20 Prozent Rabatt, Nespresso-Automaten, Kinderecken
Ab morgen haben die Berner ihren eigenen Manor

Im Herzen von Bern eröffnet Manor am Donnerstag ein neues Warenhaus. Das erstaunt, steckt die Branche doch mitten in der Krise. Damit der Laden läuft, hat sich Manor-Chef Jérôme Gilg einiges einfallen lassen.
Publiziert: 24.04.2019 um 17:57 Uhr
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Dieses Haus ist nach der Zunft zur Schmieden, Charles Vögele und OVS nun die Berner Heimat von Manor.
Foto: Noé Waldmann
Noé Waldmann

Nach 30 Jahren ist Manor in Bern endlich am Ziel: Zwischen den beiden Wahrzeichen Käfigturm und «Zytglocke» prangt neu das Leuchtschild der Manor. Die grösste Schweizer Warenhauskette hat sich in Bern ein Bijou gesichert. Denn an bester Lage geht am morgigen Donnerstag das 61. Warenhaus der Manor auf, mitten in der Berner Altstadt. Der Laden wird «in gewisser Hinsicht zum Testladen», sagt Jérôme Gilg (43), der neue Manor-Chef zu BLICK.

Denn das neue Warenhaus soll die digitale Welt der Onlineshops mit dem Einkaufen im Laden verbinden. So können die Angestellten in Bern die Kunden mit einem Tablet-Computer auf Angebote im Online-Shop aufmerksam machen und sogar Bestellungen aufnehmen. Auch mit dem Handy nutzbare QR-Codes an den Regalen sind Teil der Kombination aus Off- und Online. Der Kunde sieht den Artikel dann direkt im Online-Shop auf dem Handy.

Geht ein Kauf im Manor-Online-Shop auf eine Beratung im Berner Laden zurück, wird der Umsatz dem Berner Warenhaus zugeschrieben. Die Berner Filiale bietet ein Schweizer Novum: Die im Laden gekaufte Ware kann man sich in weniger als einer Stunde nach Hause oder an eine andere Adresse in der Stadt liefern lassen. «Manor Bern wird damit zum schnellsten Warenhaus der Schweiz», sagt Gilg.

T-Shirt- und Nespresso-Automaten, Slimy-Maschine für Kinder

Damit nicht genug. Denn die Berner Warenhaus-Chefin Kathrin von Arx (41) und ihr 85-köpfiges Team lockt ihre Kundschaft mit weiteren Aktionen in die Marktgasse. In Zusammenarbeit mit einem Start-Up bietet Manor einen T-Shirt-Automaten, bei dem der Ausdruck selber gestaltet werden kann. Zur Eröffnung gibt es 20 Prozent Rabatt – für alle, die eine Manor-Kundenkarte besitzen.

In der Kinderabteilung laden verschiedene Ecken zum Spielen ein. Es gibt Kugelbahnen und bald auch eine Slimy-Maschine für die Kids. Für die weibliche Kundschaft gibt es einen Sephora, prominent am Eingang platziert. Auch moderne Nespresso-Kapsel-Automaten haben es nach Bern geschafft. Die Regale gefüllt hat man hier während dreier Wochen – dafür waren 120 Lastwagen-Ladungen nötig. In den Berner Manor investierte das Unternehmen einen «schönen zweistelligen Millionenbetrag».

Dabei ist das neue Warenhaus mit 4700 Quadratmeter eher ein kleines. In Zürich, Basel oder Genf wird auf doppelt bis dreimal so viel Fläche gearbeitet. So sucht man eine Food-Abteilung, die Papeterie und Sportartikel vergeblich im Berner Manor.

Manor muss sich neu erfinden

Die fehlende Fläche der Läden ist für Manor-Chef Gilg kein Problem: «Grössere Flächen werden immer teuerer und kleinere Flächen finden wir immer noch an guter Lage», sagt Gilg. «So können wir uns einmal in einem kleineren Format präsentieren». Dass Manor mit ihrem Konzept experimentiert, darf nicht verwundern. 

Die Warenhäuser stecken mitten in der Krise. Seit 2015 verzichtet das Unternehmen auf die Herausgabe von Umsatzzahlen. Ist es nicht ein Risiko heutzutage ein weiteres Warenhaus aufzumachen? «Das ist immer ein Risiko, aber im Fall von Bern mussten wir uns das nicht zweimal überlegen», sagt Gilg. Er fordert im ersten Betriebsjahr noch keinen Gewinn. «Wir erwarten für so ein Warenhaus, dass es in drei bis vier Jahren schwarze Zahlen schreibt», sagt Gilg. 

Kommt es andernorts zu Schliessungen?

Wie sieht es bei den anderen Warenhäusern aus? Schliessungen stehen keine bevor, meint der Chef auf die Frage. «Es ist immer schwierig zu sagen, aber das ist jetzt kein Thema», so Gilg. Das erstaunt: Das Geschäft sei weiterhin schwierig, und die Zahlen vom ersten Quartal 2019 schwach, so der Chef. 

Was ist seine Strategie? Denn Jérôme Gilg kam nicht von Jumbo zu Manor, um den Kurs zu halten. Sein Erfolgsrezept soll aus folgenden Zutaten bestehen. Erstens: Ein Online-Shop, der mit der Konkurrenz auf Augenhöhe ist. Zweitens: Erlebnisse, wie interaktive Bildschirme und Pop Up-Stores in den Warenhäusern. Und Drittens: die Fähigkeit auf kurzfristige Trends zu reagieren. Wenn ein neues Produkt von irgendwo auf der Welt im Internet grosse Aufmerksamkeit erlangt, will Manor es so schnell wie möglich in die Filialen bringen. Ob diese Strategie Manor zu neuen Höhen verhilft, muss sich aber erst noch zeigen. 

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