Die Lohndiät ist hart: Carsten Kengeter, oberster Investment-Banker der UBS, verdiente 2010 noch 9,3 Millionen. Keiner in der Konzernleitung verdiente so viel wie er. 2011 liess sich der Chef der Investment-Bank nur seinen Basislohn von rund 900'000 Franken auszahlen – auf einen Bonus verzichtete er, weil einer seiner 17'300 Mitarbeiter, der Händler Kweku Adoboli, 1,8 Milliarden Franken verzockt hatte.
Kengeters Abschied aus den Top Ten der Spitzenverdiener von Schweizer Unternehmen ist lediglich der krasseste Fall seiner Branche, wie das neuste Ranking der Toplöhne zeigt. SonntagsBlick weist darin auch Bezüge aus, die ein Topmanager für Verwaltungsratsmandate bei anderen börsenkotierten Firmen erhält. So war Josef Ackermann neben seiner Tätigkeit als CEO der Deutschen Bank auch Verwaltungsrat bei Shell, Siemens und dem Versicherungskonzern Zurich. Als ob er bei seinem Hauptarbeitgeber nicht genug verdient hätte: Der im Mai zurücktretende Ackermann erhielt von der Deutschen Bank neben seinem Gehalt (siehe unten) noch weitere drei Millionen.
Im Gegensatz zu Ackermann mussten alle Topshots der Schweizer Grossbanken Federn lassen:
- Die Lohnsumme der Konzernleitung der Credit Suisse (CS) schrumpfte um 56, jene der UBS um 23 Prozent.
- Zum Vergleich: Der CS-Gewinn sank um 62, jener der UBS um 45 Prozent.
- Der CS-Aktienkurs schmierte um 27, jener der UBS um 41 Prozent ab.
Wer annimmt, die Verwaltungsräte der Grossbanken seien zur Einsicht gekommen, keine Vergütungen von mehr als 15 Millionen Franken mehr zu gewähren, wurde am Freitag jäh eines Besseren belehrt: Die UBS gab bekannt, Andrea Orcel (48) sei als Co-Chef der schlingernden Investment-Bank eingekauft worden. Diese soll er zusammen mit Kengeter neu ausrichten. Finanzblätter schilderten fantastische Legenden über den «Regenmacher» der Bank of America Merrill Lynch (BoAML). Für Investment-Banker Orcel soll die UBS mehr als 15 Millionen Franken bezahlt haben. Damit entschädigt sie ihn für den Verlust gesperrter Lohnanteile bei der BoAML. Bestätigt wird das nicht. Auskunft gibt vielleicht der Geschäftsbericht 2012.
Absurd ist auch, dass der Chef der amerikanischen UBS-Vermögensverwaltungssparte, Robert McCann, 9,18 Millionen Franken kassierte – damit ist er der Topverdiener der Bank. Seine Division warf 2011 gerade mal einen Vorsteuergewinn von 534 Millionen ab. Das Retailgeschäft mit Schweizer Normalverdienern und Firmenkunden rentierte fast vier Mal besser.
Die Entlöhnung in den grössten Schweizer Konzernen hat mit Verdiensten wenig zu tun. Die Lohnexzesse des letzten Jahrzehnts wirken noch immer nach. Nur so ist erklärbar, dass Ernst Tanner als Chef des Schoggikonzerns Lindt & Sprüngli auf ein Salär von 10,2 Millionen Franken kommt. Das entspricht 4,1 Prozent des Reingewinns. Paul Bulcke, CEO des viel grösseren Nestlé-Konzerns, kommt auf 0,1 Prozent des Profits.
Im Windschatten der Grossverdiener der Pharma- und Finanzbranche stiegen die Entschädigungen der Industriekapitäne kräftig an. Bestes Beispiel ist Joe Hogan, der bei ABB 9,4 Millionen kassiert.
Goldener Fallschirm
Von selbst kommen die Verwaltungsratsmitglieder in den Vergütungsausschüssen nicht zur Räson. Es braucht den Druck von Öffentlichkeit und Politik. Ein übler Sündenfall sind Abfindungen, die der Unternehmer und Ständerat Thomas Minder mit seiner Abzocker-Initiative verbieten lassen will. Das beste Beispiel ist Lawrence Howell, Ex-Chef der vom griechischen Reeder-Clan Latsis kontrollierten Privatbank EFG International. Nach seinem unfreiwilligen Abgang im letzten Juli kassiert er während zweier weiterer Jahre mehrere Millionen Franken. Begründung für den goldenen Fallschirm: Er darf nicht bei der Konkurrenz anheuern. Das Gleiche gilt für Ex-Lonza-Chef Stefan Borgas. Er kann mit seiner Abfindung den 1,7-Millionen-Kredit ablösen, den er beim Ex-Arbeitgeber bezogen hat.
Lonza-Verwaltungsratspräsident Rolf Soiron hat auch allen anderen Geschäftsleitungsmitgliedern ein Geschenk gemacht: Sollte einer nach der Übernahme durch ein anderes Unternehmen seinen Job verlieren oder degradiert werden, erhält er eine Entschädigung von 18 Monatsgehältern. Solche Kontrollwechsel-Klauseln sind noch verpönter als goldene Fallschirme.
Rang
| Name, Mandat
| Entschädigung 2011
|
1 | Joseph Jimenez | 15,93 Mio. Fr. |
2 | Daniel Vasella | 13,07 Mio. Fr. |
3 | Severin Schwan | 13,00 Mio. Fr. |
4 | Paul Bulcke | 11,58 Mio. Fr. |
5 | Ernst Tanner | 10,31 Mio. Fr. |
6 | Franz Humer | 9,55 Mio. Fr. |
7 | Joe Hogan | 9,37 Mio. Fr. |
8 | Robert McCann | 9,18 Mio. Fr. |
9 | Peter Brabeck | 8,91 Mio. Fr. |
10 | Josef Ackermann | 8,58 Mio. Fr. |
11 | Robert S. Shafir | 8,50 Mio. Fr. |
12 | Michael Mack | 8,48 Mio. Fr. |
13 | Martin Senn | 7,90 Mio. Fr. |
14 | Richard Lepeu | 7,10 Mio. Fr.
|
15 | Peter Voser | 6,63 Mio. Fr. |
16 | Alfred Schindler | 6,56 Mio. Fr. |
17 | Juergen Steinemann | 6,36 Mio. Fr. |
18 | Nick Hayek | 6,36 Mio. Fr. |
19 | Sergio Ermotti | 6,35 Mio. Fr. |
20 | Patrick De Maeseneire | 6,17 Mio. Fr. |
21 | Lawrence Howell | 6,09 Mio. Fr. |
22 | Brady Dougan | 5,82 Mio. Fr. |
23 | Boris Collardi | 5,67 Mio. Fr. |
24 | Markus Akerman | 5,65 Mio. Fr. |
25 | Stefan Lippe | 5,36 Mio. Fr. |
26 | Hariolf Kottmann | 5,20 Mio. Fr. |
27 | Walter Kielholz | 5,15 Mio. Fr. |
28 | Johann Rupert | 4,81 Mio. Fr. |
29 | Jean-Paul Clozel | 4,53 Mio. Fr. |
30 | Urs Rohner | 4,33 Mio. Fr. |
31 | Herbert J. Scheidt | 4,28 Mio. Fr. |
32 | Bruno Pfister | 4,16 Mio. Fr. |
33 | Rolf Dörig | 3,92 Mio. Fr. |
34 | Nayla Hayek | 3,89 Mio. Fr. |
35 | Jürgen Tinggren | 3,76 Mio. Fr. |
36 | Stefan Borgas | 3,23 Mio. Fr. |
37 | Raymond Bär | 2,60 Mio. Fr. |
38 | Martin Strobel | 2,52 Mio. Fr. |
39 | Oswald Grübel | 2,23 Mio. Fr. |
40 | Martin Taylor | 2,00 Mio. Fr. |