Präsident CS

4,33 Mio. Fr.

31

Herbert J. Scheidt
CEO Vontobel bis 4.5.11, seither VR-Präsident

4,28 Mio. Fr.

32

Bruno Pfister
CEO Swiss Life

4,16 Mio. Fr.

33

Rolf Dörig
VR-Präsident Adecco und Swiss Life, VR-Vize Kaba

3,92 Mio. Fr.

34

Nayla Hayek
VR-Präsidentin Swatch Group

3,89 Mio. Fr.

35

Jürgen Tinggren
CEO Schindler

3,76 Mio. Fr.

36

Stefan Borgas
CEO Lonza, VR Syngenta

3,23 Mio. Fr.

37

Raymond Bär
VR-Präsident Julius Bär

2,60 Mio. Fr.

38

Martin Strobel
CEO Baloise

2,52 Mio. Fr.

39

Oswald Grübel
CEO UBS bis 24.9.11

2,23 Mio. Fr.

40

Martin Taylor
VR-Präsident Syngenta

2,00 Mio. Fr.

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