Der restliche Kaufpreis für WDF von bis zu 1,6 Mrd. Fr. soll via Schuldtitel finanziert werden. Ein Bankenkonsortium habe für den Deal eine Brückenfinanzierung über 3,8 Mrd. Fr. zugesichert, teilte Dufry am Montag mit. Zu den beteiligten Banken zählen BBVA, Goldman Sachs, ING, Santander, UniCredit und die UBS.
Zudem werden laut den Angaben die Staatsfonds GIC und Temasek aus Singapur sowie QIA aus Katar je bis zu 450 Mio. Fr. in die kombinierte Gruppe investieren.
Dufry hatte am Samstag mitgeteilt, der italienischen Edizione den Anteil von 50,1 Prozent an WDF für rund 1,3 Mrd. Euro abzukaufen. Edizione wird von der für ihre Kleiderkette bekannten Familie Benetton kontrolliert.
Nachdem diese Transaktion abgeschlossen ist, will Dufry den anderen WDF-Aktionären ein Übernahmeangebot unterbreiten. Dufry stellt wie im Deal mit Edizione 10,25 Euro in bar je Anteil in Aussicht. Unter Berücksichtigung der Schulden wird WDF mit insgesamt knapp 3,6 Mrd. Euro bewertet.
Auf pro Forma-Basis erwirtschaftete die kombinierte Gruppe 2014 laut den Angaben einen Umsatz von 7,8 Mrd. Fr. bei einem operativen Gewinn (EBITDA) von mehr als 1 Mrd. Franken. Dufry erwartet von der Übernahme jährliche Synergien von 100 Mio. Euro und ein zweistelliges Wachstum des Gewinns pro Aktie ab dem zweiten Jahr nach der Transaktion.
Die Kapitalerhöhung wird die Dufry-Führung der Generalversammlung beantragen. Die Details dazu würden später genannt, hiess es. Bereits hätten Aktionäre mit einem Stimmenanteil von 30 Prozent an Dufry zugesichert, für die Kapitalerhöhung zu stimmen.
Trotz der Kapitalerhöhung und der erst im letzten September erfolgten milliardenschweren Übernahme von Nuance legte die Dufry-Aktie am Montagvormittag kräftig zu. Um 12 Uhr notierte der Titel einen Kursgewinn von 6 Prozent auf 143,50 Franken.
Analysten sprachen von einem sinnvollen Expansionsschritt, der aber auch Risiken berge. Durch die Übernahme werde Dufry als Marktführer doppelt so gross wie die Nummer 2 am Markt, erklärte Vontobel-Analyst René Weber. Der Transaktion müssen die Wettbewerbsbehörden noch zustimmen.
Weber ergänzte, er verstehe die langfristige industrielle Logik hinter der Transaktion, sehe aber kurzfristig einige Risiken. Zum einen stecke Dufry inmitten der Integration von Nuance, zum andern habe WDF gerade mit der Integration ihrer Plattformen in der EU begonnen. Der Preis liege mit einem Verhältnis von Unternehmenswert zu operativem Gewinn (EBITDA) von 13:1 klar über demjenigen, den Dufry für Nuance und 2013 für Hellenic Duty Free bezahlt habe.
Dufry werde durch die Akquisition besser positioniert, um neue Konzessionen zu gewinnen oder bestehende zu verlängern, ergänzte Michael Romer, Experte bei J.Safra Sarasin. Obwohl Dufry bei Akquisionen Erfolge vorweisen könne, sei die gleichzeitige Integration von Nuance und WDF eine grosse Herausforderung.