Vor einem Jahr hatten die Frankenstärke und Finanzverluste für einen Gewinntaucher auf 2,4 Millionen Franken gesorgt. Der Umsatz sank dagegen gegenüber dem Vorjahr um 12 Prozent auf 1,29 Milliarden Franken, wie der Ostschweizer Konzern am Mittwoch bekannt gab. Die Aufwertung des Frankens und die Euro-Schwäche hätten alleine 40 Millionen Franken Umsatz gekostet.
Zudem war das Vorjahressemester mit einem überdurchschnittlichen Umsatz von 1,47 Milliarden etwas aussergewöhnlich. Denn normalerweise macht Stadler rund ein Drittel der Umsätze in der ersten Jahreshälfte, und die restlichen zwei Drittel in der zweiten. Im Vorjahr war es zu einer leichten Verschiebung dieser Regel zugunsten der ersten Jahreshälfte gekommen.
Aufträge von 4,7 Milliarden Franken in 6 Monaten
Der Betriebsgewinn EBIT fiel nun um 29 Prozent auf 47,5 Millionen Franken. Grund für den deutlichen Rückgang ist ein Einmaleffekt im Zusammenhang mit der Akquisition deutschen Signaltechnikfirma BBR, die im Vorjahr das operative Ergebnis um 21,3 Millionen Franken nach oben getrieben hatte. Ohne den Sondereffekt wäre der EBIT um 2 Millionen Franken gestiegen.
Die Betriebsgewinnmarge sank auf 3,7 Prozent von 4,5 Prozent im Vorjahr. Ohne den Einmaleffekt hätte Stadler im Vorjahr lediglich eine EBIT-Marge von 3,1 Prozent ausgewiesen.
Auch der Auftragseingang war nicht mehr so üppig wie vor einem Jahr. Stadler holte in den ersten sechs Monaten Aufträge in Höhe von 4,7 Milliarden Franken herein. Im Ausnahmevorjahr waren es fast 6 Milliarden Franken gewesen dank riesigen Bestellungen unter anderem der SBB und der ÖBB.
Dennoch ist das Orderbuch so voll wie noch nie: Der Auftragsbestand stieg auf ein neues Rekordhoch von 25,4 Milliarden Franken nach 22,0 Milliarden Ende 2022.
Damit hat Stadler die Erwartungen der Finanzgemeinde teilweise übertroffen, teilweise verfehlt. Analysten hatten mit weniger Auftragseingang, EBIT-Marge und viel weniger Reingewinn gerechnet, aber mehr Umsatz und EBIT erwartet.
«EBIT-Marge von 7 bis 8 Prozent ist realistisch»
Für das laufende Geschäftsjahr 2023 bestätigt Stadler die bisherigen Ziele mit Ausnahme der Investitionen, die nun über 200 Millionen Franken betragen dürften. Zuvor hatte der Konzern «rund» 200 Millionen an Investitionen angepeilt.
Zudem erwartet Stadler weiterhin einen Umsatz von 3,7 bis 4,0 Milliarden Franken. Die EBIT-Marge soll auf einem vergleichbaren Niveau wie 2022 zu liegen kommen. Das wären 5,5 Prozent.
Auch an den Zielen für 2025 halten die Ostschweizer fest: «Stadler ist nach wie vor überzeugt, dass unter normalen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen eine EBIT-Marge von 8 bis 9 Prozent erreicht werden kann. Angesichts der aktuellen Kombination aus Inflation, Lieferkettenproblemen, Währungsverwerfungen und geopolitischen Spannungen erachtet Stadler hingegen im Geschäftsjahr 2025 eine EBIT-Marge von 7 bis 8 Prozent als realistisch», schrieb der Konzern.
Die Dividendenpolitik mit einer Ausschüttung von rund 60 Prozent des Konzernergebnisses will Stadler fortsetzen. Die Investitionen sollen auf 120 bis 150 Millionen Franken sinken. (SDA)